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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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büßen wir unseren Vorteil ein. Ich möchte, daß du dir Zutritt zu seiner Wohnung verschaffst, Abdrücke von seinen Schlüsseln machst und feststellst, welches Telefon er hat, damit ich ein Duplikat  vorbereiten kann.«
    »Und wie soll ich in seine Wohnung kommen?«
    Sie wußte die Antwort natürlich schon. Sie wollte sie nur von  ihm hören.
    Gabriel stand auf und legte ein Stück Holz nach. »Jusef mag Frauen. Er genießt das Londoner Nachtleben. Ich möchte, daß du ihn in einer Bar oder Disko kennenlernst und dich mit ihm anfreundest. Ich möchte, daß du ihn dazu bringst, dich zu sich einzuladen.«
    »Sorry, Gabriel. Kein Interesse. Laß dir von Ari eines seiner neuen Mädchen schicken.«
    Er drehte sich um, sah sie an.
    Er ist überrascht, weil ich nein gesagt habe, dachte sie. Das  hat er nicht erwartet.
    »Ich biete dir die Chance, mir zu helfen, Tariq al-Hourani aufzuspüren, bevor er noch mehr Juden ermordet und dem Friedensprozeß noch mehr schadet.«
    »Und ich sage dir, daß ich meinen Teil getan habe. Jetzt sind andere Frauen an der Reihe.«
    Er setzte sich wieder.
    »Ich verstehe, warum Schamron dich reaktiviert hat«, fuhr Jacqueline fort. »Du bist in deinem Fach der Beste. Aber ich verstehe nicht, warum du mich brauchst.«
    »Weil auch du gut bist«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Und weil ich dir vertrauen kann.«
    Was versuchst du mir zu sagen, Gabriel Allon? fragte sie sich. »Ich muß in drei Wochen zu Modeaufnahmen in die Karibik«, stellte sie fest.
    »Ich brauche dich nur für ein paar Tage.«
    »Ich arbeite aber nicht umsonst.«
    »Ich will dich und gebe mich mit keiner anderen zufrieden«, sagte Gabriel. »Deshalb kannst du dein Honorar selbst festsetzen.«
    Jacqueline sah zur Decke hoch und überschlug, wieviel sie für ihr Ballettstudio brauchen würde. Miete, Renovierung, Werbung…
    »Fünfzigtausend.«
    »Francs?«
    »Sei nicht albern, Gabriel. Dollar.«
    Er runzelte die Stirn. Sie verschränkte trotzig die Arme. »Fünfzigtausend, oder du kannst Schamron anrufen und dir ein anderes Mädchen schicken lassen.«
    »Fünfzigtausend«, sagte er.
    Jacqueline lächelte.
    Jacqueline rief Marcel Lambert in Paris an und bat ihn, alle Fototermine in den kommenden zwei Wochen abzusagen.
    »Bist du übergeschnappt, Jacqueline? Das kann nicht dein Ernst sein! Eine Frau in deiner Lage kann nichts Schlimmeres tun, als Termine abzusagen. Das verschafft dir schnell einen schlechten Ruf in der Branche.«
    »Marcel, ich bin seit siebzehn Jahren in diesem Geschäft und habe nie in dem Ruf gestanden, leichtfertig Termine abzusagen. Aber jetzt hat sich etwas ergeben, und ich muß ein paar Tage fort.«
    »Das soll ich den Leuten erzählen, die so freundlich waren, dich zu engagieren? ›Etwas hat sich ergeben.‹ Nein, meine Liebe, da mußt du schon ein bißchen mehr bieten.«
    »Sag ihnen, daß ich an irgendwas erkrankt bin.«
    »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Lepra.«
    »O ja, wundervoll!«
    Seine Stimme klang plötzlich ernst. »Jetzt mal ehrlich, Jacqueline. Du steckst nicht etwa in Schwierigkeiten, oder? Du weißt, daß du mir vertrauen kannst. Denk daran, daß ich schon immer an deiner Seite war. Ich kenne alle deine Geheimnisse.«
    »Und vergiß nicht, daß ich deine alle kenne, Marcel Lambert. Aber sei unbesorgt, ich stecke nicht in Schwierigkeiten. Ich muß nur etwas erledigen, das keinen Aufschub duldet.«
    »Du bist nicht etwa krank, Jacqueline?«
    »Ich bin kerngesund.«
    »Du kokst nicht etwa wieder?« flüsterte er.
    »Marcel!«
    »Operation? Du läßt dich liften?«
    »Red keinen Scheiß!«
    »Ein Mann. Steckt ein Mann dahinter? Hat's endlich jemand geschafft, dein Herz aus Eis zum Schmelzen zu bringen?«
    »Ich lege jetzt auf, Marcel. Ich rufe in ein paar Tagen wieder an.«
    »Ich habe also recht! Dahinter steckt ein Mann!«
    »Du bist der einzige Mann für mich, Marcel.«
    »Ich wollte, das wäre wahr.«
    »A tout à l'heure.«
    »Ciao.«
    Sie fuhren am Spätnachmittag los und folgten der kurvenreichen Fernstraße nach Norden in die Berge. In den Schluchten hingen Wolkenfetzen. Als sie größere Höhen erreichten, prasselten schwere Regentropfen an die Windschutzscheibe von Gabriels Leihwagen. Jacqueline lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück, beobachtete die über die Scheibe fließenden Ströme von Regenwasser und war in Gedanken schon in London und bei der Zielperson. Sie zündete sich eine Zigarette an. »Erzähl mir von ihm«, verlangte sie.
    »Nein«, sagte er. »Ich will

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