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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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    Schießtgerade drehte sich um. Der Fackelschein spiegelte sich in seinen Augen.
    »Vorsicht, pass auf, wo du hin trittst.«
    Die Warnung kam genau rechtzeitig. Booly verlagerte sein Gewicht und trat nach unten. Die Stufen waren breit, aus dem massiven Felsgestein geschlagen und in der Mitte ausgetreten.
    Der Legionär fragte sich, wie lange es diese Stufen schon gab und wie viele Füße sie betreten hatten. Der Tunnel fühlte sich alt an, uralt, vielleicht gab es ihn schon seit tausend Jahren.
    Eine wärmere Luftströmung schlug Booly ins Gesicht. Ein tiefes Dröhnen war zu hören, das an die Kesseltrommeln der Legion erinnerte. Es kam in gleichmäßigen Abständen wie der Schlag eines riesigen Herzens und ließ seine Umgebung nur noch Unheil verheißender wirken.
    Booly verdrängte die Angst und machte sich klar, dass dies alles nur weitere Elemente einer geschickten Regie waren, spürte aber dennoch, wie sein Herzschlag sich ein wenig beschleunigte. Auf der Stirn des Legionärs stand Schweiß. Er wischte ihn weg.
    Die Treppe bog jetzt nach rechts ab, von oben fiel Licht herein, und das Dröhnen wurde lauter. Der Duft von Weihrauch stieg ihm in die Nase, und vor ihm war jetzt eine ovale Türöffnung zu sehen. Das erste Paar Wachen durchschritt die Tür, und Booly folgte ihnen. Schießtgerade blieb dicht hinter dem Eingang stehen, bedeutete dem Menschen, ebenfalls stehen zu bleiben, und gebot mit einer Handbewegung Schweigen.
    Die Kaverne war riesengroß. Die Deckenwölbung verlor sich in der Dunkelheit. Dicke Säulen aus kunstvoll behauenem Felsgestein stützten die Decke. In Wandschlitzen flackerten Fackeln und beleuchteten kunstvolle Skulpturen.
    Booly sah Rudel wilder Pooks, schneebedeckte Berge, Herden wolliger Dooths, Wolken, ineinander verschlungene Schlangen, reißende Flüsse und viel, viel mehr.
    Die Felsschnitzereien deuteten auf Verständnis für die Strukturen von Ökosystemen, Einsicht in die allem zugrunde liegende Einheit, die das Leben möglich macht, aber das war Boolys menschliche Interpretation. Die Künstler waren Naa gewesen, und demzufolge hatten sie den Skulpturen vielleicht eine ganz andere Bedeutung verliehen. Oder vielleicht gar keine.
    Der Boden der Höhle senkte sich vom Eingang auf eine mehr als hundert Meter entfernte Bühne zu. Die Fläche unter den Stiefeln des Legionärs war zu gleichmäßig, zu glatt, um natürlich zu sein. Dies alles auszugraben und so herzurichten, hatte einen ungeheueren Aufwand an Arbeit erfordert.
    Hunderte und aberhunderte glattköpfiger Naa saßen mit überkreuzten Beinen auf dem Boden. Die meisten kamen von jenseits der Grenzen des Dorfes, waren selbst Häuptlinge und hier zusammengekommen, um Entscheidungen zu treffen. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Plattform, und Booly konnte erkennen, weshalb das so war.
    Zuerst waren da die Ratssitze. Sie waren aus dem massiven Stein gehauen und wirkten sehr unbequem. An jeder Seite gab es drei davon und einen weiteren, etwas erhöhten Sitz in der Mitte. Auf ihm saß Wegweit
    Hartmann. Wie die anderen Ratsmitglieder trug auch er ein farbenprächtiges Gewand. Hier war eine Zeremonie im Gange, eine Art Segnung vielleicht, und eine alte Vettel ließ Pulver in ein Kohlebecken rieseln und leierte dazu irgendwelche Beschwörungen.
    Aber die Sessel, die Ratsmitglieder und die Zeremonie waren nichts verglichen mit dem massiven und jetzt veralteten Trooper I, der auf der linken Seite der Bühne stand, und dem gleichermaßen beeindruckenden Trooper II auf der rechten. Beide standen starr und aufrecht wie bei einer Parade. Ihre Vid Cam Augen leuchteten wie Rubine und starrten in das Auditorium.
    Einen kurzen Augenblick lang dachte Booly, die Naa hätten die Cyborgs gefangen genommen und es fertig gebracht, sie gegen ihren Willen festzuhalten. Dann wurde ihm bewusst, dass das keine Körper, sondern bloß leere Rüstungen waren, die man hier als Beweis für den Mut der Naa aufgestellt hatte, vergleichbar den Trophäen in den Regimentsmuseen in Fort Camerone. Ihre Gelenke waren verschweißt, und ihre Augen waren von innen beleuchtet.
    Der Trooper I war alt und fleckig, als ob man ihn irgendwo ausgegraben hätte, aber der Trooper II wirkte relativ neu. Neu, aber irgendwie verbogen, als hätte man ihn auseinander gerissen und wieder zusammengefügt. Booly sah genauer hin. Die frische Farbe und das Fehlen von Hilfskühlrippen, die Borg-Veteranen meist außen an den Oberarmen anbrachten, ließen nur einen

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