Der Auftrag: Thriller (German Edition)
im Rover verstaut.
»Die Mördergrube?«, meldete Chapman sich zu Wort. »Sie haben das bereits erwähnt, es aber nicht weiter erklärt.«
Als Stone sich nicht rührte, antwortete Knox für ihn. »Auch bekannt als Murder Mountain. Ein altes Ausbildungslager des CIA in einem Berg. Hat man schon vor meiner Zeit dichtgemacht. Soweit ich gehört habe, war das ein übler Ort. So wie die Agency die Dinge im Kalten Krieg nun mal gehandhabt hat. Ich dachte, man hätte alles abgerissen.«
»Hat man nicht«, sagte Stone.
Knox warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Warst du in letzter Zeit mal dort?«
»Ja. Vor Kurzem.«
»Warum?«, fragte Chapman.
»Geschäftlich«, erwiderte Stone angespannt.
Finn beugte sich auf der Rückbank vor. »Wie sieht der Grundriss aus?«
Als Antwort zog Stone ein laminiertes Blatt aus der Tasche und reichte es nach hinten. Finn schaltete die Innenbeleuchtung ein, damit er und Chapman die Zeichnung studieren konnten. Am Rand standen Anmerkungen in Stones Handschrift.
»Das sieht ja schrecklich aus«, meinte Chapman. »Ein Labor mit Folterkäfig? Eine Zelle, wo man in der Dunkelheit gegen seinen Gegner antritt, um herauszufinden, wer wen töten kann?«
Stone drehte den Kopf. »Das war nichts für Zartbesaitete.« Sein Blick war fragend. Chapman begriff schnell.
»Ich bin nicht zartbesaitet.«
»Gut zu wissen.«
Sie deutete auf die Ladefläche des Rovers. »Das ist eine prächtige Sammlung klassischer Ausrüstung, die Sie da haben.«
»Allerdings.«
»Wie packen wir es an?«, wollte Knox wissen und bog von der Route 69 auf den Highway 211 ab. Sie kamen in die winzige Stadt Washington, Virginia, Sitz des Rappahannock County an den Ausläufern der Blue Ridge Mountains. Washington, Virginia, war nur aus einem einzigen Grund berühmt: Es war die Heimat des Inn at Little Washington, eines namhaften Restaurants, das seit über einem Vierteljahrhundert Küche von Weltklasseniveau anbot.
Als sie die Stadt hinter sich ließen und höher in die Berge fuhren, brach Stone das Schweigen. »Es gibt mehrere Zugänge. Einer ist offensichtlich, der andere nicht.«
»Wie gut kennt die Frau den Ort?«, fragte Chapman. »Was glauben Sie?«
»Man hat ihn vor ihrer Zeit benutzt, genau wie bei Knox. Sie kann unmöglich dort ausgebildet worden sein. Aber ich kann Ihre Frage nicht beantworten. Offensichtlich wusste sie von seiner Existenz. Möglicherweise hat sie ihn genau erforscht. Vermutlich hat sie jeden Quadratzentimeter untersucht. So schätze ich sie jedenfalls ein.«
»Also wird sie den zweiten Eingang kennen?«, fragte Knox.
»Davon müssen wir ausgehen.«
Aber den dritten Ein- und Ausgang kennt sie nicht. Den kenne nur ich.
Stone hatte diesen Ausgang während seines vierten Monats in der Mördergrube entdeckt, als er das dringende Bedürfnis verspürt hatte, diesen Ort zu verlassen, um ein paar Augenblicke für sich allein zu sein. Um zu verschnaufen, wieder zu klarem Verstand zu kommen. Um aus dem Höllenloch herauszukommen. Denn es war schlimmer, als ein Gefängnis je hätte sein können. Deshalb hatte er das Hochsicherheitsgefängnis, in dem er und Knox gelandet waren, ziemlich gut ertragen können.
Weil ich etwas viel Schlimmeres ertragen hatte. Ein Jahr in der Mördergrube.
»Aber ich verstehe nicht, warum sie ihr Lager an diesem Ort aufschlug, Caleb und Annabelle entführte und Sie dann im Grunde herausgefordert hat, zu ihr zu kommen«, meinte Chapman. »Jetzt kann sie nicht mehr entkommen.«
Stone wirkte grimmig. »Ich glaube nicht, dass sie das überhaupt noch will. Sie weiß, dass sie für diese Sache bezahlen wird. Aber sie wird zu ihren eigenen Bedingungen bezahlen.«
»Dann ist sie zu sterben bereit?«, fragte Knox.
»Ja. Und uns will sie mitnehmen«, erwiderte Stone.
»Eine gefährliche Gegnerin«, meinte Finn. »Jemand, dem es egal ist, ob er lebt oder stirbt. Wie ein Selbstmordattentäter mit einer Bombe.«
»Über mich sollte sie genauso denken«, murmelte Stone. »Das wäre besser für sie.«
Die anderen drei sahen sich an, sagten aber nichts.
Schließlich brach Mary Chapman das Schweigen. »Also der Vordereingang oder der versteckte Eingang? Irgendwie müssen wir rein.«
»Sie wird sechs Männer um sich haben. Alles Russen, hart wie Stahl. Die werden jeden umbringen, wenn sie es befiehlt.«
»Okay, aber das beantwortet meine Frage nicht.«
»Es ist eine große Anlage. Sie werden Caleb und Annabelle von mindestens einem Mann bewachen lassen. Friedman wird sich an
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