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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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und er keine Kraft mehr besaß, ihr zu widerstehen.
    Als Letztes hörte er die Drachenstimme sagen: 
Das ist unsere Gabe an dich.
     
     

BITTERE WAHRHEIT
    E ragon war allein, als er erwachte. Er schlug die Augen auf und starrte an die Decke des Baumhauses, das er und Saphira sich teilten. Draußen regierte noch immer die Nacht und aus der leuchtenden Kiefernstadt drangen die Stimmen der feiernden Elfen zu ihm herauf.
    Bevor er sich seiner Umgebung bewusst werden konnte, meldete sich Saphira zu Wort. Sie übermittelte ihm ein Bild, in dem sie und Islanzadi vor dem Menoa-Baum standen, dann fragte sie ihn besorgt: 
Wie geht es dir, Kleiner?
    Ich fühle mich... gut. So gut wie schon lange nicht mehr. Wie lange war ich -
    Nur eine Stunde. Ich wäre bei dir geblieben, aber man hat Oromis, Glaedr und mich gebraucht, um die Zeremonie zu beenden. Du hättest die Elfen sehen sollen, als du in Ohnmacht gefallen bist! Anscheinend ist so etwas noch nie passiert.
    Hast du das gemacht, Saphira?
    Nein, und Glaedr auch nicht. Es waren die kollektiven Erinnerungen meines Volkes, die durch die Elfenmagie Gestalt und Substanz angenommen und dich mit den Fähigkeiten der Drachen gesalbt haben, weil du unsere Hoffnung bist, dem Aussterben zu entgehen.
    Muss ich das verstehen?
    Schau einfach in den Spiegel.
    Sie zog sich aus seinem Geist zurück, und Eragon stand auf und streckte sich genüsslich, verblüfft darüber, wie wohl er sich fühlte.
    In der Waschkammer nahm er den Rasierspiegel und hielt ihn ins Licht einer Wandlaterne.
    Er erstarrte vor Überraschung.
    Es war, als hätten sich die verschiedenen körperlichen Veränderungen, die ein menschlicher Drachenreiter im Laufe der Zeit an sich erlebt - und die auch Eragon schon zu erfahren begonnen hatte, seit er mit Saphira zusammen war -, als hätten sich diese Veränderungen während seiner Bewusstlosigkeit vollständig manifestiert. Sein Gesicht war jetzt so ebenmäßig und engelsgleich wie das eines Elfen, die Ohren liefen spitz zu, die Augen standen leicht schräg und seine Haut war hell wie Alabaster und schien ein sanftes Glühen zu verströmen, einen nahezu magischen Schein. 
Ich sehe aus wie ein Prinz.
 Eragon hatte diesen Ausdruck noch nie für einen Mann benutzt, schon gar nicht für sich selbst, aber das einzige Wort, das sein Aussehen beschrieb, war: »schön«. Doch die Verwandlung zum Elf war nicht vollkommen. Sein Kinn war kräftiger, seine Augenbrauen dichter, sein Gesicht breiter. Er war hellhäutiger als die Menschen und sah markanter aus als die Elfen.
    Mit zitternden Fingern fasste Eragon sich an den Rücken und tastete nach der Narbe.
    Nichts!
    Hastig zog er das Wams aus und hielt sich den Spiegel hinter den Rücken. Die Haut war glatt wie vor der Schlacht von Farthen Dûr. Eragon stiegen Tränen in die Augen, während er über die Stelle strich, wo Durza ihn verstümmelt hatte. Er wusste, dass sein Rücken geheilt war und ihm nie wieder Sorgen bereiten würde.
    Und nicht nur die hässliche Narbe hatte sich in nichts aufgelöst, sondern auch jede andere Schramme und jeder körperliche Makel war verschwunden. Er fühlte sich wie neugeboren. Eragon strich über das Handgelenk, wo er sich beim Schärfen von Garrows Sense geschnitten hatte. Es war nichts mehr davon zu sehen. Auch die fleckigen Narben an den Innenseiten seiner Oberschenkel, Erinnerungen an seinen ersten Flug mit Saphira, waren verschwunden.
    Einen Moment lang vermisste er sie als Markstein seines Lebens, aber dann wurde ihm bewusst, welches großartige Geschenk er erhalten hatte, denn die Auswirkungen jeder einzelnen Verletzung und Krankheit, die er je gehabt hatte, waren vollständig getilgt.
    Ich bin das geworden, was mir bestimmt war,
 dachte er und nahm einen tiefen Atemzug von der berauschenden Luft.
    Er warf den Spiegel aufs Bett und legte seine besten Kleider an: ein purpurnes Hemd mit goldenen Strickborten, einen mit weißer Jade besetzten Gürtel, eine weiche braune Gamaschenhose, Stoffschuhe in der Elfenmode und ledernes Armzeug, das ihm die Zwerge geschenkt hatten.
    Dann stieg er vom Baum herunter, schlenderte durchs schillernde Ellesméra und schaute zu, wie die Elfen im Fieber der Nacht feierten. Niemand erkannte ihn, obwohl sie ihn als einen der ihren grüßten und ihn zum Mitfeiern einluden.
    Eragon schwebte im Rausch seiner geschärften Wahrnehmungen, und seine Sinne flirrten unter der Vielzahl der neuen Eindrücke, die plötzlich auf ihn einprasselten. Er konnte im Dunkeln sehen,

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