Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Schubladen und Schränke war zu hören. Ein paar Minuten später kam sie in Rock und Bluse zurück. Sie trug weder Strümpfe noch Schuhe und war gerade mit den letzten Blusenknöpfen beschäftigt. Stone schaute weg, als sie den Blick hob.
»Fühlen Sie sich besser?«, fragte er beiläufig.
»Danke, und wie. Ich bin am Verhungern.« Sie griff nach dem Telefon und bestellte Tee und etwas zu essen. Dann gesellte sie sich zu Stone an den Schreibtisch.
»Haben Sie etwas von Ihren Freunden gehört, dem Camel Club?«
»Caleb hat in seiner Mittagspause angerufen. Er hat die Liste mit den Veranstaltungen im Park gefaxt.« Stone hielt zwei Seiten in die Höhe. »Hier. Leider gibt es viele potenzielle Ziele.«
Chapman überflog die Liste. »Ich verstehe, was Sie meinen. Fällt etwas Besonderes ins Auge?«
»An zwei Veranstaltungen sollte der Präsident teilnehmen. Bei anderen sind Staatsoberhäupter, Kongressabgeordnete, Prominente dabei. Aber es wird schwer sein, eine Auswahl zu treffen.«
»Mein Premier ist nicht mit von der Partie.« Nachdenklich legte Chapman die Liste auf den Tisch. »Wissen Sie, es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass man mich von diesem kleinen Unternehmen abzieht.«
»Weil es keine bestätigte Bedrohung des Premiers gibt?«
»Richtig. MI6 hat leider keine grenzenlosen Ressourcen.«
»Aber was hier geplant wird, könnte sehr wohl globale Folgen haben, die auch England betreffen.«
»Das werde ich in meinem nächsten Bericht schreiben. Denn ich würde das sehr gern bis zum Ende verfolgen. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn Sie ohne mich weitermachen müssten.«
Stone schwieg. »Ich hoffe, das wird nicht der Fall sein«, sagte er dann.
Sie musterte ihn. »Ich nehme das mal als Kompliment.«
»So war es auch gedacht.«
Als der Tee und das Essen kamen, aßen und tranken sie, während sie die Beweismittel erneut durchsahen.
»Nichts von Garchik und seinen mysteriösen Trümmern?«, fragte Chapman, als sie in einen heißen Scone biss.
»Nein. Weaver vom NIC hat mich von allen Informationen abgeschnitten. Das FBI offensichtlich auch. Das ATF könnte der Nächste sein.« Stone hob den Kopf. »Ich fürchte, ich bin schuldig, nur weil ich dabei war. Sie dürften bei denen auch nicht besonders beliebt sein.«
»Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Einmal habe ich sogar die Königin verärgert.«
Stone blickte neugierig. »Wie denn das?«
»Ein Missverständnis, das eher ihre Schuld war als meine. Aber sie ist die Königin, was soll man da machen? Doch am Ende wurde alles geklärt.« Sie nahm noch einen Bissen von dem Teegebäck. »Aber nach dem zu urteilen, was ich über Sie gehört habe, sind Sie ein Mann, der das Boot ständig zum Schaukeln bringt.«
»Das war nie meine Absicht«, sagte Stone leise.
Sie lehnte sich im Stuhl zurück. »Das soll ich ernsthaft glauben?«
»Ich habe meinen Job erledigt, selbst wenn ich nichts davon hielt. In dieser Hinsicht war ich schwach.«
»Man hat Sie ausgebildet, Befehle zu befolgen. So wie uns alle.«
»So einfach ist das aber nie.«
»Wenn es nicht so einfach ist, geht unsere Welt blitzschnell zum Teufel.«
»Vielleicht sollte sie manchmal zum Teufel gehen.«
»Ich vermute, genau das ist Ihnen passiert.«
»Waren Sie je verheiratet?«
»Nein.«
»Je das Bedürfnis gehabt?«
Sie schaute zu Boden. »Das wollen doch die meisten Frauen, oder?«
»Ich glaube, die meisten Männer wollen es auch. Ich auf jeden Fall. Ich war verheiratet. Ich hatte eine Frau, die ich liebte, und ein kleines Mädchen, das mir alles bedeutete.« Stone verstummte.
Schließlich brach Chapman das Schweigen. »Und Sie haben sie verloren?«
»Und es war in jeder Hinsicht mein Fehler.«
»Sie haben den verdammten Abzug nicht durchgezogen, Oliver.«
»Hätte ich aber genauso gut machen können. Man lässt einen Job, wie ich ihn gemacht habe, nicht einfach hinter sich zurück. Und ich hätte nicht heiraten sollen. Ich hätte kein Kind haben sollen.«
»Manchmal lassen sich solche Dinge einfach nicht kontrollieren. Liebe kann man nicht kontrollieren.«
Stone schaute auf. Chapman blickte ihn an.
»Das kann man nicht«, wiederholte sie leise. »Nicht einmal Leute wie wir.«
»Wenn man bedenkt, wie die Sache ausgegangen ist, hätte ich es versuchen sollen.«
»Also wollen Sie sich für alle Ewigkeit selbst dafür verantwortlich machen?«
Die Frage überraschte ihn. »Aber so ist es doch. Warum?«
»Nur so.« Sie schob sich den Rest ihres Scone in den Mund und
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