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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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warum Ihr Euch den Weg in meinen Kommandoposten freikämpfen musstet?«
    Gawyn trat einen Schritt vor. »Gareth. Es geht um Egwene. Sie haben sie.«
    »Die Aes Sedai der Weißen Burg?«
    Gawyn nickte eifrig.
    »Ich weiß.« Bryne nahm noch einen Schluck und verzog wieder das Gesicht.
    »Wir müssen sie da rausholen!«, sagte Gawyn. »Ich bin gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten. Ich will Egwene befreien.«
    Bryne schnaubte leise. »Und wie wollt Ihr in die Weiße Burg kommen? Nicht einmal die Aiel konnten in diese Stadt eindringen.«
    »Sie wollten es ja auch gar nicht«, sagte Gawyn. »Aber ich muss auch nicht die Stadt erobern, ich brauche bloß einen kleinen Trupp hineinschmuggeln und dann eine Person herausholen. Jeder Stein hat seine Sprünge. Ich werde einen Weg finden.«
    Bryne stellte den Becher ab. Er sah seinen Besucher an, das von den Elementen gezeichnete Gesicht eine Ikone der Ehrenhaftigkeit. »Verratet mir eines, mein Junge. Wie werdet Ihr sie dazu bringen, Euch auch zu begleiten?«
    Gawyn sah ihn verständnislos an. »Nun, sie wird erleichtert sein, dort wegzukommen. Warum sollte sie nicht?«
    »Weil sie uns verboten hat, sie zu retten«, sagte Bryne und verschränkte wieder die Hände auf dem Rücken. »Zumindest habe ich mir das so zusammengereimt. Die Aes Sedai verraten mir nur wenig. Man sollte annehmen, dass sie einem Mann, den sie dazu brauchen, um eine Belagerung für sie durchzuführen, etwas vertrauensvoller gegenübertreten. Aber wie dem auch sei, die Amyrlin kann irgendwie mit ihnen kommunizieren, und sie hat ihnen befohlen, sie in Ruhe zu lassen.«
    Was? Das war lächerlich! Offensichtlich verschleierten die Aes Sedai im Lager die Fakten. »Bryne, sie ist eingekerkert! Die Aes Sedai, die ich reden hörte, sagten, dass man sie täglich prügelt. Sie werden sie hinrichten!«
    »Ich weiß nicht. Sie ist jetzt schon seit Wochen bei ihnen, und sie haben sie noch nicht hingerichtet.«
    »Sie werden sie umbringen«, sagte Gawyn eindringlich. »Ihr wisst genau, dass sie das tun werden. Man mag ja einen besiegten Feind eine Weile vor seinen Soldaten zur Schau stellen, aber irgendwann wird man seinen Kopf auf einem Speer aufspießen müssen, um alle wissen zu lassen, dass er tot und erledigt ist. Ihr wisst, dass ich recht habe.«
    Bryne betrachtete ihn, dann nickte er. »Vielleicht tue ich das. Aber ich kann trotzdem nichts tun. Ich bin durch Eide gebunden, Gawyn. Ich kann nichts tun, es sei denn, das Mädchen befiehlt es mir.«
    »Ihr würdet sie sterben lassen?«
    »Wenn das nötig ist, um meinen Schwur zu halten, dann ja.«
    Wenn Bryne durch einen Eid gebunden war ... nun, er würde eher eine Aes Sedai lügen hören, als zu erleben, wie Gareth Bryne sein Wort brach. Aber Egwene! Es musste etwas geben, das er tun konnte!
    »Ich versuche, Euch eine Audienz bei einigen der Aes Sedai zu verschaffen, denen ich diene«, sagte Bryne. »Vielleicht können sie etwas tun. Wenn Ihr sie davon überzeugen könnt, dass eine Rettung nötig ist und dass die Amyrlin es doch will, dann sehen wir weiter.«
    Gawyn nickte. Das war immerhin ein Anfang. »Danke.«
    Bryne winkte ab. »Vielleicht sollte ich Euch doch ins Loch werfen. Allein, weil Ihr drei von meinen Männern verletzt habt.«
    »Lasst sie von einer Aes Sedai Heilen«, meinte Gawyn. »Soweit ich gehört habe, mangelt es Euch nicht an Schwestern, die Euch herumschubsen.«
    »Pah. Ich kann sie kaum dazu bringen, überhaupt jemanden zu Heilen, solange sein Leben nicht in Gefahr ist. Letztens hatte ein Mann einen bösen Reitunfall, und ich musste mir sagen lassen, dass das Heilen ihn bloß leichtsinnig machen würde. ›Schmerz ist seine eigene Lektion‹, sagte die verdammte Frau. ›Vielleicht verzichtet er das nächste Mal ja darauf, beim Reiten vor seinen Freunden anzugeben.‹«
    Gawyn verzog das Gesicht. »Aber sicherlich werden sie doch wohl für diese Männer eine Ausnahme machen. Schließlich hat ein Feind sie verwundet.«
    »Wir werden sehen. Die Schwestern besuchen die Soldaten nur selten. Sie müssen sich um ihre eigenen Dinge kümmern.«
    »Aber jetzt ist doch eine im Lager«, sagte Gawyn gedankenverloren und schaute über die Schulter.
    »Ein jüngeres Mädchen? Dunkles Haar, ohne das alterslose Gesicht?«
    »Nein, es war eine Aes Sedai. Ich weiß es wegen ihres Gesichts. Sie war etwas mollig, mit hellen Haaren.«
    »Vermutlich ist sie auf der Suche nach Behütern«, sagte Bryne und seufzte. »Das machen sie dauernd.«
    »Das glaube ich nicht«,

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