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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sitz der Kaiserin sein. Damit wird es hier das mächtigste Königreich sein. Ihr habt die Wahl.«
    Sie entfaltete die Finger. »Aber eines müsst Ihr wissen. Solltet Ihr Euch entscheiden, Euch uns anzuschließen, dann werdet Ihr mir Euer Herz geben und nicht nur Euer Wort. Ich erlaube nicht, dass Ihr Eure Eide ignoriert. Diese Gelegenheit biete ich Euch, weil ich glaube, dass Ihr ein starker Verbündeter sein könntet, und weil ich glaube, dass Ihr fehlgeleitet wurdet, vielleicht durch Suroths finstere Intrigen.
    Ihr habt einen Tag, um Euch zu entscheiden. Denkt gut darüber nach. Eure Mutter hielt das für den besten Weg, und sie war eine kluge Frau. Das Kaiserreich bedeutet Stabilität. Eine Rebellion bedeutet nur unendliches Leid, Hunger und am Ende in Vergessenheit zu geraten. Das ist nicht das Zeitalter, um allein zu sein, Beslan.«
    Sie lehnte sich zurück, während Beslan die Tasche in seinen Händen betrachtete. Er verneigte sich, um darum zu bitten, gehen zu können, auch wenn es nur eine unbeholfene Bewegung war, als wäre er abgelenkt.
    »Ihr dürft gehen«, informierte sie ihn.
    Er machte aber keine Anstalten zu gehen. Angespannte Stille herrschte, während er die Tasche anstarrte. Sie konnte ihm seinen inneren Kampf vom Gesicht ablesen. Ein Da'covale kam näher, um ihn zum Gehen zu drängen, da er entlassen worden war, aber Tuon hob die Hand und gebot dem Diener Einhalt.
    Sie beugte sich wieder vor, mehrere Angehörige des Blutes schabten ungeduldig mit den Füßen. Beslan starrte bloß die Tasche an. Schließlich schaute er auf, einen entschlossenen Ausdruck in den Augen. Dann kniete er überraschenderweise erneut nieder.
    »Ich, Beslan von Haus Mitsobar, schwöre der Tochter der Neun Monde und durch sie dem seanchanischen Kaiserreich meine Treue und meinen Dienst, jetzt und für alle Zeit, es sei denn, sie entlässt mich daraus aus eigenem, freien Willen. Meine Ländereien und mein Thron gehören ihr, ich trete sie an ihre Hand ab. Das schwöre ich beim Licht!«
    Tuon gestattete sich ein Lächeln. Generalhauptmann Galgan trat hinter Beslan hervor und sprach den König an. »Das ist nicht die richtige Weise, wie man ...«
    Tuon brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Wir verlangen, dass sein Volk sich unseren Bräuchen anpasst, General«, sagte sie. »Da ist es durchaus angebracht, wenn wir einige der ihren akzeptieren.« Natürlich nicht zu viele. Diese Erkenntnis verdankte sie ihren langen Unterhaltungen mit Frau Anan. Möglicherweise war es ein Fehler gewesen, diese Menschen dazu zu bringen, seanchanische Gehorsamseide zu schwören. Matrim hatte diese Eide geleistet, sie dann aber bequemerweise ignoriert, als der Augenblick gekommen war - und doch hatte er das Wort gehalten, das er ihr persönlich gegeben hatte, und seine Männer hatten ihr versichert, dass er ein Mann von Ehre war.
    Wie seltsam, dass sie bereit waren, einen Eid über den anderen zu stellen. Diese Menschen waren merkwürdig. Aber sie würde lernen müssen, sie zu verstehen, wenn sie sie beherrschen wollte - und sie würde sie beherrschen müssen, um Kräfte für ihre Rückkehr nach Seanchan zu sammeln.
    »Euer Eid erfreut mich, König Beslan. Ich erhebe Euch ins Hohe Blut und verleihe Euch und Eurem Haus die Vorherrschaft über das Königreich Altara, jetzt und für alle Zeiten, Euer Wille für seine Verwaltung und Regierung unterliegt nur dem Kaiserthron selbst. Erhebt Euch.«
    Er stand auf, und seine Knie schienen zu zittern. »Seid Ihr sicher, dass ihr keine Ta'veren seid, meine Lady?«, fragte er. »Denn ich habe mit Sicherheit nicht erwartet, das zu tun, als ich eintrat.«
    Ta'veren. Diese Leute und ihr alberner Aberglauben! »Ich bin zufrieden mit Euch«, sagte sie zu ihm. »Eure Mutter habe ich nur kurz gekannt, aber ich fand sie ausgesprochen fähig. Ich hätte keine Freude daran gehabt, gezwungen zu sein, ihren einzigen Sohn hinzurichten.«
    Er nickte anerkennend. An der Seite signalisierte Selucia verstohlen: Das war gut geregelt. Vielleicht etwas unkonventionell, aber geschickt gemacht.
    Tuon verspürte ein warmes Gefühl von Stolz. Sie wandte sich dem weißhaarigen General Galgan zu. »General. Ich weiß, dass Ihr darauf gewartet habt, mit mir sprechen zu können, und Eure Geduld ist lobenswert. Ihr dürft jetzt sagen, was Euch beschäftigt. König Beslan, Ihr dürft Euch zurückziehen oder bleiben. Es ist Euer Recht, an jeder öffentlichen Audienz teilzunehmen, die ich in Eurem Königreich abhalte, und Ihr braucht

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