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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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London. ›Probleme mit der Lieferung‹ hieß, daß die Sache dringend war. Und ›Donnerstag‹ bedeutete, daß der Agent sich um Viertel nach vier am Cheyne Walk mit ihm treffen wollte. Kemel durchquerte die Halle des Waterloo-Bahnhofs und stieg ins erste wartende Taxi. Wenig später fuhr es bereits über die Westminster Bridge.
    Er wies den Taxifahrer an, ihn am Royal Hospital Chelsea abzusetzen. Von dort aus ging er bei einbrechender Abenddämmerung die Themse entlang und wartete am Fuß der Battersea Bridge.
    Kemel sah auf seine Armbanduhr: 16.12 Uhr.  Er zündete sich eine Zigarette an und wartete.  Drei Minuten später, Punkt 16.15 Uhr, tauchte ein  gutaussehender junger Mann in schwarzer Lederjacke neben ihm auf.
    »Mr. Taylor, nehme ich an.«
    »Ich schlage vor, wir machen einen Spaziergang.«
    »Tut mir leid, daß Sie eigens nach London kommen mußten, Kemel, aber Sie wollten über jeden potentiellen Anwerbeversuch informiert werden.»
    »Um wen handelt es sich?«
    »Sie nennt sich Dominique Bonard.«
    »Französin?« »Sagt sie jedenfalls.« »Sie glauben, daß sie lügt?« »Schwer zu beurteilen. Ich weiß es nicht bestimmt, aber sie  könnte heute morgen meine Sachen durchwühlt haben.«
    »Sind Sie in letzter Zeit beschattet worden?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Wo kommt sie her?«
    »Angeblich aus Paris.«
    »Was macht sie in London?«
    »Sie arbeitet in einer Kunstgalerie.«
    »Welcher?«
    »Isherwood Fine Arts in St. James's.«
    »In welcher Beziehung stehen Sie zu dieser Frau?«
    »Ich soll mich in zwei Stunden mit ihr treffen.«
    »Gehen Sie unbedingt zu diesem Rendezvous. Ich möchte  sogar, daß Sie ein sehr enges Verhältnis zu ihr aufbauen. Trauen Sie sich das zu?«
    »Das schaffe ich.«
    »Ich melde mich wieder.«

2 5 St. James's, Londo n
    Der Türsummer ertönte am frühen Abend, als Julian Isherwood eben einen Stapel Rechnungen sortierte und dazu mit kleinen Schlucken einen guten Whiskey trank. Er blieb am Schreibtisch sitzen - schließlich war das Mädchen für die Tür zuständig -, aber als der Summer nochmals ertönte, sah er auf. »Dominique, unten ist jemand. Sind Sie so nett? Dominique?«
    Dann fiel ihm ein, daß er sie ins Lager hinuntergeschickt hatte, ein paar Gemälde zurückzubringen. Er stand auf, ging langsam ins Vorzimmer und sah auf den Bildschirm der Überwachungskamera. Unten stand ein junger Mann. Irgendwie mediterran, gutaussehend. Isherwood drückte die Sprechtaste. »Sorry, wir haben geschlossen. Wie Sie sehen, haben wir nur nach Vereinbarung geöffnet. Wollen Sie nicht morgen früh anrufen? Meine Sekretärin gibt Ihnen gern einen Termin.«
    »Tatsächlich bin ich hier, um Ihre Sekretärin abzuholen. Mein Name ist Jusef.«
    Dominique trat aus dem Aufzug und kam ins Vorzimmer.
    »Unten steht ein junger Mann namens Jusef«, sagte Isherwood. »Er will Sie abholen, sagt er.«
    Jacqueline sah auf den Bildschirm.
    »Kennen Sie ihn?« fragte Isherwood.
    Sie drückte den Knopf für den Türöffner. »Ja, ich kenne ihn.«
    »Wer ist er?«
    »Ein Freund. Ein guter Freund.«
    Isherwood machte große Augen und bekam vor Erstaunen den Mund nicht mehr zu.
    »Falls Ihnen das unangenehm ist, sollten Sie vielleicht gehen«, schlug Dominique vor.
    »Ja, ich denke, das wäre ratsam.«
    Er verschwand in seinem Büro und zog seine Jacke an. Als er ins Vorzimmer zurückkam, küßte der Araber Dominique auf die Wange. »Jusef, ich möchte dich mit Mr. Isherwood bekannt machen«, sagte sie. »Er ist der Eigentümer dieser Galerie.«
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Jusef. Würde gern ein bißchen mit Ihnen plaudern, aber ich komme schon zu spät zu einem wichtigen Termin. Tut mir leid, ich muß wirklich schnellstens los.«
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Jusef die Galerie zeige?«
    »Natürlich nicht. Jederzeit. Aber denken Sie daran, alles abzuschließen, Dominique, Schätzchen. Danke. Gut, dann bis morgen. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Jusef. Ciao.«
    Isherwood polterte die Treppe hinunter, hastete über den Mason's Yard und suchte Zuflucht in der Bar von Green's. Er bestellte sich einen Whiskey, den er gleich kippte, während er sich fragte, ob es tatsächlich möglich war, daß Gabriels Mädchen eben einen Terroristen in seine Galerie geholt hatte.
    Gabriel saß auf einer Bank am Victoria Embankment und beobachtete, wie die grauen Wassermassen der Themse sich träge unter der Blackfriars Bridge hindurchwälzten. Unter seinem Arm steckte ein

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