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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Zustimmung verändert hat?«
    »Nein, nein! Überhaupt nicht. Vor der Schlacht von Farthen Dûr wäre ich vielleicht wütend gewesen, aber jetzt bin ich bloß dankbar, dass mein Rücken nicht mehr schmerzt. Ich hätte noch viel größere Veränderungen auf mich genommen, um Durzas Fluch zu entfliehen. Nein, ich empfinde nur Dankbarkeit.«
    Oromis rührte sich nicht. »Ich bin froh, dass du klug genug bist, die Dinge so zu sehen, denn dieses Geschenk ist kostbarer als alles Gold der Welt. Ich glaube, wir befinden uns nun endlich auf dem richtigen Weg.« Er trank einen Schluck Tee. »Gut, dann fahren wir jetzt mit dem Unterricht fort. Saphira, Glaedr erwartet dich auf dem Monolith der Tränen. Eragon, du wirst heute mit der dritten Stufe des Rimgar beginnen. Ich möchte sehen, wozu du jetzt imstande bist.«
    Eragon wollte zu dem Rechteck aus festgetretener Erde gehen, wo sie normalerweise den Tanz von Schlange und Kranich übten, dann zögerte er, als der silberhaarige Elf keine Anstalten machte, ihn zu begleiten. »Meister, kommt Ihr nicht mit?«
    Ein trauriges Lächeln legte sich über Oromis’ Züge. »Heute nicht, Eragon. Die Zauber, die ich bei der Blutschwur-Feier wirken musste, haben einen hohen Tribut von mir gefordert. Das - und meine … Gesundheit. Es hat mich schon enorme Kraft gekostet, überhaupt aus der Hütte zu kommen.«
    »Das tut mir Leid, Meister.« 
Ob er wohl neidisch ist, weil die Drachen nicht auch ihn geheilt haben?,
 fragte sich Eragon, doch er verwarf den Gedanken gleich wieder. Oromis war zu solch niederen Gefühlsregungen gar nicht fähig.
    »Es braucht dir nicht Leid zu tun. Du kannst nichts dafür, dass mein Körper mir derart zu schaffen macht.«
    Während Eragon sich mit der dritten Stufe des Rimgar abmühte, wurde offenkundig, dass es ihm noch immer an der Körperbeherrschung und Gelenkigkeit der Elfen mangelte, zwei Eigenschaften, die selbst sie sich hart erarbeiten mussten. In gewisser Weise freuten ihn die Einschränkungen, denn was gäbe es für ihn noch zu erreichen, wenn er bereits jetzt vollkommen wäre?
    In den folgenden Wochen machte Eragon in seiner Ausbildung enorme Fortschritte und meisterte Hürden, die ihm vorher unüberwindbar erschienen waren. Oromis’ Lektionen stellten zwar noch immer eine Herausforderung dar, aber er fühlte sich nicht mehr, als würde er in einem Meer aus Unfähigkeit ertrinken. Das Lesen und Schreiben fiel ihm nun deutlich leichter, und seine gesteigerte Kraft ermöglichte es ihm, elfische Zauber zu wirken, die so viel Energie verzehrten, dass jeder normale Mensch daran gestorben wäre. Außerdem wurde ihm nun bewusst, wie schwach Oromis verglichen mit den anderen Elfen war.
    Andererseits spürte Eragon trotz aller Erfolge eine wachsende Unzufriedenheit in sich. Wie sehr er auch versuchte, Arya zu vergessen - seine Sehnsucht nach ihr wuchs mit jedem verstrichenen Tag, und dieser Schmerz wurde noch durch das Wissen verschlimmert, dass sie ihn ohnehin nicht hätte sehen oder sprechen wollen, selbst wenn sie noch in Ellesméra gewesen wäre. Aber es war nicht nur das: Ihm schien, als würde sich am Horizont ein gewaltiger Sturm zusammenbrauen, ein Sturm, der jeden Moment loszubrechen und über das Land hinwegzufegen drohte und alles auf seinem Weg niederwalzen würde.
    Saphira teilte seine Beklommenheit. 
Die Welt ist zum Zerreißen angespannt. Bald wird sie explodieren und blanken Wahnsinn hervorbringen. Was du spürst, ist dasselbe, was wir Drachen und die Elfen spüren - das unaufhaltsame Marschieren des Schicksals, während das mögliche Ende unseres Zeitalters herannaht. Weine um die, die in dem Chaos sterben werden, das Alagaësia heimsuchen wird! Und hoffe darauf, dass wir der Welt eine bessere Zukunft bescheren werden, kraft deines Schwertes und Schildes und kraft meiner Fänge und Klauen.
     
     

NAHE UND FERNE VISIONEN
    E s kam der Tag, an dem Eragon im Wald hinter Oromis’ Hütte zur Baumgrotte ging, sich auf den weißen Stumpf setzte, den Geist öffnete, um die Lebewesen um ihn herum zu beobachten, und nicht nur die Vögel, Raubtiere und Insekten wahrnahm, sondern mit ihnen auch die Pflanzen des Waldes.
    Sie besaßen eine andere Art von Bewusstsein als Tiere: Sie war träge, großflächig und hatte keinen Mittelpunkt, aber auf ihre ganz eigene Weise nahmen die Pflanzen ihre Umgebung genauso wahr, wie Eragon es tat. Das schwache Pulsieren ihres Seins durchströmte die Galaxie von Sternen hinter seinen geschlossenen Augen - jeder

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