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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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mit Blut besudelt, erzählte aber trotzdem eine Geschichte. Das mit Perlen bestickte Armband, das er über dem rechten Ellbogen trug, wies darauf hin, dass er Mitglied des Nordstammes war. Das war nicht ungewöhnlich, da die Angehörigen des Südstammes unterhalb des Äquatorwulstes blieben und sich nur im Krieg oder um Handel zu treiben nach Norden begaben.
    Nein, das Bedeutsame an diesem Armband war die Tatsache, dass dieser Naa Angehöriger eines Stammes gewesen war und nicht etwa einer Gruppe von Gesetzlosen. Das und die zeremoniellen Perlen, die die Brellas von seinem Hals gerissen hatten und die jetzt über den Boden verstreut herumlagen, deuteten auf einen Initiaten.
    Ja, entschied Booly, wahrscheinlich war die Leiche die eines jungen Mannes, der gerade dabei gewesen war, den Übergangsritus zum Erwachsenenstatus zu vollziehen und dabei das Pech gehabt hatte, auf freiem Gelände von Gesetzlosen überfallen zu werden.
    Sein Ausdruck verfinsterte sich. Die gesetzlosen Naa waren eine Geißel sowohl der Stämme wie auch der Legion. Sie raubten Frauen, stahlen alles, was nicht niet-und nagelfest war, und machten sich ein Vergnügen daraus, Legionäre zu foltern. Manchmal dauerte es Tage, wenn nicht Wochen, bis sie starben.
    Booly richtete sich auf und sah sich in der zunehmenden Dunkelheit um. Wenn es ihm gelang, sie zu fangen und unter die Erde zu bringen, würde das ein Segen für Algeron sein. Aber es würde riskant sein, sehr riskant sogar, denn die Spur führte geradewegs in den Canon hinein, und der Canon war ein idealer Ort für einen Überfall.
    Aber wenn tatsächlich Gesetzlose den Naa getötet hatten, dann gab es zum augenblicklichen Zeitpunkt keinen Anlass für sie, mit einer Patrouille zu rechnen, und daher auch kaum einen Grund für einen Hinterhalt. Dieser Umstand im Verein mit der Tatsache, dass die Patrouille über genügend Feuerkraft verfügte, um mit allem, außer dem Angriff eines ganzen Stammes, fertig zu werden, führte ihn schließlich zu seiner Entscheidung. Sie würden das Risiko eingehen, die Gesetzlosen fangen und sie an jenen Ort schicken, der bei den Naa der Hölle entsprach.
    Booly ging zu der Stelle zurück, wo Villain wartete, kletterte auf seinen Platz und drückte den Sendeknopf seines Funkgeräts.
    »Roamer Eins an Roamer Patrouille. Sieht so aus, als ob da ein paar Gesetzlose den armen Teufel erwischt und ihm das Licht ausgeknipst haben und dann durch den Canon verduftet sind. Wir nehmen die Verfolgung auf. Gleiche Formation wie vorher, Bereitschaftsstufe Fünf, alles wegpusten, was sich bewegt.«
    Villain spürte ein Gefühl der Leere an der Stelle, wo früher einmal ihr Magen gewesen war. Sie war im Begriff, einen Ort zu betreten, der eine Falle sein könnte. Nicht nur das, sie würde sogar als Erste hineingehen und als Erste unter Beschuss geraten.
    Villain erinnerte sich an den Schmerz, als die Kugeln in ihr Fleisch eingedrungen waren, die Welle der Dunkelheit und das brutale Erwachen danach.
    Wut stieg in ihr auf und verdrängte die Angst. Ganz gleich, Was da in der Dunkelheit auf sie wartete, ganz gleich, was nachher geschah, sie würde überleben. Denn dann, und nur dann, konnte sie darauf hoffen, die Person zu finden, die für ihren Tod verantwortlich war. Sie finden und töten.
    Villain schaltete ihre Waffensysteme auf Bereitschaftsstufe Fünf, stellte ihre Infrarotsensoren auf höchste Empfindlichkeit und marschierte los. Mochte Gott jedem Naa beistehen, der ihr über den Weg kam.
    Gunner wartete, bis Rossif und Jones sich in Bewegung gesetzt hatten, vergewisserte sich, dass Wutu ihm Deckung gab, und stand auf. Seine Sensoren tasteten nach vorne. Der Canon wirkte finster und Unheil verheißend. Booly musste nicht bei Trost sein. Gut. Dies war die Patrouille, auf die er gewartet hatte, die, bei der er einen Treffer zwischen die Schulterblätter bekam. Die Panzerung war dort dünner und würde mit größerer Wahrscheinlichkeit bei einer Explosion aufreißen.
    Er würde die Bios abladen müssen, aber das war so vorgesehen und würde gleich nach den ersten paar Schüssen geschehen.
    Gunner fragte sich, wie es wohl sein würde zu sterben. Seine Frau hatte an das Paradies geglaubt, an ein Paradies mit Engeln, Heiligen und goldenen Straßen. Das wäre nett, dachte er, ganz besonders, wenn es dort vielleicht ein Wiedersehen geben sollte, aber auch Dunkelheit wäre ihm recht. Ewige Dunkelheit ohne die Flammen, die das Fleisch seiner Familie verzehrten, und ohne die Schreie

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