Der Auftrag: Thriller (German Edition)
das?«, fragte Knox.
»Beim MI6 nennen wir das Türklingel.« Chapman befestigte den Gegenstand am Türpfosten. Dann bedeutete sie den anderen zurückzutreten, holte eine Fernbedienung aus der Tasche, schob die schützende Plastikabdeckung zur Seite und drückte einen Knopf. »Nicht in den Laser blicken«, befahl sie.
Alle schauten zur Seite, als ein durchdringendes rotes Licht aus dem Gerät auf der Tür schoss. Sauber durchtrennte es den Riegel. Die Tür schwang ein Stück auf ihren Angeln zurück.
»Ganz schön coole Technologie«, meinte Knox.
»Ja, ein einmaliges Energiebündel. Es funktioniert bei den meisten Sicherheitstüren, ob aus Metall oder anderen Materialien«, erklärte Chapman.
»Also ist Mr. Q beim britischen Geheimdienst noch immer bei bester Gesundheit.«
»Tatsächlich hat eine Frau dieses kleine Spielzeug erfunden. Aber Sie können sie ruhig Mrs. Q nennen.«
Mit gezogenen Waffen näherten sie sich der Tür. Gedeckt von Chapman und Knox, zog Finn sie langsam ganz auf. Er zielte in die Dunkelheit, dann nickte er den anderen zu. Sie setzten Schutzbrillen auf, genau wie Finn. Eine Sekunde später feuerte er ein blendendes weißes Licht ab. Drinnen ertönte ein Schmerzensschrei, und das Licht erlosch.
Chapman jagte durch die Öffnung, bevor Knox und Finn sich bewegen konnten. Sie eilten hinter ihr her und bekamen gerade noch mit, wie sie den Mann geschickt entwaffnete und ihm dann ins Gesicht trat – ein Tritt, der ihn gegen die Wand katapultierte. Noch immer vom Licht geblendet, prallte er ab und stürzte sich mit wild schwingenden Armen auf Chapman. Finn setzte sich in Bewegung, um zwischen den Angreifer und Chapman zu kommen, aber die MI6-Agentin hatte sich bereits vom Boden hochgestemmt. Mit dem linken Fuß landete sie einen vernichtenden Treffer am rechten Knie des Mannes. Man hörte die Knochen splittern. Der Mann sackte nach vorn, während Chapman einen Tritt an sein Kinn führte und ihn zu Boden schickte. Als er sich gequält schnaufend wieder hochkämpfen wollte, schaltete Chapman ihn mit einem Ellbogenhieb in den Nacken endgültig aus. Sie richtete sich auf und drückte die Mündung der Walther gegen die Schläfe des Bewusstlosen.
»Moment mal«, zischte Knox.
»Was?«
»Wollen Sie ihn kaltblütig erschießen?«
»Wollen wir Zeugen hinterlassen?«, fragte sie ruhig.
»Zeugen wovon?«
»Was immer sich heute Nacht hier noch abspielen wird. Vielleicht bringe ich Stone um, weil er uns verarschen wollte.«
»Wir töten niemanden, es sei denn, sie gefährden unser Leben und könnten uns töten«, sagte Knox energisch.
Unsanft fesselte Chapman den Bewusstlosen. »Wie Sie wollen.«
Finn starrte sie an. »Wo haben Sie gelernt, sich so zu bewegen?«
»Vielleicht habt ihr hier ja eure eigenen Vorstellungen, aber der MI6 ist kein Mädchenpensionat. Und jetzt los.«
Sie knipste eine Taschenlampe an und eilte tiefer in den Gang hinein.
Finn und Knox blickten einander an, dann folgten sie Chapman.
KAPITEL 97
Die Anlage war von beträchtlicher Größe und verfügte über Unterkünfte, Küchen, ein Lazarett, eine Bibliothek, Büros, Unterrichtsräume und weitere Räumlichkeiten, die verschiedensten Zwecken dienen konnten. Aber die größten Ausbildungsareale der Mördergrube bestanden aus zwei riesigen Stahlzylindern, die man in Parallelsektionen aufgeteilt und durch einen Hauptkorridor voneinander getrennt hatte. Sobald man die erste Sektion betrat, blieb einem nur noch der Weg bis zur letzten Sektion des Zylinders, denn die schweren Eingangstüren fielen hinter einem ins Schloss und versperrten den Rückweg. Man konnte diese Türen auch nicht blockieren, weil sich dann sämtliche weitere Türen nicht mehr öffnen ließen. Auf diese Weise sollten zögernde Rekruten die Konzentration behalten und sich immer weiter nach vorn bewegen.
Stones Plan war einfach. Er würde die Sektion zu seiner Rechten nehmen und sie abgehen. Falls er sein Ziel dort nicht fand, würde er den Zylinder verlassen, den Hauptkorridor benutzen und den anderen Zylinder betreten.
Langsam bewegte Stone sich durch den Korridor zur ersten Tür. Ein Mann war ausgeschaltet, fünf weitere warteten noch darauf. Und dann war da noch Friedman, die vermutlich Fähigste und Gefährlichste des ganzen Haufens.
Stone verspürte nicht die geringsten Schuldgefühle, seine Freunde ausgetrickst zu haben. Falls jemand bei dem Versuch sterben würde, Caleb und Annabelle zu retten, würde er allein das sein. Das war sein Kampf,
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