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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hörten es immer gern, wenn man seinen Horizont erweitert hatte.
    Ein leises Beben ließ den Boden unter ihnen erzittern.
    »Das sind wohl wieder deine gespenstischen Freunde«, meinte Mudge. Seine Worte klangen verstümmelt, weil er den Mund voll Trockenfisch hatte.
    Jon-Tom blickte zu der glatten Bodenfläche hinab, auf der sie saßen. Es war helles Sonnenlicht, was eine genaue Beobachtung erschwerte, aber er konnte keine Geols erkennen. Außerdem spielte er gerade nicht auf seiner Duar. Vielleicht folgten sie ihm einfach, in der Hoffnung, er würde ihnen bald wieder etwas vorspielen.
    Er beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. Reichlich seltsamer Boden. Tote und sterbende Vegetation, Flechten und Moose, Algen und Schalentiere. »Ich glaube nicht, daß die Geols hier sind, Mudge. Dieser Humushaufen, auf dem wir sitzen, kann durch alles mögliche erschüttert werden. Vielleicht war es eine Welle.«
    Der Otter zeigte auf das stehende Gewässer, das sie umgab, »'ier gibt's keine Wellen, Kumpel, außer jenen, die wir beide mit dem Floß machen.«
    Ein zweites Beben wühlte sie erneut auf. Es war wesentlich kräftiger als das erste. Zaghaft erhob sich Jon-Tom.
    »Äh, Mudge, ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn wir uns wieder aufs Floß begäben. Ganz ruhig und schnell, würde ich sagen.«
    Der Otter war ihm schon einige Silben und drei Schritte voraus. Das Beben setzte erneut ein, und nun hielt es an, während Jon-Tom halb rennend, halb stolpernd auf das Floß zulief.
    Die Insel unter ihren Füßen begann sich zu heben.
    »Verdammt, Kumpel, beweg schon den Hintern!« schrie Mudge, als Jon-Tom auf Hände und Knie stürzte. Der Otter streckte seinem Freund eine Pfote entgegen.
    Jon-Tom wollte sich aufrichten, doch der Boden unter seinen Füßen zitterte wie Wackelpeter, als er sich aus dem Wasser erhob. Er riß sich zusammen und sprang. Hart landete er auf dem Floß. Mudge versuchte mit heftiger Gewalt, das Floß mit den Rudern aufs offene Meer hinauszuschieben.
    Zu spät. Die Insel war auf allen Seiten emporgestiegen, und so stiegen auch sie auf ihrem gestrandeten Floß in die feuchte Luft hinauf. Von dem schwarzen Hügelabhang rauschten die Wassermassen in die Tiefen, wo sie sich beim Auftreffen auf dem Sumpf in Schaum verwandelten. Mudge lag auf dem Rücken auf dem Floß und hielt sich an den Schlingpflanzen fest, mit denen die Stämme verzurrt waren, während Jon-Tom beide Arme um eine der Ruderstangen schlang. Sie waren von seltsamen Gewächsen umgeben, die an der Inselmasse zu hängen schienen, auch vorher schon, als sich die Insel noch unter Wasser befunden hatte. Sie glichen den Skeletten abgestorbener Kakteen und waren hohl und leicht.
    Muscheln, Schnecken und andere Flachwasserbewohner krochen dem Wasser hinterher, als ihr Zuhause plötzlich in die Luft emporstieg. Jon-Tom hätte sich ihnen nur zu gern angeschlossen, aber sie durften das Floß und ihre sämtlichen Vorräte nicht im Stich lassen.
    Der Teil der Insel, auf dem sie hin und her schwankten, stabilisierte sich schließlich, doch die schwarze Landmasse unmittelbar vor ihnen stieg weiter in die Höhe. Erst als dieser gewaltige Turm aus Schlamm und Sumpfschleim hoch über ihre Köpfe ragte, hörte er auf zu wachsen. Zahllose Tiefenbewohner, in Panik geratene Fische und gefangene Unterwasserpflanzen, troffen von den Seiten des Turms herab.
    Dann öffnete der Schleim seine an die Dutzend Augen und starrte auf die hilflosen Geschöpfe hinab, die auf seinem Rücken gefangen saßen.
    Mudge ließ die Taue fahren, legte die Hände auf die Augen und stöhnte: »Verdammter Mist!«, während Jon-Tom sich weiterhin an seinem Ruder festklammerte und mit weit aufgerissenen Augen zu dem Berg aus Sumpfschlamm emporstarrte.
    »Hohoho!« sagte die Erscheinung und offenbarte ein finsteres, zahnloses Maul, das noch viel größer war, als es zum Verschlingen des Floßes und seiner Besitzer erforderlich gewesen wäre. »Was haben wir denn da? Fremde!«
    Jon-Tom versuchte ein Lächeln. »Sind nur auf der Durchreise.«
    »Ihr habt mich gekratzt.« Die Stimme klang schleppend, schwerfällig und träge.
    »Das tut uns leid. Das wollten wir nicht.«
    »Oh, das ist schon in Ordnung. Es hat mir gefallen.« Es grinste gewaltig. Jon-Tom bemerkte, daß die Größe des riesigen Schlunds nicht festgelegt war. Er dehnte sich aus und schrumpfte wieder zusammen, und gelegentlich verrutschte er leicht zur Kopfseite. Das galt auch für die Augen, die sich von winzigen Punkten zu

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