Der Auftrag
zurechnungsfähig ist.«
St. James fühlte, wie sein Herzschlag sich ein wenig beschleunigte, als Mosbys Name erwähnt wurde. Seine Augen verengten sich. Er sah sich in dem von Kerzenlicht beleuchteten Raum um. Er enthielt etwa dreißig Tische, von denen die Hälfte besetzt war. Niemand schien sich sonderlich für den General oder seinen Gast zu interessieren, aber es lohnte dennoch, auf seiner Hut zu sein.
»Vorsichtig, Alex. Das Imperium hat viele Augen und Ohren. Selbst hier.«
Dasser nickte bloß und schenkte Wein nach.
Der Offizier gab sich alle Mühe, seine Summe ausdruckslos klingen zu lassen. »Wie kommt denn General Mosby mit ihren neuen Aufgaben zurecht?«
Sein Gegenüber schmunzelte. »Nun, das kommt darauf an, wie man Erfolg messen will. Der General ist hoch intelligent und ein ungemein fähiger Offizier, aber ich fürchte, was den Imperator am meisten beeindruckt, ist ihr Körper.«
St. James kam sich vor wie eine Motte, die von der Flamme angezogen wird. Die Gefahr sehend, die Hitze spürend, aber außer Stande, Widerstand zu leisten.
»General Mosby und der Imperator?«
Dasser nickte. »So sagt man. Meine Mutter hofft, dass es stimmt. Das Bett des Imperators ist ein Schlachtfeld, auf dem Mosby es schaffen sollte, Scolari zu besiegen.«
St. James kämpfte darum, seine Fassung zu bewahren. Dasser wusste nichts, konnte nichts wissen von seiner Affäre mit Mosby und hatte bestimmt nicht beabsichtigt, ihn zu verletzen. Aber der Schmerz ging dennoch tief, so als ob das die Absicht seines Gegenübers gewesen wäre.
»Jedenfalls«, fuhr Dasser fort, der von dem inneren Aufruhr seines Gesprächspartners sichtlich nichts bemerkt hatte, »hier ist etwas vom General selbst.« Er schob einen Datenwürfel über den Tisch.
St. James war alles andere als überrascht. Die Legion unterhielt schon lange Verbindungskanäle außerhalb derer, die die Regierung zur Verfügung stellte. Einige dieser Kanäle waren elektronischer Natur, andere robotisch, aber die allernützlichsten waren meist lebende Menschen, vorzugsweise ehemalige Legionäre, aber auch andere, die zusammen ein riesiges Netzwerk bildeten, das auf Loyalität, Vertrauen und tausend Jahre der Tradition gründete.
Der Offizier nahm den Würfel entgegen und schob ihn in die Tasche.
Der Rest der Mahlzeit war die schiere Hölle. St. James wollte weg, wollte in sein Quartier zurück, wollte Mosbys Gesicht an seiner Decke sehen. Aber das wäre ungehörig, um nicht zu sagen regelrecht unhöflich, und deshalb zwang er sich zu bleiben.
Das Gespräch zog sich hin, die einzelnen Gänge dauerten viel zu lange, und der Würfel schien gegen seine Haut zu pressen, forderte ihn heraus, verspottete ihn, beraubte ihn seines klaren Denkvermögens.
St. James wusste, dass das dumm war, wusste, dass er enttäuscht werden würde, konnte aber einfach nicht anders. Fantasievorstellungen überfluteten ihn, Visionen einer Nachsicht heischenden Mosby, bedrückt nach ihrer Affäre mit dem Imperator, seine Vergebung erheischend. Vielleicht würden sie heiraten, Kinder bekommen. Selbst wenn das das Ende ihrer Laufbahn bedeutete, wenn es für sie beide bedeutete, die Legion zu verlassen und als Zivilisten zu leben.
Und Dasser redete die ganze Zeit über die Hudathaner, bewegte sich am schmalen Rand des Hochverrats. Er sprach das nicht eindeutig aus, machte aber Andeutungen auf eine geheime Kabale, eine Gruppe, die Pläne hegte, den Imperator zu stürzen.
Die Botschaft war klar. Die Legion sollte sich mit der Kabale verbünden, sich gegen Admiral Scolari stellen oder sich damit abfinden, mit dem Rest des Imperiums zu sterben. Die Hudathaner waren stark. Die Hudathaner waren brutal. Und die Hudathaner rückten immer näher. Jedes Anzeichen der Schwäche, jeder Hinweis auf einen Rückzug würde sie nur umso schneller anlocken.
St. James glaubte seinem Gegenüber und teilte dessen Meinung, konnte es aber nicht erwarten, dass das Gespräch zu Ende ging. Seine Fantasien waren einfach zu stark, als dass er sie hätte ignorieren können.
Und dann war das Essen endlich zu Ende.
Die Männer standen auf, umarmten einander, verabschiedeten sich und zogen sich zurück, Dasser, um weitere verschlüsselte Noüzen in seinen Minicomp einzugeben, St. James, um den Datenwürfel abzuspielen.
Der Offizier zwang sich, geduldig zu sein, langsam zu gehen, alle Ehrenbezeigungen zu erwidern, seine Räumlichkeiten zu betreten, als gäbe es nichts, was ihn beschäftigte, nichts, was ihm ein Loch in
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