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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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durch die Einschußlöcher fiel. Diesmal war jeder Schuß ein Treffer gewesen. Sie ging zu Gabriel zurück und gab ihm die Beretta und den Umschlag.
    »Hülsen aufsammeln«, wies er sie an.
    Während Jacqueline die verschossenen Patronenhülsen auflas, zerlegte er rasch die Beretta. Dann holte er den Wagenheber aus dem Kofferraum und hämmerte damit auf den Einzelteilen herum, bis sie unbenutzbar waren. Sie stiegen wieder ein, und Gabriel fuhr in Richtung Dorf zurück. Unterwegs warf er die zertrümmerten Magazine und die demolierten Teile der Beretta aus dem Fenster. Nachdem sie das Dorf passiert hatten, öffnete er es nochmals und verstreute die Patronenhülsen.
    Jacqueline zündete sich eine neue Zigarette an. »Wie habe ich abgeschnitten?«
    »Du hast bestanden.«

1 9 Amsterda m
    Tariq verbrachte den Nachmittag damit, Einkäufe zu machen. Er ging vom Hausboot zur Centraalstation, wo er eine Fahrkarte erster Klasse für den Abendzug nach Antwerpen kaufte. Vom Bahnhof aus ging er in den Rotlichtbezirk und schlenderte dort durch das Labyrinth aus engen Gassen, vorbei an Sexshops, Bordellen und schäbigen Bars, bis ihn ein Drogendealer beiseite zog und ihm Heroin anbot. Tariq feilschte um den Preis und verlangte dann eine Menge, die drei Leute auf einen Trip schicken konnte. Er gab dem Mann das Geld, steckte die kleinen Plastiktüten ein und schlenderte weiter.
    Auf dem Damplatz stieg er in eine Straßenbahn und fuhr durch die Stadt nach Süden zum Bloemenmarkt, einem schwimmenden Markt unter freiem Himmel auf dem Singelkanal. Dort ging er zum größten Stand und verlangte bei einer Floristin einen großen Strauß aus traditionellen holländischen Blumen. Als die Floristin fragte, was er dafür ausgeben wolle, versicherte Tariq ihr, Geld spiele keine Rolle. Die Floristin lächelte und bat ihn, in 20 Minuten wiederzukommen.
    Tariq machte einen Rundgang über den Blumenmarkt, vorbei an farbenprächtigen Tulpen und Iris, Nelken und Sonnenblumen, bis er auf einen Maler stieß. Kurzgeschnittenes schwarzes Haar, blasser Teint, eisblaue Augen. Sein Gemälde zeigte den Bloemenmarkt, vom Kanal und den spitzgiebligen Häusern eingerahmt. Es war traumartig, eine Eruption aus Licht und flüssigem Feuer.
    Tariq blieb kurz stehen und sah ihm beim Malen zu. »Sprechen Sie Französisch?«
    »Oui«, sagte der Maler, ohne aufzusehen.
    »Ich bewundere Ihre Arbeit.«
    Der Maler antwortete lächelnd: »Und ich bewundere Ihre.«
    Tariq nickte ihm zu, ging davon und fragte sich, was zum Teufel der verrückte Maler damit gemeint haben konnte.
    Er holte den in einer großen Klarsichtbox verpackten Blumenstrauß ab und ging zum Hausboot zurück. Inge schlief noch. Tariq kniete neben ihrem Bett nieder und rüttelte sie sanft an der Schulter. Sie öffnete kurz die Augen, starrte ihn an, als sei er übergeschnappt, und schloß die Augen wieder. »Wie spät ist es?«
    »Zeit, arbeiten zu gehen.«
    »Komm ins Bett.«
    »Ich glaube, daß ich etwas habe, das dir besser gefallen wird.«
    Sie öffnete wieder die Augen, sah die Blumen und lächelte. »Für mich? Aus welchem Anlaß?«
    »Das ist meine Art, dir dafür zu danken, daß du eine so liebenswürdige Gastgeberin bist.«
    »Dich mag ich lieber als Blumen. Zieh dich aus, und komm  ins Bett.«
    »Ich habe noch etwas.«
    Er hielt die kleinen Beutel mit dem weißen Pulver hoch.
    Während Inge sich rasch etwas überwarf, ging Tariq in die kleine Küche. Er holte einen Löffel aus der Besteckschublade und zündete eine Kerze an. Dann kochte er die Droge über der Flamme auf, aber statt nur einen Beutel Heroin zu nehmen, kippte er alle drei auf den Löffel. Als er fertig war, saugte er die Flüssigkeit in eine Injektionsspritze und nahm sie in die vordere Kabine mit.
    Inge saß auf der Bettkante. Sie hatte sich den linken Arm mit dem dünnen Gummischlauch abgebunden und suchte zwischen den blaugrün verfärbten Einstichstellen am Unterarm nach einer geeigneten Vene.
    »Die müßte gehen«, sagte Tariq, sobald sie eine gefunden zu haben schien, und gab ihr die vorbereitete Spritze. Inge hielt sie in der Handfläche und stach die Nadel vorsichtig in ihren Arm. Tariq sah weg, als sie den Kolben mit der Daumenspitze zurückschob, so daß das aufgelöste Heroin sich mit ihrem Blut vermischte. Dann drückte sie den Kolben hinein und löste den Gummischlauch, damit die Droge sich in ihrem Kreislauf verteilen konnte.
    Plötzlich sah sie mit weit aufgerissenen Augen auf. »Hey, Paul, Mann… was ist…«
    Sie

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