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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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nahmen. Die Kinder schrien verängstigt. Doch schließlich hatten die Dorfbewohner den Pfeilhagel hinter sich gelassen. Sie rannten über die Hafenmole an einem brennenden Lagerhaus vorbei, hetzten über den Pier und kamen in einem wilden Durcheinander aufs Schiff gestürmt.
    Birgit und Gertrude dirigierten den Menschenstrom zu den Ladeluken am Vorder- und Achterdeck. Binnen weniger Minuten waren die verschiedenen Ebenen des Schiffs bis in den hintersten Winkel gefüllt, von den Laderäumen bis zur Kapitänskajüte. Diejenigen, für die es unten keinen Platz mehr gab, blieben an Deck und hielten sich Fisks Schilde über die Köpfe.
    Wie Roran in seiner Botschaft an Host angeordnet hatte, versammelten sich alle kräftigen Männer aus Carvahall um den Hauptmast und warteten nun auf weitere Befehle. Roran sah Mandel in ihrer Mitte stehen und zwinkerte ihm anerkennend zu.
    Dann deutete Uthar auf einen der Matrosen und rief: »Du da, Bonden! Geh mit ein paar von diesen Landeiern an die Winden und hol die Anker ein! Und dann ab an die Ruder, und zwar hurtig!« Den Männern an den Steuerbord-Katapulten rief er zu: »Die Hälfte von euch rüber auf die Backbordseite! Nehmt alles unter Beschuss, was sich dem Schiff nähert!«
    Auch Roran wechselte die Seite. Während er ein Katapult lud, kamen noch einige Nachzügler aus dem Rauch aufs Schiff getaumelt. Neben ihm führten Jeod und Helen die sechs Gefangenen zur Laufplanke und schubsten die Männer zum Pier hinunter.
    Bevor Roran es so recht mitbekam, hatten die Matrosen die Anker gelichtet, und auf dem ersten Unterdeck erklang eine Trommel, die den Ruderern den Rhythmus vorgab. Die 
Drachenschwinge
drehte sich steuerbords zum offenen Meer hin und nahm langsam Fahrt auf.
    Roran ging mit Jeod zum Achterdeck, wo sie mit ansahen, wie das Feuer alles Brennbare zwischen Teirms Osttor und dem Ozean verzehrte. Hinter den Rauchschwaden sah die über der Stadt aufgehende Sonne aus wie eine flache, aufgeblähte orangefarbene Scheibe.
    Wie viele Menschen habe ich wohl jetzt umgebracht?,
 fragte sich Roran beklommen.
    Als wollte er den Gedanken aufnehmen, sagte Jeod: »Bei einem solchen Gefecht kommen viele Unschuldige ums Leben.«
    Sein Schuldgefühl ließ Roran vehementer antworten, als er gewollt hatte: »Würdest du lieber in Ristharts Kerker verrotten? Ich glaube nicht, dass der Brand viele Opfer fordern wird, und die, die davonkommen, haben im Gegensatz zu uns nichts vom Imperium zu befürchten.«
    »Du musst mich nicht belehren, Roran. Ich kenne die Argumente nur zu gut. Wir haben getan, was wir tun mussten. Aber es bereitet mir kein Vergnügen, anderen Leid zufügen zu müssen, um uns in Sicherheit zu bringen.«
     
    Gegen Mittag wurden die Ruder eingeholt und die 
Drachenschwinge
 segelte, angetrieben von günstigen Nordwinden, aus eigener Kraft weiter. Der starke Luftstrom erzeugte ein leises Summen in der Takelage.
    Das Schiff war überfüllt, doch Roran hoffte trotzdem, dass sie es mit so wenig Unannehmlichkeiten wie möglich bis nach Surda schaffen würden, wenn sich alle am Riemen rissen. Das schwierigste Problem war die knappe Verpflegung: Wenn niemand verhungern sollte, mussten sie das Essen streng rationieren. Außerdem bestand in so beengten Quartieren immer Seuchengefahr.
    Nachdem Uthar eine kurze Ansprache über die Wichtigkeit von Disziplin an Bord eines Schiffes gehalten hatte, widmeten sich die Dorfbewohner ihren vordringlichsten Aufgaben: Als Erstes kümmerten sie sich um die Verletzten, dann packten sie ihre kärglichen Habseligkeiten aus und richteten ihre Schlafplätze ein. Außerdem wurden Leute zum Küchendienst eingeteilt, und es wurde bestimmt, wer sich unter Uthars Männern zum Matrosen anlernen lassen sollte.
    Roran half Elain dabei, eine Hängematte anzubringen, als er unversehens in einen heftigen Streit zwischen Odele, ihrer Familie und Frewin hineingezogen wurde, der sich von Clovis’ Mannschaft abgesetzt hatte, um bei Odele zu bleiben. Die beiden wollten heiraten, was Odeles Eltern strikt ablehnten, weil der junge Seemann angeblich keine eigene Familie, keinen respektablen Beruf und keinerlei Mittel hatte, um ihrer Tochter ein Mindestmaß an Komfort bieten zu können. Roran fand es am klügsten, wenn das verliebte Paar zusammenbliebe. Es schien ihm unzweckmäßig, die beiden an Bord eines überfüllten Schiffes voneinander zu trennen. Doch Odeles Eltern schenkten seinen Argumenten keine Beachtung.
    Frustriert sagte Roran: »Was wollt ihr denn

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