Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
meine Wunden lecken.
    Er steckte den Schlüssel ins Schloß, stieß die Tür auf, zog seinen Mantel aus und hängte ihn an den Haken im Vorzimmer. Dann betrat er sein Büro, tastete nach dem Lichtschalter und knipste das Licht an.
    »Hallo, Julian.«
    Isherwood fuhr herum und stand Gabriel Allon gegenüber. »Du! Wie zum Teufel bist du hier reingekommen?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Nein, lieber nicht«, antwortete Isherwood. »Was um Himmels willen tust du hier? Und wo hast du gesteckt?«
    »Du mußt mir einen Gefallen tun.«
    » Ich soll dir einen Gefallen tun? Du bist abgehauen und hast mich mit einem halbfertigen Auftrag sitzenlassen. Du hast meinen Vecellio unbewacht in einem Häuschen in Cornwall zurückgelassen.«
    »Das beste Versteck für einen unbezahlbaren Vecellio kann unter Umständen ein Ort sein, an dem niemand ihn vermuten würde. Hätte ich mich in deinem Tresorraum im Keller bedienen wollen, hätte ich das mühelos tun können.«
    »Weil du eine Monstrosität bist!«
    »Kein Grund, persönlich zu werden, Julian.«
    »Ach, wirklich? Ich kann noch viel persönlicher werden!«
    Er nahm seinen Kaffeebecher vom Schreibtisch und warf ihn  nach Gabriels Kopf.
    Gabriel merkte, daß Isherwood getrunken hatte, deshalb bugsierte er ihn wieder ins Freie, um ihn auszunüchtern. Sie waren auf einem Rundkurs durch den Green Park unterwegs, bis Isherwood müde wurde und sich auf eine Bank setzte. Gabriel nahm neben ihm Platz und wartete, bis ein Paar vorbeigegangen war, bevor er wieder zu sprechen begann.
    »Kann sie tippen?« fragte Isherwood. »Weiß sie, wie man Telefondienst macht? Wie man eine Nachricht aufnimmt?«
    »Ich glaube nicht, daß sie in ihrem Leben schon mal einen Tag richtig gearbeitet hat.«
    »Oh, wundervoll! Absolut umwerfend!«
    »Sie ist ein cleveres Mädchen. Ich bin sicher, daß sie dir im Büro zur Hand gehen kann.«
    »Wie beruhigend. Darf ich fragen, weshalb ich diese junge Frau anstellen soll?«
    »Julian, bitte.«
    »Julian, bitte. Julian, kümmere dich um deinen eigenen Kram. Julian, halt die Klappe, und mach, was wir sagen. So ist's mit euch Leuten dauernd. Und inzwischen geht mein Geschäft geradewegs vor die Hunde. Oliver hat mir ein Übernahmeangebot gemacht. Ich werde es einfach annehmen.«
    »Oliver ist nicht dein Typ, glaube ich.«
    »Wer in der Klemme sitzt, kann nicht wählerisch sein. Und ich säße nicht darin, wenn du mich nicht im Stich gelassen  hättest.«
    »Ich habe dich nicht im Stich gelassen.«
    »Wie würdest du's nennen, Gabriel?«
    »Ich muß nur etwas tun. Genau wie in alten Zeiten.«
    »Damals hatten wir eine Vereinbarung, die alles abgedeckt  hat. Aber die alten Zeiten sind vorbei. Hier geht's ums Geschäft - knallhart ums gottverdammte Geschäft, Gabriel -, und du hast mich echt beschissen. Was soll ich mit dem Vecellio machen, während du mit Ari eure Spielchen spielst?«
    »Warte, bis ich zurück bin«, sagte Gabriel. »Diese Sache ist bald vorbei, und dann arbeite ich Tag und Nacht daran, bis er fertig ist.«
    »Ich will keine hingeschluderte Arbeit. Ich habe ihn zu dir gebracht, weil ich davon ausging, daß du dir Zeit lassen und sorgfältig arbeiten würdest. Hätte ich einen Schnellschuß gewollt, hätte ich einen bloßen Handwerker für ein Drittel des Honorars engagieren können, das ich dir zahle.«
    »Laß mir noch etwas Zeit. Vertröste deinen Käufer und verkaufe unter keinen Umständen an Oliver Dimbleby. Das würdest du dir nie verzeihen.«
    Isherwood sah auf seine Armbanduhr und stand auf. »Ich habe einen Termin. Jemand will mir tatsächlich ein Bild abkaufen.«
    Er stand auf, wollte schon gehen, blieb dann aber doch noch stehen. »Übrigens hast du in Cornwall einen kleinen Jungen mit  gebrochenem Herzen zurückgelassen.«
    »Peel«, sagte Gabriel reserviert.
    »Komisch, Gabriel, aber ich hätte dich nie für jemanden gehalten, der einem Kind etwas zuleide tun würde. Sag deiner jungen Frau, daß sie morgen früh um neun Uhr in der Galerie sein soll. Und sag ihr, daß sie pünktlich kommen soll.«
    »Sie ist pünktlich da.«
    »Wie soll ich diese Sekretärin nennen, die du mir freundlicherweise schickst?«
    »Du kannst sie Dominique nennen.«
    »Sieht sie wenigstens gut aus?« fragte Isherwood mit einem Anflug seines alten Humors.
    »Nicht schlecht.«

2 1 Maida Vale, Londo n
    Gabriel trug die Koffer hinein, während Jacqueline ihr neues Zuhause begutachtete: eine kleine Einzimmerwohnung mit einem einzigen Fenster, das auf

Weitere Kostenlose Bücher