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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gefühle. Keine Wut.
    Und in diesem Augenblick wurde er sich einer seltsamen Macht bewusst. Sie war wie ein Wasserreservoir, das direkt außerhalb seines Sichtfeldes brodelte und schäumte. Mit seinen Gedanken griff er danach.
    Ein nebelverhülltes Gesicht blitzte vor ihm auf, mit Zügen, die er nicht genau erkennen konnte. Es war sofort wieder verschwunden.
    Aber Rand fühlte sich mit einer fremden Macht gefüllt. Es war nicht Saidin, auch nicht Saidar, sondern etwas anderes. Etwas, das er noch nie zuvor gefühlt hatte.
    Oh, beim Licht!, brüllte da plötzlich Lews Therin. Das ist unmöglich! Das können wir nicht benutzen! Wirf es von dir! Das ist der Tod, den wir da halten, Tod und Verrat!
    Das ist Er!
    Rand schloss die Augen, während er über Min kniete, dann lenkte er die seltsame unbekannte Macht. Energie und Leben durchfuhren ihn, ein reißender Strom aus Macht wie Saidin, nur zehnmal so süß und hundertmal so wild. Sie machte ihn lebendig, brachte ihm die Erkenntnis, dass er noch nie zuvor wirklich lebendig gewesen war. Sie verlieh ihm eine Kraft, wie er sie sich niemals hätte vorstellen können. Sie wetteiferte sogar mit der Macht, die er aus dem Chodean Kal gezogen und gehalten hatte.
    Rand schrie auf, vor Entzücken und vor Wut, und webte gewaltige Speere aus Feuer und Luft. Rammte die Gewebe gegen den Kragen um seinen Hals. Und im Zimmer explodierten Flammen und geschmolzenes Metall, von dem er jedes einzelne Stück wahrnahm. Er spürte jeden einzelnen Splitter, der von seinem Hals fortschoss, die Luft mit seiner Hitze verformte und Rauch hinter sich her zog, bis er eine Wand oder den Boden traf. Er öffnete die Augen und ließ Min los. Sie keuchte und schluchzte.
    Rand richtete sich auf und drehte sich um. Glühend heißes Magma floss durch seine Adern - genauso hatte es sich angefühlt, als Semirhage ihn gefoltert hatte, und doch war es das genaue Gegenteil davon. So schmerzvoll dies auch war, so war es auch die pure Ekstase.
    Semirhage sah völlig fassungslos aus. »Aber ... das ist unmöglich«, stammelte sie. »Ich habe nichts gefühlt. Du kannst unmöglich ...« Sie schaute auf, starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Die Wahre Macht. Großer Herr, warum hast du mich verraten? Warum?«
    Rand hob die Hand und webte von einer Macht erfüllt, die er nicht verstand, ein einziges Gewebe. Ein Streifen aus reinem weißen Licht, ein reinigendes Feuer, brach aus seiner Hand hervor und traf Semirhage an der Brust. Sie blitzte auf und verschwand, hinterließ einen blassen Abdruck in Rands Sicht. Ihr Armreif landete polternd auf dem Boden.
    Elza rannte zur Tür. Sie verschwand durch einen weiteren Lichtstreifen, einen Augenblick lang verwandelte sich ihre ganze Gestalt in Licht. Auch ihr Armreif fiel zu Boden, und die Frau, die ihn gehalten hatte, war völlig aus dem Muster gebrannt worden.
    Was hast du nur getan?, fragte Lews Therin. Oh, beim Licht. Es wäre besser gewesen, wir hätten wieder gemordet ... Oh, beim Licht. Wir sind zum Untergang verurteilt.
    Rand genoss die Macht noch einen Augenblick länger, dann ließ er sie bedauernd los. Er hätte sie gern noch weiter gehalten, aber er war einfach zu erschöpft dazu. Ihr Verschwinden hinterließ Taubheit in ihm.
    Oder ... Nein. Diese Taubheit hatte nichts mit der Macht zu tun, die er gehalten hatte. Er drehte sich um und sah auf Min hinunter, die leise hustete und sich den Hals rieb. Sie schaute zu ihm auf und schien Angst zu haben. Er bezweifelte, dass sie ihn jemals wieder so wie zuvor sehen würde.
    Er hatte sich geirrt; tatsächlich hatte es doch noch etwas gegeben, das Semirhage ihm antun konnte. Er hatte gefühlt, wie er jemanden tötete, den er von ganzem Herzen liebte. Als er es einst als Lews Therin getan hatte, war er wahnsinnig und nicht dazu fähig gewesen, sich zu beherrschen. Er konnte sich kaum daran erinnern, wie er Ilyena ermordet hatte, das war wie in einem nebelhaften Traum gewesen. Erst nachdem Ishamael ihn erweckt hatte, hatte er überhaupt begriffen, was er da eigentlich getan hatte.
    Endlich wusste er genau, wie es war, dabei zuzusehen, wie er die tötete, die er liebte.
    »Es ist vollbracht«, flüsterte er.
    »Was?«, fragte Min und hustete wieder.
    »Das Letzte, was man mir antun konnte«, erwiderte er, überrascht, wie ruhig er doch war. »Jetzt haben sie mir alles genommen.«
    »Rand, wovon sprichst du?«, fragte Min. Sie rieb sich wieder den Hals. Die ersten Schwellungen traten zum Vorschein.
    Rand schüttelte nur den

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