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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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verrückt sein oder nicht, er repräsentiert Stabilität, und das mögen die Leute, besonders wenn man das mit Menschen wie uns vergleicht. Da, sehen Sie sich das an.« Sie richtete einen Lichtstab auf ein paar statistische Daten. »Weil wir wohlhabende Geschäftsleute sind, haben sie Angst vor dem, was wir möglicherweise tun könnten, nachdem der Imperator abgesetzt ist.«
    »Was völlig logisch ist«, meinte Chien-Chu mit leiser Stimme.
    »Aber das ist nicht fair!«, erregte sich Rothenberg. »Wir haben alles riskiert! Der Imperator hat unsere Firmen geschlossen, unsere Häuser zerstört und uns zum Tode verurteilt!«
    »Also, schön, ich beiße an«, erklärte Zikos grimmig. »Und, wie lautet die Lösung?«
    Madam Dasser grinste. »Unsere Kommunikationsberater empfehlen, phasenweise an die Sache heranzugehen. Sie weisen daraufhin, dass eine Kabale aus gesichtslosen Männern und Frauen - alle mit fragwürdigen Motiven -ihrem Wesen nach bedrohlicher wirkt als eine Einzelperson. Besonders in einer Gesellschaft, in der sich seit langer Zeit jegliche Autorität auf ein einziges Individuum konzentriert.«
    »Wir sollten also einen Frontmann wählen«, meinte Goss nachdenklich.
    »Oder eine Frontfrau«; sagte Rothenberg pikiert.
    »Genau«, pflichtete Dasser ihr bei. »Unsere Medienleute empfehlen darüber hinaus, dass diese Person dasjenige Mitglied der Kabale sein muss, das den wärmstem Persönlichkeitsindex hat, die am wenigsten bedrohlich wirkenden Körperhaltung und die größte Ähnlichkeit zu interkulturellen Ikonen wie Buddha, Mahatma Gandhi, der letzten Imperatrix und dem Weihnachtsmann.«
    Alle Blicke wandten sich wie auf ein Signal Chien-Chu zu. Er hob protestierend die Hand. »Nein!«
    Doch dann wurde abgestimmt und ein Sprecher gewählt.
    Die Sonne fiel durch die transparenten Seitenflächen der Pyramide, wärmte den Rücken des Imperators und warf seinen Schatten über das Grab seiner Mutter. Fasziniert hob er die Arme und sah zu, wie sein Abbild die Umrisse eines Kreuzes annahm.
    Er war zu dem Grab gekommen, um mit Mutter zu reden, sie um Rat zu bitten, aber die Stimmen machten ihm das Denken schwer. Sie stritten sich schon wieder, argumentierten darüber, was er tun sollte, kamen aber nie zu irgendwelchen Schlüssen.
    »Er ist geistesgestört, wissen Sie.«
    »Wer wäre das nicht, wenn er einen Spinner wie Sie in seinem Schädel hätte?«
    »Aufhören! Wir müssen zusammenarbeiten, als Team arbeiten, sonst ist das der Untergang des ganzen Imperiums.«
    »Und?«
    »Und der Imperator würde getötet werden; wenn er stirbt, gehen wir mit ihm.«
    »Klingt gar nicht so übel«, meinte eine andere Stimme grimmig. »Ich kann mir durchaus etwas Besseres als diese Existenz vorstellen.«
    »Euer Hoheit?«
    Der Imperator brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass diese Stimme von außerhalb kam, nicht aus seinem eigenen Bewusstsein. Er ließ die Arme heruntersinken. Die Stimmen erstarben zu einem Hüstern.
    »Ja?«
    »Die Legion hat sich den Zugang zur Stadt erkämpft. Sie werden in ein oder zwei Stunden hier sein.«
    Das Gesicht wirkte vertraut. Der Imperator zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. »Admiral Scolari! Was machen Sie hier? Ich habe Sie doch nach Algeron geschickt.«
    Scolari zwang sich, ruhig zu bleiben. Es war tatsächlich so schlimm, wie sie gehört hatte … vielleicht sogar noch schlimmer. »Sie haben mir befohlen zurückzukehren, Euer Hoheit, und nach allem, was ich hier gesehen habe, war das auch eine ausgezeichnete Idee.«
    »Oh«, sagte der Imperator ausdruckslos. »Ja, natürlich. Tut mir Leid, das hatte ich vergessen.«
    »Ja, Hoheit«, erwiderte Scolari trocken. »Und jetzt schlage ich mit Ihrer Erlaubnis vor, dass wir uns schleunigst zum Raumhafen begeben. Im Orbit werden Euer Hoheit wesentlich besser geschützt sein.«
    Die Miene des Imperators hellte sich auf. »Im Orbit! Ja, das würde Spaß machen. Gehen wir.«
    Scolari verspürte ein Gefühl üefer Deprimiertheit, als sie dem Imperator über eine Treppe nach oben folgte, dann durch eine gepanzerte Tür und schließlich nach draußen ins Licht der Nachmittagssonne. Die Rückreise war lang und anstrengend gewesen. Was würde die Legion während ihrer Abwesenheit tun? Wo würden die Hudathaner als Nächstes zuschlagen? Und was erwartete sie auf der Erde?
    Die Wirklichkeit war schlimmer als ihre schlimmsten Ahnungen gewesen.
    Der Imperator war noch tiefer in einen Zustand versunken, den man nur als Wahnsinn bezeichnen konnte. Die

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