Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Seine Freunde sind verschwunden, und Friedman hat sie.«
»Sind Sie sicher?«, fragte der FBI-Direktor.
»Wir wissen es von der Quelle.«
Ashburn warf einen Blick in den Korridor. »Was hat er vor?«
»Was glauben Sie?«, erwiderte Chapman.
»Allein kann er das nicht schaffen.«
»Wir haben Möglichkeiten, die er nicht hat«, fügte der Direktor hinzu.
»Das ist ja alles gut und schön, aber er ist John Carr. Und ehrlich gesagt hat er Möglichkeiten, die Sie nicht haben. Und kein Mensch auf der Welt hat eine bessere Motivation als er, diese Frau zu erwischen.«
»Und Sie wollen uns allen Ernstes weismachen, dass Stone nicht weiß, wo man sie festhält?«, fragte Ashburn.
»Falls er es weiß, hat er es mir nicht gesagt.«
»Wo sind Sie auf diese Informationen gestoßen?«
»In der South Bronx«, sagte Chapman.
»Die South Bronx!«, rief Ashburn. »Wie sind Sie denn auf die South Bronx gekommen?«
»Das müssen Sie Sherlock Holmes fragen. Ich bin nur der gute alte Watson.«
»Agent Chapman …«, setzte der Direktor an.
Sie unterbrach ihn. »Sir! Wenn ich etwas Nützliches wüsste, würde ich es Ihnen sagen.«
»Warum glaube ich das nicht?« Er hielt inne und musterte sie. »Ich glaube, ich sehe hier genau, wem Ihre Loyalität gehört.«
»Meine Loyalität, Sir, befindet sich ungefähr dreitausend Meilen von hier und gehört einer netten alten Dame, einem ehrgeizigen Premierminister und einem alten Mann mit Schuppen und einem erstklassigen Verstand.«
»Sind Sie sicher?«
»Dessen war ich mir immer sicher.« Chapman wandte sich zur Tür.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte Weaver.
»Holmes braucht seinen Watson.«
»Das ist nicht Ihr Kampf«, sagte der Direktor.
»Vielleicht nicht. Aber es wäre schrecklich unhöflich, jetzt aufzuhören.«
»Ich kann Sie daran hindern«, meinte der Direktor.
»Ja, könnten Sie. Aber ich glaube nicht, dass Sie das tun.«
Sie eilte Stone hinterher.
KAPITEL 95
»Warum Annabelle und Caleb?«, sagte Harry Finn, als sie alle in Knox’ Range Rover westlich von Washington auf der Route 29 fuhren. Die Nacht war dunkel, obwohl die Morgendämmerung nur noch wenige Stunden entfernt war. Es gab kaum Licht, und die düstere Stimmung im Wagen passte zur Tageszeit.
Stone saß wieder auf dem Beifahrersitz und entgegnete grimmig: »Weil sie mir geholfen haben, sie hereinzulegen. Und das hat ihr gar nicht gefallen.«
Sie hat mich mit einer Taktik ausmanövriert, die jeder Anfänger hätte durchschauen müssen, und ich bin wie ein Narr darauf hereingefallen.
Aber noch etwas anderes machte Stone zu schaffen. Für jemanden, der so intelligent und ehrgeizig war wie Marisa Friedman, war bloße Rache keine ausreichende Motivation. Da musste mehr dahinterstecken. Stone wusste nur nicht, was es war. Und wenn er sich vor etwas fürchtete, dann vor dem Unbekannten.
Sie hatten schnell ermittelt, dass sowohl Annabelle wie auch Caleb verschwunden und seit mindestens vierundzwanzig Stunden nicht mehr gesehen worden waren. Stone hatte ein paar Minuten erübrigt, um Alex Ford auf der Intensivstation zu besuchen. Sein Zustand war unverändert, aber er hatte sich auch nicht verschlechtert, was Stone ausnahmsweise einmal als gute Nachricht interpretierte. Als er seinen Freund mit dem dicken Verband um den Kopf in seinem Bett betrachtet hatte, hatte er sich vorgebeugt, Alex’ Hand ergriffen und sie fest gedrückt. »Das hast du gut gemacht, Alex. Dem Präsidenten ist nichts passiert. Niemand wurde verletzt. Du bist ein Held.« Stone hatte auf seine Hand geschaut. Er war der festen Überzeugung, gespürt zu haben, wie sein Freund den Händedruck erwiderte. Doch als er den Blick wieder auf den bewusstlosen Agenten gerichtet hatte, war ihm klar geworden, dass es nur Wunschdenken war.
Er hatte Alex’ Hand losgelassen und war zur Tür gegangen. Irgendetwas hatte ihn bewogen, noch einmal zurückzublicken. Als er seinen Freund betrachtet hatte, der um sein Leben kämpfte, hatte ihn ein so starkes Schuldgefühl erfasst, dass seine Knie zitterten.
Er liegt da nur wegen mir. Und jetzt sind Annabelle und Caleb vielleicht auch tot. Und wieder ist es meine Schuld.
Stone hatte noch einen weiteren Zwischenstopp eingelegt, in einer Buchhandlung in Alexandria, die sich auf seltene Bücher spezialisiert hatte. Er und Caleb hatten dem Besitzer geholfen; im Gegenzug hatte der Mann ihm erlaubt, gewisse Gegenstände in einem Geheimraum unter dem alten Gebäude aufzubewahren. Diese Gegenstände waren nun hinten
Weitere Kostenlose Bücher