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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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schwebte bereits einige Sekunden in der Luft, als die kleineren Geschöpfe, mit denen Eragon in Kontakt stand, plötzlich reihenweise starben. Eine Ameisenkolonne kippte um und blieb reglos liegen. Eine Maus hauchte ihren letzten Atemzug und verendete, als ihr plötzlich die Kraft fehlte, das kleine Herz weiterschlagen zu lassen. Unzählige Pflanzen verwelkten und zerbröselten zu Staub.
    Eragon zuckte zusammen, entsetzt darüber, was er angerichtet hatte. Er löste die Magie, worauf die Wasserkugel zu Boden fiel und zerplatzte. Er fuhr zu Oromis herum und schimpfte: »Ihr habt gewusst, dass dies geschehen würde!«
    Eine Aura tiefen Mitgefühls umgab den uralten Drachenreiter. »Es war notwendig«, entgegnete er.
    »Was, dass so viele Lebewesen gestorben sind?«
    »Nein, es war notwendig, dass du begreifst, welch furchtbare Folgen der Gebrauch dieser Art von Magie hat. Bloße Worte können einem nicht das Gefühl vermitteln, das einen überkommt, wenn man die Lebewesen, die einen umgeben, in den Tod schickt. Du musstest es am eigenen Leib erfahren.«
    »Das werde ich nie wieder tun«, schwor Eragon.
    »Das musst du auch nicht. Wenn man diszipliniert vorgeht, entzieht man die Energie bloß den Pflanzen und Tieren, die den Verlust verkraften können. Im Kampf ist dies natürlich kaum praktikabel, aber im Unterricht kannst du ruhig so verfahren.« Oromis streckte seinen Arm aus, und obwohl Eragons Zorn noch nicht verraucht war, stützte er den Elf und führte ihn zur Hütte zurück. »Du verstehst jetzt sicherlich, warum man jüngeren Reitern diese Technik nie beigebracht hat. Falls ein Magier, der Böses im Schilde führt, davon erführe, könnte er gewaltige Zerstörungen anrichten, besonders da es schwierig ist, jemanden aufzuhalten, der aus einer so riesigen Kraftquelle schöpfen kann.« Als sie in der Hütte waren, ließ der Elf sich seufzend auf seinem Stuhl nieder und presste die Fingerspitzen aneinander.
    Auch Eragon setzte sich. »Wenn es möglich ist, Kraft aus dem« - er machte eine unbestimmte Handbewegung - »aus dem 
Leben
 zu schöpfen, kann man sie dann auch direkt aus Licht oder Feuer oder anderen Energieformen gewinnen?«
    »Ah, Eragon, wenn das ginge, könnten wir Galbatorix von einem Moment auf den anderen vernichten. Wir können Lebewesen Energie entziehen, wir können diese Energie gebrauchen, um unsere Körper zu bewegen oder einen Zauber zu wirken, und wir können sie sogar in bestimmten Gegenständen für den späteren Gebrauch speichern, aber wir können nicht die fundamentalen Kräfte der Natur in uns aufnehmen. Theoretisch müsste dies möglich sein, aber bisher ist es niemandem gelungen, einen Zauber zu wirken, der dies zulässt.«
     
    Neun Tage später trat Eragon vor Oromis und sagte: »Meister, gestern Abend ist mir bewusst geworden, dass in den hunderten von elfischen Schriftrollen, die ich gelesen habe, nichts über Eure Religion steht. Woran glauben die Elfen eigentlich?«
    Oromis’ erste Antwort war ein lang gezogenes Seufzen, dann sagte er: »Wir glauben, dass der Lauf der Welt unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten folgt und dass wir diese Gesetzmäßigkeiten aufspüren und nutzen können, um Ereignisse vorherzusagen, wenn bestimmte Umstände sich wiederholen.«
    Eragon blinzelte. Das war nicht, was er wissen wollte. »Aber wen oder was betet Ihr an?«
    »Nichts.«
    »Ihr betet das Nichts an?«
    »Nein, Eragon, wir haben keine Religion. Wir beten nichts und niemanden an.«
    Der Gedanke war ihm so fremd, dass Eragon eine Weile brauchte, um zu begreifen, was Oromis meinte. Die Menschen in Carvahall hatten zwar keine vorherrschende Glaubensdoktrin, aber immerhin gewisse abergläubische Vorstellungen und Rituale gehabt, bei denen es überwiegend darum ging, Unglück fern zu halten. Während seiner Ausbildung war Eragon klar geworden, dass viele der Phänomene, die die Dorfbewohner übernatürlichen Kräften zuschrieben, in Wirklichkeit ganz natürliche Vorgänge waren. Zum Beispiel wusste er jetzt, dass Maden aus Fliegeneiern schlüpften und nicht einfach aus dem Boden gekrochen kamen, wie er bis dahin geglaubt hatte. Auch fand er es unsinnig, Opfergaben darzubringen, damit die Naturgeister nicht die Milch sauer werden ließen, denn er wusste nun, dass saure Milch durch die Vermehrung winziger Organismen in der Flüssigkeit entstand. Trotzdem war Eragon nach wie vor davon überzeugt, dass überirdische Kräfte auf geheimnisvolle Weise den Lauf der Welt beeinflussten. Besonders der

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