Der Auftrag des Aeltesten
verschiedene Empfindungen in ihr, doch am meisten überraschten ihn ihr Bedauern und ihr schlechtes Gewissen. Sie bereute es aufrichtig, den Sternsaphir zerstört zu haben, dabei war es doch unumgänglich gewesen.
Hilf mir, Kleiner,
sagte sie.
Ich muss mit Hrothgar reden. Frag ihn, ob die Zwerge in der Lage wären, die Bruchstücke von Isidar Mithrim wieder zusammenzusetzen.
Als er ihre Worte wiederholte, murmelte Hrothgar etwas in der Zwergensprache und sagte dann: »Natürlich wären wir dazu in der Lage, aber wozu? Die Arbeiten würden Monate oder gar Jahre dauern, und das Resultat wäre doch nur ein jämmerlicher Abklatsch der Schönheit, die Tronjheim einst zierte! Ein solches Sakrileg werde ich nicht gutheißen.«
Saphira sah den König unverwandt an.
Und nun sag ihm: Wenn die Einzelteile perfekt zusammengesetzt sind, kann ich die Bruchstellen so miteinander verschmelzen, dass der Sternsaphir wieder in seiner alten Herrlichkeit erstrahlt.
Eragon sah sie mit offenem Mund an und vergaß vor Erstaunen fast den Zwergenkönig.
Saphira! Wie viel Kraft das kosten würde! Du hast selbst gesagt, du könntest deine Energie nicht willentlich gebrauchen, weshalb bist du dir also so sicher, dass es dir gelingen würde?
Ich kann es schaffen, wenn der Wunsch stark genug ist. Es wird mein Geschenk an die Zwerge sein. Vergiss nicht Broms Grab! Das sollte deine Zweifel ausräumen. Und mach den Mund zu - es sieht unschicklich aus und der König beobachtet dich.
Als Eragon Saphiras Erklärung abgegeben hatte, setzte sich Hrothgar auf und fragte ungläubig: »Wäre das möglich? Selbst die Elfen könnten kein solches Kunststück vollbringen.«
»Sie ist sich ihrer Fähigkeiten sicher.«
»Dann werden wir Isidar Mithrim wieder perfekt zusammensetzen, auch wenn es hundert Jahre dauern sollte. Wir werden einen Rahmen bauen und jedes einzelne Bruchstück an seiner ursprünglichen Stelle einsetzen. Kein einziger Splitter, nicht ein Staubkorn wird verloren gehen. Selbst wenn wir die größeren Bruchstücke zerschlagen müssen, um sie zu bewegen, werden wir unsere ganze Kunstfertigkeit als Steinmetze einsetzen, damit kein einziges Teilchen fehlt. Und wenn wir damit fertig sind, kommt ihr und heilt den Sternsaphir.«
»Wir werden kommen«, sagte Eragon.
Hrothgar lächelte selig, was aussah, als würden Myriaden feiner Risse eine Granitmauer durchziehen. »Saphira, du erfüllst mich mit tiefer Freude. Plötzlich verspüre ich wieder Lust am Leben und Regieren. Wenn du das tust, werden dich die Zwerge in ganz Alagaësia für ungezählte Generationen verehren. Geht nun mit meinem Segen, während ich den Clans die freudige Kunde überbringe. Und ihr müsst nicht warten, bis ich alle unterrichtet habe, denn keinem Zwerg soll diese Neuigkeit vorenthalten werden. Erzählt es jedem, dem ihr begegnet! Möge in den Hallen der Jubel unseres Volkes erschallen!«
Nach einer weiteren Verbeugung gingen Eragon und Saphira und ließen den König glücklich lächelnd auf seinem Thron zurück. Draußen berichtete Eragon Orik, was sich zugetragen hatte. Der Zwerg fiel augenblicklich auf die Knie und küsste den Boden vor Saphira, dann erhob er sich lächelnd und tätschelte Eragons Arm. »Was für eine wunderbare Überraschung! Damit gebt ihr uns die nötige Kraft, um die jüngsten Ereignisse zu verarbeiten. Ich wette, heute Abend gibt es ein gewaltiges Trinkgelage!«
»Und morgen ist das Begräbnis.«
Orik wurde einen Moment lang ernst. »Ja, morgen. Aber bis dahin sollen uns keine trüben Gedanken behelligen! Kommt!«
Der Zwerg nahm Eragon bei der Hand und führte ihn in einen riesigen Speisesaal, in dem unzählige Zwerge an steinernen Tischen saßen. Orik stieg auf einen Tisch, fegte das Geschirr beiseite und verkündete mit schallender Stimme die Neuigkeit. Eragon wurde fast taub vom Jubel, der daraufhin einsetzte. Jeder einzelne Zwerg bestand darauf, vor Saphira zu treten und, wie zuvor Orik, den Boden zu ihren Füßen zu küssen. Dann schoben sie ihr Essen zur Seite und füllten ihre Steinkrüge mit Bier und Met.
Eragon war überrascht, wie ausgelassen er mitfeierte. Es half ihm, die Schwermut zu lindern, die sich in seinem Herzen gesammelt hatte. Trotzdem versuchte er, sich zu mäßigen, denn er wusste, was sie am nächsten Tag erwartete, und dafür wollte er einen klaren Kopf bewahren.
Sogar Saphira probierte einen Schluck Met, und als die Zwerge sahen, dass es ihr schmeckte, rollten sie ihr ein ganzes Fass heran. Vorsichtig
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