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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Glaube der Zwerge hatte ihn in dieser Annahme bestärkt. »Wie ist dann die Welt entstanden, wenn sie nicht von den Göttern erschaffen wurde?«
    »Von welchen Göttern, Eragon?«
    »Von Euren Göttern, von denen der Zwerge oder von unseren … irgendjemand muss die Welt doch erschaffen haben.«
    Oromis hob eine Augenbraue. »Ich bin nicht unbedingt deiner Meinung, Eragon. Aber wie dem auch sei, ich kann nicht beweisen, dass es 
keine
 Götter gibt. Ich kann auch nicht beweisen, dass die Welt in ferner Vergangenheit 
nicht
 von einer oder mehreren Wesenheiten erschaffen worden ist. Aber ich kann dir sagen, dass in den Jahrtausenden, in denen wir die Natur studiert haben, kein einziges Mal etwas geschehen ist, das nicht mit den Naturgesetzen im Einklang stand. Anders gesagt, wir haben kein einziges 
Wunder
 gesehen. Wir können viele Ereignisse nicht erklären, aber wir sind davon überzeugt, dass dies an unserem lückenhaften Wissen liegt und nicht daran, dass irgendeine abstrakte Gottheit die Naturgesetze verändert hat.«
    »Das müsste ein Gott auch gar nicht tun, um seinen Willen durchzusetzen«, sagte Eragon. »Er könnte sich innerhalb der bereits existierenden Gesetzmäßigkeiten bewegen. Er könnte Magie gebrauchen, um bestimmte Ereignisse zu beeinflussen.«
    Oromis lächelte. »Das stimmt. Aber überleg einmal, Eragon: Wenn es Götter gibt, haben sie dann gut über Alagaësia gewacht? Tod, Krankheiten, Armut, Tyrannei und zahllose andere Plagen suchen das Land heim. Falls dies das Werk göttlicher Wesen sein soll, dann müsste man sich gegen sie auflehnen und sie stürzen, anstatt sie anzubeten und zu verehren.«
    »Die Zwerge glauben -«
    »Genau! Die Zwerge 
glauben
. Wenn es um bestimmte Dinge geht, vertrauen sie lieber ihrem Glauben als der Vernunft. Es ist weithin bekannt, dass sie bestimmte bewiesene Tatsachen ignorieren, die nicht im Einklang mit ihrem Weltbild stehen.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Eragon.
    »Die Zwergenpriester führen Korallen als Beweis dafür an, dass Steine lebendig sind und wachsen können, und dies bestärkt sie in ihrem Glauben, dass Helzvog das Volk der Zwerge aus Granit erschaffen hat. Aber wir Elfen haben herausgefunden, dass eine Koralle in Wahrheit ein Außenskelett ist, das aus den Ausscheidungen winziger Tiere besteht, die in der Koralle leben. Jeder erfahrene Magier kann diese Tiere wahrnehmen, wenn er seinen Geist öffnet. Wir haben dies den Zwergen erklärt, aber sie taten es ab und behaupteten vielmehr, die von uns aufgespürten Tiere würden in jeder Art von Gestein leben. Allerdings sind ihre Priester bisher die Einzigen, die meinen, in Landsteinen Leben aufgespürt zu haben.«
    Eragon starrte eine Weile aus dem Fenster und dachte über Oromis’ Worte nach. »Dann glaubt Ihr also auch nicht an ein Leben nach dem Tod.«
    »Du weißt doch, was Glaedr dazu gesagt hat.«
    »Und an Götter glaubt Ihr auch nicht.«
    »Wir glauben nur an Dinge und Zustände, deren Existenz wir beweisen können. Da wir keinen Beleg für die Existenz von Göttern, Wundern und anderen übernatürlichen Erscheinungen haben, machen wir uns keine Gedanken darüber. Dies würde sich erst ändern, wenn Helzvog sich uns zeigen würde. Dann würden wir unsere Meinung vermutlich überdenken.«
    »Eine Welt ohne Glauben scheint mir eine kalte Welt zu sein.«
    »Im Gegenteil«, sagte Oromis, »es ist eine bessere Welt. Sie ist ein Ort, wo wir für unsere Taten verantwortlich sind, wo wir gut zueinander sein können, weil wir es so möchten und weil es das Richtige ist, anstatt uns durch die Androhung einer göttlichen Strafe ein bestimmtes Verhalten aufzwingen zu lassen. Ich sage dir nicht, was du glauben sollst, Eragon. Es ist besser, wenn man lernt, kritisch zu denken, und sich dann eine eigene Meinung bildet, als sich von anderen bestimmte Sichtweisen aufzwingen zu lassen. Du hast mich nach unserer Religion gefragt und ich habe dir ehrlich geantwortet. Mach daraus, was du willst.«
     
    Ihre Diskussion beschäftigte Eragon so sehr, dass es ihm in den nächsten Tagen schwer fiel, sich auf seine Studien zu konzentrieren, selbst als Oromis ihm beibrachte, wie man zu den Pflanzen singt, und dies war immerhin etwas, das Eragon schon seit langem hatte lernen wollen.
    Eragon merkte, dass er aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen längst eine kritischere Haltung zu den Ansichten der Menschen und Zwerge angenommen hatte. Im Prinzip war er mit Oromis in vielen Punkten einer Meinung. Zu

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