Der Auftrag des Aeltesten
nächstbesten offenen Gelände herabsinken, einem kleinen Felsplateau westlich vom Jiet-Strom. Das Wasser war rot vom Blut der Schlacht, das sich in ihn ergoss. Eragon sprang ab, sobald Saphira gelandet war, und trat prüfend auf den Untergrund. Der Boden war hart und eben. Es gab nichts, worüber man stolpern konnte, nur ein paar Schlammpfützen. Eragon nickte zufrieden.
Wenige Sekunden später rauschte der rote Drache über sie hinweg und landete am anderen Ende des Plateaus. Dabei hielt er das linke Hinterbein abgespreizt, um die Wunde nicht zu vergrößern. Es war ein langer, tiefer Schnitt, der den Muskel fast vollständig durchtrennt hatte. Der Drache zitterte am ganzen Leib, wie ein verletzter Wolf. Er versuchte, vorwärts zu kriechen, blieb dann stehen und fauchte Eragon an.
Der feindliche Reiter öffnete die Beinriemen und rutschte seitlich von seinem Drachen herunter. Dann ging er um ihn herum und sah sich die Wunde an. Eragon ließ ihn gewähren. Er wusste, wie sehr es den Mann schmerzen musste zu sehen, wie schlecht es seinem treu ergebenen Partner ging. Doch Eragon wartete zu lange. Der Reiter murmelte ein paar Worte und binnen weniger Sekunden war die Verletzung des Drachen geheilt.
Eragon schauderte.
Wie konnte er das so schnell und mit so wenigen Worten bewerkstelligen?
Aber wer auch immer sein Gegner sein mochte, es war nicht Galbatorix, denn dessen Drache war schwarz.
Er klammerte sich an diese Tatsache, als er dem Reiter entgegenschritt. Während sie sich in der Mitte des Plateaus trafen, umkreisten Saphira und der rote Drache sich im Hintergrund.
Der Reiter packte sein Schwert mit beiden Händen, schwang es über den Kopf und ließ es auf Eragon hinabsausen, der zur Abwehr Zar’roc hochriss. Die beiden Klingen prallten aufeinander und versprühten rote Funken. Dann schubste Eragon seinen Kontrahenten zurück und griff ihn mit einer komplexen Schlagfolge an. Leichtfüßig tänzelnd, schlug er zu, parierte, schlug erneut zu und drängte den stahlgewandeten Reiter immer weiter an den Rand des Plateaus.
Als sie an der Klippe angekommen waren, wich der Reiter nicht von der Stelle und wehrte Eragons Attacken geschickt ab, ganz gleich, wie meisterhaft sie waren.
Es ist, als würde er jede Bewegung vorausahnen,
dachte Eragon wütend. Wäre er ausgeruht gewesen, dann hätte er den Reiter leicht besiegen können, so aber kam er nicht zum Zug. Der Reiter besaß nicht die Kraft und Schnelligkeit eines Elfen, aber technisch war er besser als Vanir - und Eragon ebenbürtig.
Eragon verspürte einen Anflug von Panik, als sein anfänglicher Elan zu verfliegen begann und er noch nichts weiter ausgerichtet hatte, als einen leichten Kratzer auf der glänzenden Brustplatte seines Gegners anzubringen. Die letzten gespeicherten Kraftreserven in Zar’rocs Rubin und im Gürtel von Beloth dem Weisen reichten etwa noch eine Minute. Da trat der Reiter einen Schritt vor. Dann noch einen. Und bevor es Eragon richtig bewusst wurde, standen sie wieder in der Mitte des Plateaus und schlugen mit ihren Schwertern aufeinander ein.
Zar’roc wurde so schwer, dass Eragon es kaum noch anheben konnte. Seine Schulter brannte, er rang nach Luft und der Schweiß lief ihm nur so übers Gesicht. Selbst der Drang, König Hrothgar zu rächen, half ihm nicht, seine Erschöpfung zu bezwingen.
Am Ende rutschte Eragon aus und fiel hin. Fest entschlossen, sich nicht im Liegen töten zu lassen, wälzte er sich auf die Beine und stieß sein Schwert nach dem Reiter, der ihm Zar’roc mit einem lässigen Streich aus der Hand schlug.
Die Art und Weise, wie der Reiter danach sein Schwert schwang - in einer schnellen Kreisbewegung an der Seite -, kam Eragon plötzlich verdächtig bekannt vor, wie schon der ganze vorausgegangene Kampfstil. Mit wachsendem Entsetzen starrte er auf den Anderthalbhänder seines Gegners, dann in die Augenschlitze in dem spiegelnden Helm und brüllte: »Ich kenne dich!«
Er stürzte sich auf den Reiter, schloss das Breitschwert zwischen ihren Körpern ein, schob die Finger unter dessen Helm und riss ihn herunter. Vor ihm, mitten auf dem Felsplateau am Rande der brennenden Steppen von Alagaësia, stand Murtagh.
DAS VERMÄCHTNIS
M urtagh grinste und zischte:
»Thrysta Vindr!«,
woraufhin sich zwischen ihnen ein harter Luftball bildete, der Eragon einen heftigen Stoß gegen den Brustkorb versetzte und ihn zehn Meter weit über das Plateau schleuderte.
Eragon hörte Saphira wütend knurren, als er
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