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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Stern ein Lebewesen - mit einem weichen, allumfassenden Glühen. Sogar im Boden wimmelte es von winzigen Organismen. Die Erde selbst war ein lebendiges, empfindsames Wesen.
    Intelligentes Leben
, erkannte er, 
existiert überall.
    Während Eragon sich in die Gedanken und Gefühle der ihn umgebenden Geschöpfe hineinversetzte, gelangte er in einen Zustand so tiefen inneren Friedens, dass er aufhörte, als Individuum zu existieren. Er ließ es zu, ein Nicht-Wesen zu werden, reine Leere, ein Gefäß für die Stimmen der Welt. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit, denn seine Aufmerksamkeit war auf nichts gerichtet.
    Er war der Wald und seine Bewohner.
    Empfindet so ein Gott?,
 fragte sich Eragon, als er aus der Meditation zurückkehrte.
    Er verließ die Baumgrotte, suchte Oromis in seiner Hütte auf und kniete vor dem Elf nieder. »Meister, ich habe vollbracht, was Ihr mir aufgetragen habt. Ich habe gelauscht, bis ich nichts mehr hörte.«
    Oromis hielt im Schreiben inne und sah Eragon mit nachdenklicher Miene an. »Berichte!« In den nächsten anderthalb Stunden beschrieb Eragon in aller Ausführlichkeit jeden Aspekt des pflanzlichen und tierischen Lebens im Wald, bis Oromis die Hand hob und sagte: »Du hast mich überzeugt. Du hast alles gehört, was es zu hören gibt. Aber hast du es auch verstanden?«
    »Nein, Meister.«
    »So soll es sein. Verständnis kommt mit dem Alter. Gut gemacht, Eragon-Finiarel. Wirklich, ausgezeichnet. Wärst du in Ilirea mein Schüler gewesen, bevor Galbatorix an die Macht kam, wäre der Hauptteil deiner Ausbildung nun vollendet, und man würde dich fortan als gleichrangiges Mitglied unseres Ordens betrachten und dir dieselben Rechte und Privilegien einräumen wie den ältesten Reitern.« Oromis stemmte sich aus dem Stuhl und blieb schwankend stehen. »Gib mir deine Hand, Eragon, und hilf mir nach draußen. Meine Beine wollen nicht gehorchen.«
    Eragon eilte seinem Meister zu Hilfe und führte ihn zu dem kleinen Bach hinter der Hütte. »Da du nun die höchste Stufe deiner Unterweisung erreicht hast, kann ich dich in eines der größten Geheimnisse der Magie einweihen - ein Geheimnis, das wahrscheinlich nicht einmal Galbatorix kennt. Es ist deine größte Hoffnung, ihn zu besiegen.« Oromis’ Blick wurde scharf. »Was kostet Magie, Eragon?«
    »Kraft. Einen Zauber zu wirken, kostet genauso viel Kraft, wie wenn man die Aufgabe mit herkömmlichen Mitteln bewältigen würde.«
    Der Elf nickte. »Und woher kommt diese Kraft?«
    »Aus dem Körper des Magiers.«
    »Muss das unbedingt so sein?«
    Eragons Gedanken überschlugen sich, als ihm aufging, was Oromis’ Frage bedeutete. »Ihr meint, sie kann auch von woandersher kommen?«
    »Genau das geschieht, wenn Saphira dir mit einem Zauber hilft.«
    »Ja, aber sie und ich sind auf einzigartige Weise miteinander verbunden«, sagte Eragon. »Deshalb kann ich von ihrer Kraft zehren. Um dies mit jemand anderem zu tun, müsste ich...« Seine Stimme verklang, als ihm klar wurde, worauf Oromis anspielte.
    »Du müsstest in den Geist des Geschöpfs - oder der Geschöpfe - eindringen, deren Kraft du benutzen möchtest«, sprach Oromis seinen Gedanken zu Ende. »Du hast heute bewiesen, dass dir das selbst bei den allerkleinsten Lebensformen gelingt. Also…« Er hielt inne und presste sich beim Husten die Hand auf die Brust, dann sprach er weiter: »Ich möchte, dass du aus dem Bach eine Wasserkugel aufsteigen lässt und dabei nur die Kraft gebrauchst, die dir der umliegende Wald gibt.«
    »Ja, Meister.«
    Während Eragon nach den Pflanzen und Tieren um ihn herum tastete, spürte er, wie Oromis’ Geist den seinen streifte. Der Elf beobachtete ihn und beurteilte sein Vorgehen. Mit hochkonzentrierter Miene bemühte sich Eragon, der Umgebung die nötige Kraft zu entziehen und sie in sich zu sammeln, bis er seine Magie ausschickte und -
    »Eragon! Nicht von mir! Ich bin so schon zu schwach.«
    Erschrocken merkte Eragon, dass er Oromis in seine Suche mit einbezogen hatte. »Entschuldigt bitte, Meister«, sagte er verlegen. Er setzte den Prozess fort und achtete dabei darauf, den Elf aus seinen Bemühungen auszuklammern, und als er genügend Kraft in sich aufgestaut hatte, befahl er: »Hinauf!«
    Still wie die Nacht stieg aus dem Bach eine melonengroße Wasserkugel empor, bis sie auf Augenhöhe vor Eragon schwebte. Und während Eragon zwar die normale Erschöpfung nach einer großen Anstrengung spürte, ermüdete der Zauber selbst ihn nicht.
    Die Wasserkugel

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