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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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die Augenbrauen hoch. »Oh, wirklich?«
    »Wie man hört, wird allgemein vermutet, hinter dem Pariser Attentat stecke Tariq.«
    »Tariq ist längere Zeit nicht mehr aktiv gewesen. Weshalb sollte er jetzt einen Anschlag wie in Paris verüben?«
    »Weil er verzweifelt ist«, antwortete Carter. »Weil die am Friedensprozeß beteiligten Parteien sich näherkommen und Tariq nichts lieber täte, als diese Einigung zu verhindern. Und weil Tariq sich als Mann der Geschichte sieht - und die Geschichte dabei ist, über ihn hinwegzugehen.«
    »Das ist eine interessante Theorie, aber wir haben bisher keinen Beweis dafür, daß Tariq in diese Sache verwickelt ist.«
    »Sollten Sie derartige Beweise finden, würden Sie uns  selbstverständlich informieren.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, daß außer Ihrem Botschafter auch eine Amerikanerin ermordet wurde. Der Präsident hat dem amerikanischen Volk versprochen, daß ihr Mörder seine gerechte Strafe erhalten wird. Ich bin entschlossen, ihm zu helfen, sein Versprechen zu halten.«
    »Dabei können Sie auf die Unterstützung unseres Diensts zählen«, versicherte Schamron ihm scheinheilig.
    »Falls Tariq der Attentäter war, werden wir ihn aufspüren und in den Vereinigten Staaten vor Gericht stellen. Aber das können wir nicht, wenn er irgendwo von Kugeln durchsiebt tot aufgefunden wird.«
    »Adrian, was versuchen Sie damit zu sagen?«
    »Damit will ich sagen, was der Mann in dem großen weißen Haus an der Pennsylvania Avenue will: er will, daß mit dieser Situation zivilisiert umgegangen wird. Stellt sich heraus, daß Tariq der Mann war, der Emily Parker in Paris erschossen hat, soll er vor ein amerikanisches Gericht gestellt werden. Kein Auge-um-Auge-Scheiß in dieser Sache, Ari. Keine Hinrichtung in irgendeiner dunklen Gasse.«
    »Wir sind offenbar unterschiedlicher Meinung darüber, wie man mit einem Mann wie Tariq am besten umgeht.«
    »Der Präsident glaubt auch, ein Vergeltungsmord zu diesem Zeitpunkt läge nicht im Interesse des Friedensprozesses. Seiner Ansicht nach würden Sie denen, die ihn verhindern wollen, in die Hände spielen, wenn Sie Ihrerseits mit einem Attentat reagieren würden.«
    »Und was sollen wir nach Auffassung des Präsidenten tun, wenn Terroristen brutale Anschläge auf unsere Diplomaten verüben?«
    »Etwas gottverdammte Zurückhaltung üben! Unserer bescheidenen Meinung nach wäre es besser, wenn Sie ein paar Runden lang in den Seilen hängen und notfalls ein paar Körperhaken einstecken würden. Lassen Sie den Unterhändlern etwas Spielraum für ihre Verhandlungen. Greifen die Radikalen wieder an, nachdem eine Einigung erzielt ist, können Sie jederzeit zurückschlagen. Aber machen Sie die Sache nicht komplizierter, indem Sie jetzt Rache üben.«
    Schamron beugte sich nach vorn und rieb sich die Hände. »Ich kann Ihnen versichern, Adrian, daß weder wir noch sonst ein israelischer Sicherheitsdienst irgendein Unternehmen gegen ein Mitglied einer arabischen Terrorgruppe planen - auch nicht gegen Tariq.«
    »Ich bewundere Ihren Mut und Ihre Klugheit. Das wird auch der Präsident tun.«
    »Und ich respektiere Ihre Offenheit.«
    »Wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen gern einen freundschaftlichen Rat geben.«
    »Bitte«, sagte Schamron.
    »Israel hat mit mehreren westlichen Geheimdiensten Abkommen geschlossen, in denen es sich verpflichtet, in den betreffenden Staaten keine Geheimdienstoperationen durchzuführen, ohne zuvor die dortigen Dienste zu benachrichtigen. Ich kann Ihnen versichern, daß die CIA - und die befreundeten Dienste - auf Verstöße gegen diese Abkommen mit aller Härte reagieren würden.«
    »Das klingt mehr wie eine Warnung als ein Ratschlag unter Freunden.«
    Carter lächelte und trank einen kleinen Schluck Kaffee.
    Der Premierminister saß am Schreibtisch und arbeitete einen Aktenstapel durch, als Schamron sein Arbeitszimmer betrat. Der Geheimdienstchef nahm Platz und berichtete dem Premierminister von seinem Gespräch mit dem CIA-Exekutivdirektor. »Ich kenne Adrian Carter zu gut«, sagte Schamron. »Er ist ein ausgezeichneter Pokerspieler. Er weiß mehr, als er sagt. Er hat mir geraten zurückzustecken, weil essonst Ärger gibt.«
    »Oder er vermutet etwas, hat aber keine handfesten Beweise, die er auf den Tisch legen könnte«, meinte der Premierminister. »Sie müssen entscheiden, was zutrifft.«
    »Ich muß wissen, ob ich das Unternehmen auch unter diesen neuen Umständen durchführen

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