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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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er könnte festgenommen werden. Dazu hatte er schon zuviel in diese Sache investiert. Und ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
    Tariq erreichte das Haus. Er stieg die Stufen hinauf, streckte eine Hand aus und drückte auf den Klingelknopf. Sekunden später wurde die Haustür von einem jungen Dienstmädchen mit Schürze und Häubchen geöffnet.
    Er hielt ihr den Blumenstrauß in der Klarsichtbox hin und sagte auf holländisch: »Den soll ich für die Morgenthaus abliefern.«
    »Oh, der ist aber schön!«
    »Die Box ist ziemlich schwer. Soll ich sie reintragen?«
    »Danke.«
    Das Dienstmädchen trat zur Seite, um Tariq einzulassen. Weil es draußen kalt war, schloß sie die Haustür und wartete mit einer Hand auf der Klinke darauf, daß er die Blumenbox auf den Tisch in der Diele stellte und wieder zurückkam. Er stellte sie ab und zog seine Pistole, während er sich umdrehte. Diesmal war der Schalldämpfer aufgeschraubt.
    Das Mädchen öffnete den Mund, um zu schreien. Tariq schoß ihr zweimal in die Kehle.
    Er schleppte die Tote aus der Diele und wischte die Blutspur mit einem nassen Handtuch aus dem Bad auf. Dann wartete er, im dunklen Eßzimmer sitzend, darauf, daß David und Cynthia Morgenthau nach Hause kamen.

2 0 Pari s
    Schamron beorderte Gabriel am nächsten Nachmittag zu einem dringenden Treff in den Jardin des Tuileries. Gabriel fand ihn auf einer Bank an einem Kiesweg sitzend, umgeben von einem Taubenschwarm. Er trug um den Hals einen schieferfarbenen Seidenschal, dessen Enden ordentlich unter die Aufschläge seines schwarzen Mantels gesteckt waren, so daß sein kahler Schädel auf einer Art Sockel zu sitzen schien. Er stand auf, zog einen seiner schwarzen Lederhandschuhe aus und streckte Gabriel mit einer ruckartigen Bewegung seine Rechte hin. Gabriel stellte fest, daß die Hand ungewöhnlich warm und etwas feucht war. Schamron hauchte warme Luft in seinen Handschuh und zog ihn rasch wieder an. Er war das kalte Klima nicht gewohnt, und der Pariser Winter deprimierte ihn.
    Sie gingen rasch nebeneinanderher, nicht wie zwei Männer, die in einem Park miteinander reden, sondern wie zwei Männer, die eilig einem Ziel entgegenstreben über die Fußwege der Tuilerien, über das dem Wind ausgesetzte Niemandsland der Verkehrsinsel auf der Place de la Concorde. Totes Laub raschelte unter ihren Füßen, als sie den von Bäumen gesäumten breiten Gehsteig neben der Avenue des Champs-Elysees entlangmarschierten.
    »Heute morgen haben wir einen Bericht von einem Sajan im niederländischen Sicherheitsdienst erhalten«, sagte Schamron. »Den Doppelmord an dem Ehepaar Morgenthau in Amsterdam hat Tariq verübt.«
    »Wie können sie das so bestimmt wissen?«
    »Sie wissen es nicht bestimmt, aber ich bin mir meiner Sache sicher. Auf einem Hausboot auf der Amstel hat die  Amsterdamer Polizei eine tote junge Frau gefunden. Sie ist an einer Überdosis Heroin gestorben. Ihr Bruder lag ebenfalls tot auf dem Schiff.«
    »Heroin?«
    »Eine einzelne Kugel durchs Auge.«
    »Was ist passiert?«
    »Nach Aussagen von Nachbarn der jungen Frau hatte sich vor einigen Wochen eine Araberin auf dem Hausboot einquartiert. Sie ist vor ein paar Tagen verschwunden, und an ihrer Stelle hat sich ein Mann einquartiert. Ein Franzose, der sich Paul genannt hat.«
    »Tariq hat also erst mal eine Agentin nach Amsterdam geschickt, damit sie ihm eine sichere Unterkunft und ein Mädchen als Tarnung besorgt.«
    »Und als er dieses Mädchen nicht mehr brauchte, hat er ihr eine Überdosis Heroin verabreicht. Nach Auskunft der Polizei war die junge Frau als drogenabhängige Gelegenheitsprostituierte bekannt. Vermutlich hat er geglaubt, ihren Tod als Unfall durch versehentliche Überdosierung tarnen zu können.«
    »Wie ist der Bruder umgekommen?«
    »Das Hausboot hat ihm gehört. In den letzten Monaten hat er allerdings auf einer Großbaustelle in Rotterdam gearbeitet. Denkbar wäre, daß er überraschend auf der Bildfläche erschienen ist, als Tariq gerade dabei war, seine Schwester zu  beseitigen.«
    »Gut möglich«, stimmte Gabriel zu.
    »Es gibt sogar Hinweise, die diese Theorie bestätigen«, fuhr Schamron fort. »Einige Nachbarn haben den Schuß gehört. Hätte Tariq beabsichtigt , den Bruder zu ermorden, hätte er eine lautlose Methode gewählt. Wahrscheinlich ist er überrascht worden.«
    »Ist das Geschoß, das den Bruder getötet hat, mit den Kugeln aus den Leichen der Morgenthaus und des Dienstmädchens verglichen worden?«
    »Sie stimmen

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