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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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begegnet?«
    »Leider nicht.«
    »Wissen Sie das bestimmt? Gesichter vergesse ich  gewöhnlich niemals.«
    »Das weiß ich bestimmt, Präsident Arafat.«
    »Sie erinnern mich an einen alten Gefährten - an einen Mann,  der in guten wie in schlechten Zeiten an meiner Seite gekämpft hat.«
    »Ich bin nur ein kleiner Kellner.«
    »Diesem Mann verdanke ich mein Leben. Er hat mich vor meinen Feinden geschützt. Er hat mir öfter das Leben gerettet, als ich damals wahrhaben wollte.«
    Arafat blickte zur Decke und schloß kurz die Augen. »Ich erinnere mich vor allem an eine Nacht. Ich hatte die Aufforderung erhalten, zu einem Gespräch mit Präsident Assads Bruder nach Damaskus zu kommen. Mein Freund riet mir jedoch dringend davon ab. Das war zu der Zeit, als Assad und seine Geheimpolizei mir nach dem Leben trachteten. Das Gespräch fand in freundschaftlicher Atmosphäre statt, aber als wir in unsere Autos steigen wollten, um nach Beirut zurückzufahren, warnte mein Freund mich, das sei zu gefährlich. Sehen Sie, er hatte erfahren, daß die Syrer unsere Kolonne überfallen und mich ermorden wollten. Wir schickten die Autokolonne zur Täuschung los, und diesem Mann gelang es, mich in Damaskus zu verstecken - praktisch vor der Nase der Syrer. Am späten Abend erhielten wir die Meldung, syrische Spezialeinheiten hätten unsere Autokolonne außerhalb von Damaskus überfallen und mehrere meiner Männer erschossen. Das war eine sehr traurige Nacht, aber ich lebte noch, was ich diesem Mann verdanke.«
    »Eine sehr interessante Geschichte, Präsident Arafat.«
    »Wollen Sie mir gestatten, noch eine zum besten zu geben?«
    »Ich sollte wohl besser gehen«, sagte Tariq und griff nach der  Makarow.
    »Bitte, sie dauert nur einen Augenblick.«
    Tariq zögerte, dann sagte er: »Selbstverständlich, Präsident  Arafat. Ich würde die Geschichte sehr gern hören.«
    »Setzen Sie sich, mein Freund. Sie müssen müde sein.«
    »Das wäre unschicklich.«
    »Wie Sie wünschen«, antwortete Arafat. »Diese Geschichte stammt aus der Zeit der Belagerung Beiruts. Die Israelis versuchten, die PLO endgültig zu vernichten. Auch mich wollten sie unbedingt erledigen. Wo ich auch war, schlugen israelische Bomben und Raketen ein, als wüßten die Israelis immer über meinen Aufenthaltsort Bescheid. Deshalb begann mein Freund mit Ermittlungen. Er entdeckte, daß der israelische Geheimdienst mehrere Angehörige meines Stabs als Spione angeworben hatte. Und er entdeckte, daß die Israelis ihre Spione mit Peilsendern ausgerüstet hatten, damit sie ständig wußten, wo ich mich aufhielt. Er verhaftete die Spione und brachte sie dazu, ihre Verbrechen zu gestehen. Um weitere potentielle Spione abzuschrecken, forderte er mich auf, ihre Todesurteile zu unterzeichnen, damit sie hingerichtet werden konnten.«
    »Und haben Sie's getan?«
    »Nein, ich habe es nicht getan. Ich habe diesem Mann erklärt, wenn ich die Verräter hinrichten ließe, würde ich mir ihre Brüder und Vettern zu Feinden machen. Ich habe ihm erklärt, ich würde sie auf andere Weise bestrafen - indem ich sie von der Revolution ausschließe. Sie verbanne. Ins Exil schicke. Aus meiner Sicht sei das eine Strafe, schlimmer als der Tod. Und ich habe ihm noch etwas erklärt. Ich habe ihm gesagt, wir Palästinenser könnten nicht anfangen, uns gegenseitig  umzubringen. Wir hätten ohnehin schon zu viele Feinde.«
    »Wie hat dieser Mann darauf reagiert?
    »Er war zornig auf mich. Er hat mich einen Dummkopf genannt. Unter meinen engsten Mitarbeitern war er der einzige, der den Mut hatte, so mit mir zu reden. Er hatte das Herz eines Löwen, dieser Mann.«
    Arafat machte eine Pause, dann fugte er hinzu: »Ich habe ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Wie ich höre, ist er schwer krank. Angeblich hat er nicht mehr lange zu leben.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Wenn wir unseren eigenen Staat haben, werde ich ihm seine großen Verdienste um die Bewegung vergelten. Wenn wir unseren eigenen Staat, unsere eigenen Schulen haben, werden  die Kinder Palästinas im Unterricht von all seinen Heldentaten hören. In den Dörfern wird man abends an den Feuern von diesem Mann erzählen. Er wird ein großer Volksheld der Palästinenser sein.«
    Arafat senkte die Stimme. »Aber nicht, wenn er jetzt etwas Törichtes tut. Dann wird man sich seiner nur als eines weiteren Fanatikers erinnern.«
    Arafat sah Tariq ins Gesicht und sagte ruhig: »Müssen Sie diese Tat verüben, mein Bruder, dann tun Sie's,

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