Der Auftrag
immer der Grund gewesen sein mochte, er eignete sich recht gut als Hauptquartier und war, da er nur wenige Kilometer vom Imperialen Palast entfernt war, noch sicherer, da die Geheimpolizei des Imperators das darüber liegende Gebäude unzählige Male durchsucht und als sauber erklärt hatte. Hinzu kam, dass das Gebäude einer Scheinfirma gehörte, von der niemand wusste, dass sie ein Teil von Dasser Industries war, sodass es sich ideal als Sammelpunkt für die Kabale eignete.
Chien-Chu befand sich eine unbekannte Zahl von Stockwerken unter der Erde in einem abgedunkelten Raum und betrachtete ein Video das die kärglichen Überreste seines Anwesens zeigte. Nola saß neben ihm und gab sich alle Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Die Kabale war seit ihren Anfängen gewachsen, hatte hunderte neuer Mitglieder hinzugewonnen, aber das Exekutivkomitee bestand nach wie vor nur aus fünf Leuten. Die waren alle anwesend und mit den üblichen weich fließenden Gewändern bekleidet.
Das Holo war vierundzwanzig Stunden nach dem Angriff der Geheimpolizei aufgenommen worden, und es war nicht viel übrig geblieben, was man hätte sehen können. Das Haus und alles, was sich in ihm befand, war gesprengt worden. Und dann, um ganz sicher sein zu können, dass Chien-Chu die Botschaft auch verstand, hatte man das, was nach der Sprengung noch übrig geblieben war, niedergebrannt. Zwei Kamine standen noch und ein
Stück Ziegelmauer, aber sonst war nicht viel mehr als rußgeschwärzter Schutt übrig geblieben. Rauch stieg von einem Feuer in die Höhe, das immer noch irgendwo unter all dem Schutt brannte.
»Es tut mir Leid«, sagte Madam Dasser, »aber meinem Anwesen ist es genauso ergangen.«
»Und dem meinen«, fügte Ari Goss hinzu.
»Meinem auch«, erklärte Zorana Zikos.
»Und unseren«, beendete Susan Rothenberg den Reigen.
Chien-Chu seufzte. »Wahrscheinlich war das zu erwarten gewesen. Wir mussten vor die Öffentlichkeit treten, und in dem Augenblick, wo wir das getan haben, haben sie angegriffen.«
Nola entdeckte etwas, das ihr zugleich bedrückend und komisch erschien. Sie schluckte. »Etwas haben sie allerdings übersehen …«
Madam Dasser drehte sich zu ihr herum. »Tatsächlich? Was denn?«
Nola deutete auf das Holo. »Da … Sergis Skulpturen sind völlig unangetastet!«
Sie sahen, dass die rostigen Metallplatten, die der Handelsherr zusammengeschweißt hatte, noch genauso wie zuvor dastanden, und lachten.
»Vielleicht hat die Geheimpolizei angenommen, dass jemand sie bereits zerstört hatte«, meinte Zikos trocken.
Chien-Chu lächelte und griff nach der Hand seiner Frau. »Lachen Sie ruhig, wenn es Ihnen Spaß macht, aber zumindest habe ich eine zweite Karriere vor mir, und wie viele von Ihnen können das schon von sich behaupten? Ewig können wir ja schließlich nicht Revolutionäre
bleiben, wissen Sie.«
»Da sagte Sergi etwas Wahres«, meinte Rothenberg. »Wir müssen uns darüber klar werden, was wir tun, wenn unser Vorhaben gelingt. Was geschieht, sobald der Imperator abgesetzt ist?«
»Bis wir uns darüber den Kopf zerbrechen müssen, liegt noch ein langer Weg vor uns«, meinte Goss ernst.
»Mag sein«, erwiderte Madam Dasser, »aber vielleicht auch nicht. Sehen wir uns doch einmal den Bericht an, den unsere Nachrichtendienste und Marketingexperten zusammen erstellt haben.«
Sie tippte auf einen Knopf, und das Holo löste sich in tausend Lichtsplitter auf. Sie wirbelten, jagten einander im Kreise und fügten sich wieder zusammen. Eine Anordnung von acht Zusammenfassungen, Diagrammen und sonstigen grafischen Elementen wurden vor ihnen sichtbar. Da sie alle Geschäftsleute und deshalb mit solchen Darstellungen vertraut waren, richteten sie sich auf und betrachteten sie. Dasser berichtete.
»Es sieht folgendermaßen aus. Die gute Nachricht ist, dass ein großer Teil der Öffentlichkeit offenbar unseren Plan billigt, die Hudathaner draußen am Rand zu bekämpften, und sich eine neue Führung wünscht. Von dem Augenblick an, in dem wir die Propagandamaschinerie des Imperators ausgeschaltet und der Bevölkerung echte Nachrichten geliefert hatten, sind Milliarden von Leuten zu uns übergelaufen. Besonders wirksam waren die Berichte von Spindle. Die Bürger wollen militärische Maßnahmen und wollen sie jetzt.«
»Und worin besteht die schlechte Nachricht?«, fragte
Zikos vorsichtig.
»Die schlechte Nachricht«, antwortete Dasser, »besteht darin, dass die Menschen uns nicht vertrauen. Der Imperator mag
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