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Der Augenblick der Wahrheit

Titel: Der Augenblick der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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ganz zufrieden ist, da er weiß, daß der PND zu Recht überwachen ließ? Aber daß man keinen Grund sieht, die Sache aufzurühren, da die Regierung auf genau dieses Mandat angewiesen ist? Und das zu wissen ist sehr gut, wenn man in einer Verhandlung etwas Druck ausüben will. Was sagst du dann?«
    »Dann sage ich: Bingo! Aber woher weißt du das?«
    »Das kann dir egal sein. Denn es wird noch besser. In derselben WG wohnte Laila Petrowa, wie sie bei dir heißt …«
    »Darf nicht wahr sein!«
    »Da staunst du, was?«
    »Kannst du das beweisen?« fragte er.
    »Ich habe Fotos von ihnen beiden zusammen … ich habe selber da gewohnt. Ich habe die Fotos aufgenommen. Ich habe dem PND eine Erklärung über den Fall abgegeben. Eine beeidigte Erklärung. Ich weiß hundertprozentig, daß es einen weiteren Rechenschaftsbericht gibt, und wenn das der Justizminister dir oder dem Folketing gegenüber leugnet, dann lügt er. Und das darf man doch nach wie vor nicht in Dänemark, oder?«
    »Dänische Politiker dürfen sich in fremden Betten tummeln, aber nicht lügen. Dann fällt der Hammer. Da hast du vollkommen recht.«
    »Dann muß er zugeben, noch andere Informationen bekommen zu haben?«
    »Vielleicht nicht mir gegenüber, aber ich werde dafür sorgen, daß die Fragen in einer Kommission gestellt werden. Und wenn er dann lügt, ist er fertig«, sagte Klaus und fragte nach kurzer Pause: »Du bist ein Informant …?«
    »Ich weiß es nicht, aber man kann es wohl so nennen«, sagte ich.
    »Verdammt noch mal!«
    »Ja, nicht wahr?«
    Er machte eine Pause, und ich hörte, wie er wieder mit dem Techniker sprach.
    »Wo bist du?« fragte er dann.
    »Im Royal.«
    »Ich muß meinen 18-Uhr-30-Bericht fertigmachen, dann komm ich mit einem Aufnahmeteam kurz vor sieben. Dann machen wir das übliche, ein paar Deckbilder und so weiter: Du kommst ins Hotel, setzt dich hin und so in der Art. Was Schnelles. Du weißt ja, wie das läuft. Dann schaff ich die Geschichte bis 21 Uhr.«
    »In Ordnung.«
    »Darf ich die Fotos haben?«
    »Nein, aber du darfst sie abfotografieren.«
    »Gut. Und … Peter? Warum machst du das?« fragte er.
     
    »Meine Gründe können dir doch egal sein. Du weißt doch, wie das ist. Wenn es ein Geheimnis gibt, gibt es immer jemanden, der es einem verrät, der es gern hören möchte.«
    »Gut, gut. Bis nachher«, sagte er, und ich hörte an seiner Stimme, wie der Traum des Journalisten von einer Exklusivstory ihn vor Erwartung, Erregung und Freude erzittern ließ.
    Ich reichte Oscar sein Handy.
    »Worum ging’s?« fragte er.
    »Könnt ihr Kaffee bestellen? Dann nehm ich ein Bad und zieh mich um.«
    »Warum?« tragte Gloria.
    »Ich komm ins Fernsehen«, sagte ich.
    Oscar lachte und klopfte mir auf die Schulter.
    »That’s my boy! So schaffst du die Sache aus der Welt!
    Ausgezeichnete Idee! Das wird deine kleine Polizeidame auch nicht mögen.«
    Ich wußte nicht, was er meinte. Jetzt war es plötzlich Claras Schuld, und das Komische war, daß ich die Behauptung akzeptierte, als wäre ich ein siebzehnjähriger Schuljunge, der verführt worden war. Lust und Begehren waren gegenseitig gewesen. Deswegen ging es mir ja auch so sauschlecht. Ich hatte ja gewollt. Ich würde es nie zugeben, nicht einmal Gloria und Oscar gegenüber, aber ich fühlte mich in meiner Männlichkeit getroffen. Und ich haßte und verachtete mich selbst dafür. Es war primitiv und nicht sehr intelligent, aber Gefühle sind im Intellekt nicht zu Hause.
    »Ist das wirklich klug, Peter?« sagte Gloria. Sie setzte ihre Anwaltsmiene auf, als sie merkte, was ich vorhatte.
    »Ich weiß es nicht, aber es gibt ein gutes Gefühl.«
    »Rache gibt ein gutes Gefühl«, sagte Oscar.
    Vielleicht war es Rache, vielleicht war es eine ungalante Art, Clara Ärger zu machen, weil ich auf mich und auf sie wütend war und mich selbst verachtete. Vielleicht glaubte ich, es würde mich erleichtern, wenn sie dafür herhalten mußte, daß sie mich erniedrigt gesehen hatte. So empfand ich es zumindest.
    Vielleicht war es eine Reinigung, ein Versuch, die Hölle der letzten Monate aus der Welt zu schaffen. Alles hinter mich zu bringen. Ich wußte es nicht. Ich hatte instinktiv und ohne nachzudenken gehandelt, als ich mich entschloß, Klaus anzurufen.

Ich stand auf.
    »Meldet mich im Hotel ab und besorgt ein Mietauto, dann fahren wir heute abend nach Deutschland und schauen, ob wir einen Flug von Hamburg oder Frankfurt kriegen. Ich hab keinen Bock, morgen früh mit der versammelten

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