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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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ermorden.
    Tariq hatte beide gemeinsam umbringen wollen - Arafat und Allon in einem letzten großen Racheakt -, aber nun sah es so aus, als würde das nicht klappen. Sobald er Arafat ermordet hatte, würden die Leibwächter sich auf ihn stürzen. Er würde sich wehren und ihnen keine andere Wahl lassen, als ihn zu erschießen. Alles ist besser, als zu warten, bis der Tumor mich umbringt. Allon würde alles verpassen und deshalb mit dem Leben davonkommen. Arafat, der verräterische Feigling, würde weniger Glück haben.
    Rodney tippte Tariq auf die Schulter. »Kümmer dich um dein Geschirr, Freundchen, sonst ist das hier für dich die letzte Party.«
    Rodney ging davon. Tariq betrat die Speisekammer, knipste das Licht an. Er griff ins oberste Regalfach und holte die Schachtel mit tunesischen Datteln herunter, die er vor einer Stunde dort hingelegt hatte. Er nahm die Datteln in die Küche mit, arrangierte sie auf einem weißen Porzellanteller, den er auf ein Silbertablett stellte, und ging los.
    Arafat stand, von einem halben Dutzend Mitarbeitern und Leibwächtern umringt, mitten im großen Salon in einem Kreis von Sympathisanten. Botschafter Cannon hatte sich an seiner Seite aufgebaut. Als Tariq sich ihm näherte, spürte er, wie der Griff der Makarow sich gegen seinen Bauch drückte. Arafat war nun noch drei Meter von ihm entfernt, aber zwischen Tariq und ihm standen fünf Personen, darunter auch ein Leibwächter. Der Palästinenserführer war so klein, daß Tariq ihn kaum sehen konnte - nur seine schwarzweiß karierte Kqffijah. Zog er jetzt die Makarow, würde ihn bestimmt einer der Leibwächter sehen und sofort das Feuer eröffnen. Er mußte näher an ihn herankommen, bevor er seine Pistole zog. Er mußte den Trick mit den Datteln versuchen.
    Aber nun ergab sich ein neues Problem: Die Gäste drängten sich so dicht um Arafat, daß Tariq nicht näher herankam. Unmittelbar vor ihm stand ein großer Mann in einem anthrazitgrauen Anzug. Als Tariq seine Schulter berührte, drehte der Mann sich kurz um, sah das Tablett und Tariqs weißes Jackett und sagte: »Nein, danke.«
    »Die sind für Präsident Arafat«, behauptete Tariq, worauf der Mann ihm widerstrebend Platz machte.
    Als nächstes hatte Tariq es mit einer Frau zu tun. Auch diesmal funktionierte sein Trick wieder: Er tippte ihr auf die Schulter, wartete, bis sie ihm Platz machte, und rückte der Zielperson einen Meter näher. Aber jetzt stand er hinter einem Mitarbeiter Arafats. Er wollte ihn gerade antippen, als er ein Mobiltelefon zirpen hörte. Der Mann griff in sein Jackett und hielt sich das Telefon rasch ans Ohr. Nachdem er einen Augenblick zugehört hatte, steckte er das Telefon wieder ein, beugte sich vor und flüsterte Arafat etwas ins Ohr. Darauf wandte Arafat sich an Cannon und sagte: »Tut mir leid, aber ich muß etwas Dringendes erledigen.«
    Verdammt, dachte Tariq, der Kerl hat verdammt viel Glück!
    »Kann ich hier irgendwo ungestört telefonieren?« fragte Arafat seinen Gastgeber.
    »Am besten in meinem Arbeitszimmer. Wenn Sie bitte mitkommen wollen?«
    Arafat löste sich aus der Menge und ging, von Cannon und einer Traube von Mitarbeitern begleitet, den Flur entlang, der in den rückwärtigen Teil des Apartments führte. Im nächsten Augenblick verschwanden sie in einem Raum. Einer der Leibwächter Arafats postierte sich vor der Tür. Cannon und Arafats Mitarbeiter kamen kurz danach wieder heraus und mischten sich unter die Gäste.
    Tariq wußte, daß er jetzt losschlagen mußte, wenn er seine Chance wahrnehmen wollte. Er schlängelte sich mit dem Silbertablett, auf dem der Teller mit Datteln stand, durch die Gäste, ging den Flur entlang und machte vor dem Leibwächter halt. Tariq sah, daß der Mann zu Arafats persönlicher Leibgarde gehörte und daher wissen würde, daß der Palästinenserführer nichts lieber aß als gute tunesische Datteln.
    »Einer von Mr. Arafats Mitarbeitern hat mich gebeten, ihm diese Datteln zu bringen.«
    Der Leibwächter begutachtete den Teller, dann musterte er Tariq.
    Du hast zwei Möglichkeiten, dachte Tariq. Du kannst mich friedlich passieren lassen - oder ich kann meine Pistole ziehen, dir ins Gesicht schießen und dann zu ihm hineingehen.
    Der Leibwächter nahm sich eine Dattel und steckte sie in seinen Mund. Dann öffnete er die Tür und sagte: »Sie stellen ihm den Teller hin und kommen sofort wieder raus, verstanden?«
    Tariq nickte und betrat den Raum.
    Zehn Minuten später parkte Gabriel seinen Minivan auf

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