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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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sich in Ihrer Wohnung niemand gemeldet hat, hat sie hier angerufen und eine
    Nachricht für Sie hinterlassen.«
    »Was gibt's?«
    »Ihr Vater hat einen Herzanfall gehabt.«
    »Großer Gott!«
    »Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Sein Zustand ist nicht kritisch, aber Ihre Schwester möchte trotzdem, daß Sie sofort kommen.«
    Jacqueline wandte sich an den Amerikaner. »Tut mir echt leid, Mark, aber ich muß natürlich hin.«
    Der Amerikaner küßte sie auf die Wange und schlich trübselig davon. Schamron, der die ganze Szene aus dem rückwärtigen Teil der Eingangshalle beobachtet hatte, trat wie ein Schuljunge grinsend auf sie zu. »Das war reine Poesie! Sarah Halévy, Sie sind ein Naturtalent.«
    Um ihren ersten Auftrag auszuführen, brauchte Jacqueline Paris nicht zu verlassen. Der Dienst versuchte einen irakischen Atomwaffenexperten anzuwerben, der in Paris lebte und mit den französischen Lieferanten des Iraks zusammenarbeitete. Schamron beschloß, ihm eine ›Honigfalle‹ zu stellen, und setzte Jacqueline auf ihn an. Sie lernte den Iraker in einer Bar kennen, verführte ihn und begann ihre Nächte in seinem Apartment zu verbringen. Er verliebte sich bis über beide Ohren in sie. Jacqueline erklärte ihrem Liebhaber, wenn er sie weiterhin sehen wolle, müsse er sich mit einem ihrer Freunde treffen, der ihm ein Geschäft vorschlagen wolle. Dieser Freund erwies sich als Ari Schamron, der einen einfachen Vorschlag zu machen hatte: Arbeiten Sie für uns, sonst erfahren Ihre Frau und die Gangster in Saddams Geheimdienst, daß Sie eine israelische Agentin gebumst haben. Der Iraker erklärte sich bereit, für Schamron zu arbeiten.
    Nun hatte Jacqueline erste Erfahrungen mit richtiger Geheimdienstarbeit gesammelt. Es war ein erhebendes Gefühl. Sie hatte eine kleine Rolle in einem Unternehmen gespielt, das den Bemühungen des Iraks, zu einer Atommacht aufzusteigen, einen Schlag versetzt hatte. Sie hatte mitgeholfen, den Staat Israel vor einem Feind zu schützen, der alles tun würde, um ihn zu vernichten. Und in gewisser Weise hatte sie so auch den Tod ihrer Großeltern gerächt.
    Danach mußte sie ein Jahr warten, bevor sie ihren nächsten Auftrag erhielt: einen syrischen Geheimdienst-Offizier in London verführen und erpressen. Ein Dreivierteljahr später wurde sie nach Zypern geschickt, um den kaufmännischen Direktor einer deutschen Chemiefirma, die schwunghaften Handel mit Libyen trieb, zu verführen. Diesmal hatte sie einen zusätzlichen Auftrag. Schamron wollte, daß sie den Deutschen mit K.o.-Tropfen betäubte und die Schriftstücke in seinem Aktenkoffer fotografierte, während er bewußtlos war. Auch diesen Auftrag führte sie einwandfrei aus.
    Nach dem dritten Einsatz ließ Schamron sie nach Tel Aviv kommen, verlieh ihr eine geheime Auszeichnung und erklärte ihr, mit ihrer Arbeit sei nun Schluß. Manche Nachrichten brauchten nicht lange, um in Geheimdienstkreisen die Runde zu machen. Die nächste Zielperson konnte das schöne französische Model verdächtigen, mehr zu sein, als es zu sein schien. Und das konnte leicht ihr Ende bedeuten.
    Jacqueline bat ihn um einen weiteren Einsatz. Schamron erklärte sich widerstrebend dazu bereit.
    Ein Vierteljahr später schickte er sie nach Tunis.
    Jacqueline fand es seltsam, daß Schamron sie angewiesen hatte, sich mit Gabriel Allon in einer Kirche in Turin zu treffen. Sie fand ihn auf einer Arbeitsbühne, wo er ein Fresko, das Christi Himmelfahrt darstellte, restaurierte. Sie arbeitete in ihrem Beruf jeden Tag mit gutaussehenden Männern zusammen, aber Gabriel hatte etwas an sich, das ihr den Atem verschlug. Es war die intensive Konzentration in seinem Blick. Jacqueline wollte, daß er sie so betrachtete, wie er das Fresko betrachtete. Sie beschloß, mit diesem Mann ins Bett zu gehen, bevor das Unternehmen beendet war.
    Sie reisten am nächsten Morgen nach Tunis weiter und bezogen ein Zimmer in einem Strandhotel. Die ersten Tage ließ er sie allein am Strand, während er die örtlichen Gegebenheiten erkundete. Gegen Abend kam er dann wieder ins Hotel. Sie aßen zu Abend, schlenderten durch den Suk oder über die Corniche am Strand und gingen dann in ihr Zimmer. Für den Fall, daß dort Wanzen angebracht waren, sprachen sie wie ein Liebespaar miteinander. Aber er schlief voll angezogen und blieb so strikt in seiner Betthälfte, als seien sie durch eine Plexiglaswand voneinander getrennt.
    Am vierten Tag nahm er sie mit, während er arbeitete. Er zeigte ihr die

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