Der Auftrag
seine Augen auf Booly ruhten. Sie sah Hass, ein Gefühl, das sie nie im Gesicht des Menschen gesehen oder in seinen Empfindungen gerochen hatte, trotz allem, was die Menschen ihm über ihr Volk beigebracht hatten, trotz des Hinterhalts und trotz seiner Gefangenschaft.
Nein, entschied Windsüß. Die Liebe hat ihr eigenes Bewusstsein, und sobald dort eine Entscheidung getroffen war, ging sie ihren eigenen Weg.
Hartmann sah den Menschen näher kommen. In seiner Uniform und seinem Kampfpanzer war er eine eindrucksvolle Gestalt. Eine zum Leben erwachte Trophäe. Hartmann konnte erkennen, dass die Häuptlinge beeindruckt waren. Und das sollten sie schließlich auch sein, wenn man das Ausmaß seines Sieges bedachte. Trotzdem, es war seine Tochter gewesen, die den Vorschlag gemacht hatte, den Menschen so zu benutzen, und deshalb schuldete er ihr Dank.
Ja, vermutlich war auch das Bestreben von Windsüß, ein Leben zu verschonen, in diese Überlegung mit eingegangen, aber jedenfalls war es ein guter Rat gewesen.
Hartmann sah sie neben Sichertöter sitzen, sah, wie sie den Marsch des Menschen zur Bühne beobachtete. Alle sagten, dass die beiden ein schönes Paar waren - nur Windsüß nicht. Sie hörte nie auf, von Liebe und Respekt und all den anderen Albernheiten zu plappern.
Der Häuptling dachte an seine eigene Gefährtin, wie schön sie am Tag ihrer Hochzeit gewesen war, dachte an das Leben, das sie gemeinsam geführt hatten. Auch wenn ihre Ehe politisch motiviert gewesen war, sie war doch viel mehr geworden, war etwas geworden, was weder seine Gefährtin noch er zu bedauern hatten.
Und so würde es auch für Windsüß sein. Ja, Sichertöter war voll Ungeduld, gierte nach der Macht, ja, er war starrköpfig, aber das ist die Kraft der Jugend. Eine Kraft, die seiner Tochter in den bevorstehenden Jahren gute
Dienste leisten würde. Und indem er Sichertöter seine Tochter gab, konnte Hartmann sich ein, vielleicht auch zwei Jahre zusätzlicher Macht erkaufen. Der jüngere Krieger konnte die so gewonnene Zeit dazu nutzen, reifer zu werden. Er würde die Künste des Friedens lernen, so wie er die Künste des Krieges gelernt hatte, und würde ein Haus für seine Frau bauen.
Der Plan war einleuchtend und vernünftig. Er würde am Morgen mit Sichertöter sprechen. Ein Gefühl beschaulichen Friedens überflutete Hartmanns Seele. Es war ein gutes Gefühl, wenn man ein so quälendes Problem lösen konnte. Er stand auf, begrüßte Booly auf der Bühne und ließ die Augen über die Versammelten schweifen.
»Ein Feind steht vor uns, aber er hat tapfer gekämpft und verdient unseren Respekt. Wie der Wind, der Regen und der Schnee ist er ausgesandt, um uns zu stärken, um uns hart zu machen. Und wir sind hart. Hart genug, um zu überleben, wo andere Geschöpfe sterben, hart genug, um die Legion zu bekämpfen, hart genug, um unseren Planeten zurückzuerobern!«
Tief aus tausend Kehlen erschallte ein Ruf, wogte auf und ab, hallte von den Wänden der Kaverne wider und ließ es Booly eisig über den Rücken laufen.
General Ian St. James hob sein Weinglas. Der Mann auf der anderen Seite des schneeweißen Tischtuchs tat es ihm gleich. Sein Name war Alexander Dasser, ältester Sohn der berühmten Madam Dasser und früher einmal Lieutenant in der 3 rd RE. Er trug das Haar immer noch kurz gestutzt und an den Seiten abrasiert, achtete darauf, dass sein Körper schlank und sportgestählt blieb, und war nach wie vor trinkfest.
»Vive laLegion!«
»Vive la Legion!«
Die beiden Männer leerten ihre Gläser, setzten sie ab und grinsten einander über den Tisch hinweg an. Sie waren Freunde, seit sie gemeinsam vor vielen, vielen Jahren in die Legion eingetreten waren. Dasser hatte seine Zeit abgeleistet und sein Patent zurückgegeben, um einen Teil des weit verzweigten Wirtschaftsimperiums seiner Familie zu leiten.
St. James war geblieben, hatte Karriere gemacht und war General geworden. Er lächelte.
»Gut siehst du aus, Alex.«
»Du auch, Ian.«
»Und deine Familie?«
Dasser zuckte die Achseln. »Wir leben in schweren Zeiten, mein Freund. Die Bedrohung durch die Hudathaner bereitet uns große Sorge.«
St. James nickte ernst. »Uns auch. Ich habe Anweisung, unsere Einheiten hier auf die Möglichkeit eines Rückzugs vorzubereiten.«
Dasser lächelte grimmig. »Ja, ich weiß. General Mosby hat dagegen angekämpft, ebenso wie meine Mutter. Aber Admiral Scolari lässt nicht locker, und der Imperator ist schwach, falls er überhaupt
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