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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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hinaus. Jusef folgte ihr. Sie ging rasch die Treppe hinunter und durchquerte den Vorraum.
    An der Haustür packte er sie am Arm. »Tut mir leid, Dominique. Ich bin manchmal ein bißchen paranoid. Hättest du mein Leben geführt, wärst du auch paranoid. Ich hab's nicht so gemeint. Wie kann ich es wiedergutmachen?«
    Es gelang ihr, sich ein Lächeln abzuringen, obwohl ihr Herz wie rasend schlug. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Sie hatte die Abdrücke, aber sie mußte damit rechnen, daß er sie bei der Anfertigung beobachtet hatte - oder daß er zumindest vermutete, sie habe irgend etwas gemacht. Wäre sie schuldig, würde sie sein Versöhnungsangebot natürlich ablehnen. Sie beschloß, es anzunehmen. Hielt Gabriel das für einen Fehler, konnte sie die Verabredung unter irgendeinem Vorwand absagen.
    »Du darfst mich zu einem anständigen Abendessen einladen«, sagte sie.
    »Um wieviel Uhr?«
    »Hol mich um halb sieben in der Galerie ab.«
    »Wunderbar.«
    »Und sei pünktlich! Ich kann unpünktliche Männer nicht ausstehen.«
    Dann küßte sie ihn und verließ das Haus.

2 4 Maida Vale, Londo n
    Als Jacqueline in ihre Wohnung zurückkam, saß Gabriel auf der Couch und trank Kaffee. »Wie hat's geklappt?«
    »Es war wundervoll. Bring mir eine Tasse Kaffee, ja?«
    Sie ging ins Bad, schloß die Tür und ließ Badewasser einlaufen. Dann streifte sie rasch ihre Kleidung ab und glitt ins warme Wasser. Im nächsten Augenblick klopfte Gabriel an die Tür.
    »Herein!«
    Gabriel schien überrascht zu sein, daß sie bereits in der Wanne war. Er sah weg, als suche er einen Platz für die Tasse.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er mit abgewandtem Blick.
    »Wie fühlst du dich, wenn du jemanden umgebracht hast?«
    »Ich komme mir immer schmutzig vor.«
    Jacqueline schöpfte eine Handvoll Wasser aus der Wanne und  ließ es sich übers Gesicht laufen.
    »Ich muß dir ein paar Fragen stellen«, sagte Gabriel.
    »Von mir aus kannst du gleich anfangen.«
    »Das hat Zeit, bis du wieder angezogen bist.«
    »Wir haben als Mann und Frau zusammengelebt, Gabriel. Wir  haben uns sogar benommen wie Mann und Frau.«
    »Das war etwas anderes.«
    »Wieso anders?«
    »Weil es als Bestandteil eines Unternehmens notwendig war.«
    »Im selben Bett schlafen oder sich lieben?«
    »Jacqueline, bitte.«
    »Vielleicht willst du mich nicht ansehen, weil ich gerade mit Jusef geschlafen habe.«
    Gabriel funkelte sie an und stürmte hinaus. Jacqueline gestattete sich ein kleines Lächeln, hielt die Luft an und glitt unter Wasser.
    »Das Telefon stammt von der British Telecom.«
    Sie saß in einem dicken weißen Bademantel in dem Klubsessel mit dem rissigen Lederbezug. Sie rasselte den Namen und die Seriennummer des Telefons herunter, während sie ihr nasses Haar mit einem Handtuch frottierte.
    »Im Schlafzimmer steht kein Telefon, aber er hat einen  Radiowecker.«
    »Welche Marke?«
    »Sony.«
    Sie nannte Modell und Seriennummer.
    »Kommen wir noch einen Augenblick aufs Telefon zurück«, sagte Gabriel. »Irgendwelche besonderen Kennzeichen? Ein altes Preisschild oder Aufkleber mit Telefonnummern? Irgendwas, das uns Probleme machen könnte?«
    »Er sieht sich gern als Poet und Historiker. Er schreibt dauernd. Telefonnummern tippt er anscheinend oft mit einem Stift ein. Das Tastenfeld ist mit Spuren übersät.«
    »In welchen Farben?«
    »Blau und rot.«
    »Was für ein Stift?«
    »Wie soll ich das verstehen? Irgendein Ding, mit dem man  schreibt.«
    Gabriel verdrehte seufzend die Augen. »Ist dieses Ding ein Kugelschreiber? Ist es ein Füller? Oder vielleicht ein Filzstift?«
    »Filzstift, glaube ich.«
    »Das glaubst du?«
    »Filzstift. Das weiß ich bestimmt.«
    »Sehr gut«, sagte er, als spreche er mit einem Kind. »Und die Strichstärke? Fein, mittel oder breit?«
    Jaqueline hob langsam den langen, schlanken Mittelfinger ihrer linken Hand und reckte ihn Gabriel entgegen.
    »Ich nehme an, daß das breit heißen soll. Was ist mit den Schlüsseln?«
    Sie wühlte in ihrer Umhängetasche und warf ihm das silberne Mascara-Etui zu. Gabriel öffnete den Verschluß, klappte den  Deckel auf und begutachtete die Abdrücke.
    »Möglicherweise haben wir ein Problem«, sagte sie.
    Gabriel klappte den Deckel zu und sah auf.
    »Ich denke, er hat mich vielleicht mit seinen Schlüsseln  gesehen«, sagte Jacqueline.
    »Erzähl.«
    Sie schilderte ihm den gesamten Ablauf der Ereignisse und  fugte dann vorsichtig hinzu: »Er will mich

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