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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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wenigsten damit gerechnet hatte, während der heißesten Stunde des Tages, als die Legionäre damit beschäftigt waren, »die Mauer« von einem Ende des Exerzierplatzes zum anderen zu »marschieren«.
    Der erste Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte, kam, als zehn Frachtplattformen auf dem Radar auftauchten und alle Versuche ignorierten, mit ihnen Verbindung aufzunehmen. Gavin hätte Flugabwehrraketen starten oder Luftunterstützung anfordern können, hatte das aber nicht getan. Ja, die Plattformen waren in eine Verbotszone geflogen und hatten auch nicht auf seine Anrufe reagiert, aber es waren eindeutig zivile Fahrzeuge. Verdammt, an ihren Flanken stand in sechs Meter hohen Lettern »Chien-Chu Enterprises«. Nein, das musste ein grandioser Irrtum sein, und der würde sich schnell aufklären.
    Mosby erinnerte sich an das Gefühl der Befriedigung, als die großen, schwarzen Schatten über den Exerzierplatz schwebten, weil sie wusste, dass die Zeit gekommen war, und wusste, dass ihre Leute bereit waren. Sie erinnerte sich daran, wie die Wachen mit ihren Exoskeletten versucht hatten, sie hineinzutreiben, und in ihren Ohren hallte noch nach, wie sie geschrien hatten, als die Legionäre sie zu Boden rissen, und was für ein Gefühl es gewesen war, mit den Fäusten auf sie einzuschlagen.
    Sie hatten den Wachen kein Pardon gewährt, auch den anderen nicht, die aus der Waffenkammer herausströmten und mit Maschinengewehren in die Menge schossen. Hunderte Legionäre waren an jenem Tag gestorben, vom Kugelhagel hinweggefegt, aber tausende hatten überlebt und mit Waffen zu kämpfen begonnen, die man ihnen von oben zugeworfen hatte. Schwarz uniformierte Sicherheitstruppen hatten sich ihnen angeschlossen, hatten sich an Seilen von den Schwebeplattformen heruntergelassen und bereits im Heruntergleiten das Feuer eröffnet. Eine gute Stunde nachdem die Schlacht begonnen hatte, war sie vorüber gewesen.
    Mosby hatte sich auf die Suche nach Gavin gemacht, hatte vorgehabt, ihn mit bloßen Händen zu töten, war aber zu spät gekommen.
    Eine Gruppe speziell ausgebildeter Sicherheitsleute hatte das computergesteuerte Lebenserhaltungssystem der Gefängnisanstalt gefunden, die dort gelagerten Gehirnboxen befreit und sie in ihre kybernetischen Körper eingestöpselt. Binnen weniger Minuten waren Mosbys Streitkräfte um dreihundertzweiundsechzig Cyborgs stärker. Alle Quads und die meisten Trooper IIs verließen das Gefängnis, um die Befreiten gegen einen möglichen Gegenangriff zu verteidigen, aber fünf gingen Gavin suchen. Sie fanden ihn zusammengekrümmt in einem Winkel seines Büros.
    Über das, was sie mit ihm gemacht hatten, gab es verschiedene Gerüchte, aber Mosby hatte die Leiche gesehen und sich ihre eigene Theorie gebildet. Sie nahm an, dass die Borgs mit ihm Fangen gespielt hatten. Sie stellte sich vor, wie sie Gavin hin und her geschleudert hatten, bis ihn das Trauma umgebracht hatte. Das mit Blut verschmierte Büro sah so aus, als würde es ihre Hypothese bestätigen, ebenso wie die Leiche des Kommandanten, die wie eine zerbrochene Puppe aussah, aber genau würde sie es nie erfahren.
    Jennings trat neben sie. Glas knirschte unter seinen Stiefeln. Er deutete auf die Leichen der Hingerichteten. »Sollen wir sie abschneiden?«
    Mosby sah hin und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht heute. Ich möchte, dass die Leute sie sehen und sich erinnern.«
    Jennings nickte. Er brauchte dringend eine Rasur, sah aber dennoch gut aus. Mosby hatte schon tagelang nicht mehr an ihr eigenes Erscheinungsbild gedacht.
    Ein Sergeant Major entließ die Soldaten. Sie lösten sich in Grüppchen auf und strebten auf den zusammengewürfelten Konvoi zu, der in der Nähe wartete.
    Drei Trooper IIs blickten nach draußen und hielten nach irgendwelchen gefährlich wirkenden Vorkommnissen Ausschau. Jennings sah sie etwas verunsichert an.
    »So, und was nun?«
    Mosby blickte nach Süden, wo vor hunderten von Jahren die alte Stadt Los Angeles gestanden hatte und die Mutter des Imperators sich ihr Heim gebaut hatte. Sie konnte die Türme nicht sehen, wusste aber, dass sie dort waren. Sie lächelte.
    »Jetzt ist es Zeit, einen alten Freund zu besuchen. Den, der uns ins Gefängnis geworfen und die Navy gegen Algeron ausgeschickt hat.«
    Jennings nickte. »Klingt mir nach einem Plan. Gehen wir.«
    Weshalb man den Komplex gebaut hatte, ohne ihn auf den Plänen des Gebäudes einzuzeichnen, wussten nur Madam Dasser und ihre unmittelbare Familie. Aber was auch

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