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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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soll.«
    Der Premierminister sah endlich von seinen Akten auf. »Und ich muß wissen, ob Sie das Unternehmen durchführen können, ohne daß die CIA davon erfährt.«
    »Das kann ich.«
    »Dann tun Sie's, aber machen Sie keinen Scheiß!«

1 8 Valbonne, Provenc e
    Der Nachmittag war rasch kühl geworden. Jacqueline machte Sandwichs, während Gabriel im offenen Kamin Olivenholz aufstapelte und mit einer Zeitung in Brand setzte. Er war in die Hocke gegangen und beobachtete, wie die dünnen Flammenzungen an dem Holz leckten. Alle paar Sekunden griff er in den Kamin, um das gespaltene Holz oder die größeren Holzscheite zurechtzurücken. Er schien imstande zu sein, das heiße Holz lange anzufassen, ohne Schmerzen zu empfinden. Schließlich stand er auf und klatschte leicht in die Hände, um die Asche und den anhaftenden Holzstaub abzuklopfen. Er bewegt sich so elegant, dachte Jacqueline - wie ein Tänzer, der sich aus kniender Haltung erhebt. Irgendwie wirkte er jünger. Das Haar weniger grau, die Augen klarer und heller.
    Sie stellte die Teller, eine Flasche Wein und zwei Gläser auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer. Jahrelang hatte sie sich eine Szene wie diese ausgemalt. In gewisser Weise hatte sie diesen Raum für Gabriel geschaffen, hatte ihn so eingerichtet, wie er ihm ihrer Vorstellung nach gefallen würde - mit einem Natursteinboden, Landhausteppichen und bequemen Sitzmöbeln.
    Sie stellte das Tablett auf den niedrigen Holztisch und setzte sich auf die Couch. Gabriel setzte sich neben sie, schenkte ihnen Wein ein und stieß wortlos mit ihr an. Ja, so wäre es gewesen, wenn wir zusammengeblieben wären. Ein einfaches Mahl, eine Fahrt in die Berge, ein Spaziergang durch ein malerisches Bergdorf. Vielleicht ein Abstecher nach Cannes, um durch den alten Hafen zu schlendern oder sich einen Film anzusehen. Dann wieder nach Hause, um sich beim Schein des Kaminfeuers zu  lieben. Schluß damit, Jacqueline!
    »Ich arbeite wieder für den Dienst«, sagte Gabriel, »und brauche deine Hilfe.«
    Sein Besuch hatte also rein berufliche Gründe. Gabriel war reaktiviert worden und brauchte sie für einen Auftrag. Er wollte so tun, als sei die Vergangenheit nie passiert. Vielleicht war das  die einfachere Methode.
    »Ari hat mir erzählt, du hättest den Dienst verlassen.«
    »Er hat mich gebeten, zurückzukommen und einen Auftrag zu übernehmen. Du weißt ja, wie hartnäckig Schamron sein kann, wenn er etwas will.«
    »Ich erinnere mich«, bestätigte Jacqueline. »Hör zu, Gabriel, ich weiß nicht recht, wie ich's ausdrücken soll, deshalb sage ich's einfach. Was in Wien passiert ist, tut mir sehr leid.«
    Er sah weg, aber sie merkte noch, daß sein Blick kalt und ausdruckslos geworden war. Leah war offensichtlich ein Tabuthema. Jacqueline hatte einmal ein Foto von ihr gesehen. Gabriels Frau sah genau so aus, wie Jacqueline sie sich vorgestellt hatte: eine schwarzhaarige Sabra mit dem Temperament und Selbstbewußtsein, die Jacqueline so gern besessen hätte, während sie als französische Jüdin aufgewachsen war. Die Tatsache, daß Gabriel sich für eine Frau wie Leah entschieden hatte, machte ihn in Jacquelines Augen nur noch liebenswerter.
    Er wechselte abrupt das Thema. »Du hast bestimmt von dem Anschlag auf unseren Botschafter in Paris gehört?«
    »Natürlich. Eine schreckliche Sache.«
    »Nach Schamrons Überzeugung hat Tariq das Attentat verübt.«
    »Und du sollst ihn aufspüren?«
    Gabriel nickte.
    »Warum gerade du, Gabriel? Du bist schon so lange nicht mehr aktiv. Warum setzt er nicht einen anderen Katsa ein?«
    »Falls du's nicht gemerkt haben solltest: Der Dienst hat in letzter Zeit mehr Pleiten als Erfolge zu verzeichnen gehabt.«
    »Aber Tariq ist dem Dienst seit vielen Jahren immer einen Schritt voraus. Wie willst du ihn jetzt aufspüren?«
    »Schamron hat einen seiner Agenten in London identifiziert. Ich kann sein Telefon am Arbeitsplatz abhören, aber ich muß auch in seinem Apartment Wanzen installieren, um zu erfahren, mit wem er redet und was er sagt. Mit etwas Glück bekommen wir so vielleicht heraus, wo Tariq nächstes Mal zuschlagen  will.«
    »Wozu brauchst du mich?«
    »Ich brauche dich, um mir Zutritt zu seiner Wohnung zu verschaffen.«
    »Wieso brauchst du meine Hilfe? Du weißt, wie man Schlösser knackt und Wanzen installiert.«
    »Genau das ist der springende Punkt. Ich will sein Schloß nicht knacken müssen. Einbrüche sind riskant. Merkt er, daß jemand in seinem Apartment gewesen ist,

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