Der aufziehende Sturm
noch aus, weil man ihre angeblichen Pläne durcheinandergebracht hatte.
Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Eines schönen Tages würde er endlich zur Vernunft kommen und den nächsten Haufen weinend in ihren Ketten zurücklassen.
»Was war das?«, wollte Joline von Vanin wissen. »Ihr habt endlich herausgefunden, wo wir sind?«
»Verflucht noch mal, ja«, erwiderte Vanin und kratzte sich unverfroren. Ein guter Mann, dieser Vanin. Mat lächelte. Behandelte alle Menschen gleich. Ganz egal, ob es nun Aes Sedai waren oder nicht.
Joline starrte ihn durchdringend an und beugte sich vor wie ein Wasserspeier auf dem Dach eines Lords. Und Vanin zuckte doch tatsächlich zusammen, sackte in sich zusammen und schaute dann verlegen zu Boden. »Ich meine, das habe ich in der Tat, Joline Sedai.«
Mats Grinsen verblasste. Verdammt, Vanin!
»Ausgezeichnet«, sagte Joline. »Und es gibt ein Dorf? Vielleicht finden wir ja endlich ein anständiges Gasthaus. Ich könnte etwas anderes als dieses ›Futter‹ gebrauchen, das Cauthons Schurken Essen nennen.«
»Moment mal«, mischte sich Mat ein, »das ist kein ...«
»Wie weit sind wir noch von Caemlyn entfernt, Meister Cauthon?«, unterbrach ihn Teslyn. Sie gab sich alle Mühe, Joline zu ignorieren. In letzter Zeit schienen sich die beiden ununterbrochen an die Kehle zu fahren - natürlich auf die kühlste und nach außen hin freundschaftlichste vorstellbare Weise. Aes Sedai zankten nicht. Mat hatte sich einmal einen langen Vortrag anhören dürfen, nur weil er ihre »Diskussionen« als »Zankerei« bezeichnet hatte. Ganz egal, dass er Schwestern hatte und genau wusste, wie sich eine ordentliche Zankerei anhörte.
»Was sagtet Ihr, Vanin?«, fragte er und sah seinen Kundschafter an. »Dass wir ungefähr zweihundert Meilen von Caemlyn entfernt sind?«
Vanin nickte. Der Plan sah vor, dass sie zuerst nach Caemlyn ritten, weil sich Mat mit Estean und Daerid treffen musste, um Informationen und Vorräte zu bekommen. Danach konnte er sein Versprechen an Thom erfüllen. Der Turm von Ghenjei würde noch ein paar Wochen warten müssen.
»Zweihundert Meilen«, wiederholte Teslyn. »Wie lange dann noch bis zu unserer Ankunft?«
»Nun, ich schätze, das hängt davon ab«, antwortete Vanin. »Die Strecke könnte ich in weniger als einer Woche schaffen, wäre ich allein unterwegs, mit ein paar guten Pferden, die man abwechselnd reiten kann und wenn das Gelände vertraut ist. Aber die ganze Armee, durch diese Hügel auf einer kaputten Straße? Zwanzig Tage, würde ich sagen. Vielleicht auch länger.«
Joline sah Mat an.
»Wir werden die Bande nicht zurücklassen«, erwiderte er. »Das steht nicht zur Debatte, Joline.«
Unzufrieden wandte sie den Kopf ab.
»Ihr könnt herzlich gern allein Weiterreisen«, fuhr er fort. »Das gilt für jede Einzelne von euch. Ihr Aes Sedai seid nicht meine Gefangenen; Ihr könnt aufbrechen, wann immer Ihr wollt, solange Ihr nach Norden reist. Ich werde nicht riskieren, dass Ihr zurückreitet und den Seanchanern in die Hände fallt.«
Wie das wohl sein würde, wieder ganz allein mit der Bande reiten zu können, ohne eine Aes Sedai in Sicht? Ach, wäre das doch nur möglich gewesen.
Teslyn sah nachdenklich aus. Joline sah sie an, aber die Rote gab keinen Hinweis, ob sie nun zum Aufbruch bereit war oder nicht. Edesina jedoch zögerte und nickte Joline dann zu. Sie war dazu bereit.
»Also gut«, sagte Joline hochmütig zu Mat. »Es wäre erfreulich, Eure Rohheiten nicht mehr ertragen zu müssen, Cauthon. Bereitet, sagen wir, zwanzig Pferde für uns vor, und wir sind fort.«
»Zwanzig?«
»Ja«, sagte Joline. »Euer Mann hier sagte, er würde zwei Pferde brauchen, um die Strecke in einer vernünftigen Zeit zurückzulegen. Vermutlich, damit er umsteigen kann, wenn eines der Tiere müde wird.«
»Ich zähle zwei von Euch«, sagte Mat mit steigender Wut. »Also sprechen wir von vier Pferden. Ich hätte Euch für schlau genug gehalten, Joline, um das ausrechnen zu können.« Um leiser hinzuzufügen: »Wenn auch nur so gerade eben.«
Joline riss die Augen weit auf, und Edesina erschien entsetzt. Teslyn warf Mat einen fassungslosen Blick zu und erschien irgendwie enttäuscht. Talmanes nahm die Pfeife herunter und pfiff lautlos vor sich hin.
»Euer Medaillon macht Euch unverschämt, Matrim Cauthon«, sagte Joline kalt.
»Mein Mund macht mich unverschämt, Joline«, erwiderte er mit einem Seufzen und berührte das Medaillon unter seinem nur locker
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