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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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»Bist du bereit, Schattentöter?« Der Elf klang nicht mehr ganz so herablassend wie nach ihrem letzten Kampf vor der Blutschwur-Feier.
    »Ich bin bereit.«
    Eragon und Vanir traten sich auf einem freien Abschnitt des Felds gegenüber. Eragon ging in sich, holte tief Luft und zückte Zar’roc, so schnell er konnte. Zu seiner Überraschung fühlte sich das Schwert leicht wie ein Weidenzweig an. Ohne das erwartete Gewicht schnellte Eragons Arm unkontrolliert nach vorne, sodass ihm die Waffe aus der Hand flog, zwanzig Meter durch die Luft sauste und sich in einen mächtigen Kiefernstamm bohrte.
    »Kannst du nicht einmal deine Klinge festhalten, Reiter?«, spottete Vanir.
    »Tut mir Leid, Vanir-Vodhr«, keuchte Eragon. Er griff sich an den Ellbogen und rieb das schmerzende Gelenk. »Ich habe meine Kraft unterschätzt.«
    »Pass auf, dass das nicht wieder vorkommt!« Vanir ging zu dem Baum, packte Zar’rocs Knauf und versuchte, das Schwert herauszuziehen. Die Waffe bewegte sich nicht. Stirnrunzelnd starrte Vanir auf die störrische rote Klinge, als vermutete er irgendeine List. Der Elf holte tief Luft, stemmte sich mit einem Fuß gegen den Stamm und riss Zar’roc heraus.
    Eragon nahm das Schwert von Vanir entgegen und wunderte sich, wie leicht die Waffe war. 
Irgendetwas stimmt hier nicht,
 dachte er.
    Diesmal begann Vanir den Kampf. Mit einem blitzschnellen Satz überbrückte er die Distanz zwischen ihnen und stieß seine Klinge nach Eragons Schulter. Eragon kam es vor, als bewegte der Elf sich langsamer als sonst, als hätten sich Vanirs Reflexe auf ein menschliches Maß reduziert. Er blockte das Schwert seines Kontrahenten mühelos ab. Blaue Funken sprühten, als die Klingen aufeinander prallten.
    Vanir schaute überrascht. Er stieß erneut zu und Eragon wich dem Schwert aus, indem er sich zurücklehnte wie ein sich im Wind biegender Baum. In schneller Folge ließ Vanir eine Reihe von heftigen Schwerthieben auf Eragon niederprasseln. Eragon wich ihnen wieselflink aus oder parierte sie mit Leichtigkeit.
    Bald wurde ihm klar, dass die Drachenerscheinung bei der Blutschwur-Feier mehr bewirkt hatte, als nur sein Äußeres zu verändern: Sie hatte ihm auch die körperlichen Fähigkeiten der Elfen verliehen. Eragon war ihnen nun an Kraft und Schnelligkeit absolut ebenbürtig.
    Angespornt von dieser Erkenntnis und dem Wunsch, seine Grenzen auszuloten, sprang Eragon, so hoch er konnte, in die Luft. Seine Schwertklinge blitzte im Sonnenlicht rot auf, als er mehr als drei Meter in die Höhe schnellte, bevor er wie ein Akrobat einen Salto vollführte und hinter Vanir auf dem Feld landete.
    Ein ungestümes Lachen platzte aus Eragon heraus. Nie wieder würde er Elfen, Schatten oder anderen magischen Wesen hilflos ausgeliefert sein. Nie wieder würde er die Herablassung des Elfen zu spüren bekommen. Nie wieder würde er sich darauf verlassen müssen, dass Saphira oder Arya ihn vor Gegnern wie Durza retteten.
    Er stürmte auf Vanir zu, und das Feld war erfüllt vom furiosen Klirren der Schwerter, als die beiden Kontrahenten wie Derwische über das zertrampelte Gras fegten und sich pausenlos attackierten. Die Wucht ihrer Hiebe verursachte Windstöße, die ihnen das Haar zerzausten. Über ihnen erbebten die Bäume und verloren ihre Nadeln. Das Duell dauerte bis weit in den Vormittag, denn trotz Eragons neu entdeckter Fähigkeiten blieb Vanir weiterhin ein hervorragender Gegner. Am Ende jedoch ließ Eragon sich den Sieg nicht aus der Hand nehmen. Mit einer blitzschnellen Kreisbewegung überwand er Vanirs Deckung, traf ihn am Oberarm und brach ihm den Knochen.
    Vanir ließ das Schwert fallen; er war kreidebleich vor Schreck. »Deine Klinge ist geschwind wie der Wind«, sagte er, und Eragon erkannte die berühmte Zeile aus der »Legende von Umhodan«.
    »Bei den Göttern!«, rief Orik aus. »Das war der beste Schwertkampf, den ich je gesehen habe, und immerhin war ich dabei, als du in Farthen Dûr mit Arya gekämpft hast!«
    Dann tat Vanir etwas, das Eragon nie im Leben erwartet hätte: Der Elf hob den gebrochenen Arm, führte ihn zur Brust und verneigte sich: »Bitte verzeih mir mein bisheriges Verhalten, Eragon-Elda. Ich dachte, du hättest mein Volk dem Untergang preisgegeben, und aus meiner Furcht heraus habe ich mich so schändlich benommen.« Und mit leiser Stimme fügte er an: »Du trägst jetzt zurecht den Titel Drachenreiter.«
    Eragon verneigte sich seinerseits. »Du ehrst mich. Tut mir Leid, dass ich dich verletzt habe.

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