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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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können die reden«, fragte er, »wenn nichts an ihnen dran ist?«
    »Es ist doch etwas an ihnen dran, Mudge. Nur eben nicht sehr viel. Aber sie sind da, sie sind wirklich.«
    »Natürlich sind wir wirklich. Was für ein anmaßender Gedanke!« Die leisen Worte waren klar und deutlich zu vernehmen, obwohl Jon-Tom keinerlei Lippenbewegung bemerkte. Tatsächlich besaß der gespenstische Wurm überhaupt keinen Mund. »Um es präzise auszudrücken: Wir können sogar sehr gut reden, aber es gibt keinen Grund, mit jenen Konversation zu treiben, die auf der Haut der Welt leben.«
    »Und warum sprecht ihr dann jetzt zu uns?« fragte Jon-Tom.
    »Dein Gesang hat uns aus unserem Heim in der Kruste hervorgelockt. Ein höchst beachtenswerter Gesang.« Die Leuchtgestalt verschwand für einen Augenblick, um an einer anderen Stelle der Klippe aufs neue zu erscheinen. Sie bewegte sich leicht und flüssig, als befände sie sich im Wasser.
    »Wir reagieren empfindlich auf Schwingungen. Auf gute Schwingungen.«
    »Good vibrations. Der letzte Song, den ich gesungen habe«, brummte Jon-Tom. »Nicht zu fassen!«
    »Wir sind auch geschäftlich in Schwingungen tätig«, berichtete das Wesen. »Normalerweise ignorieren wir die Lebewesen, die das Nichts über der Erde bewohnen, und das gilt auch für die Schwingungen, die sie hervorbringen. Aber eure waren sehr ungewöhnlich und angenehm, da sind wir gekommen, um sie zu spüren und um den Gefallen zu erwidern.«
    »Um den Gefallen zu...« Jon-Tom überlegte. »Willst du damit sagen, daß ihr diese kleinen Erdbeben hervorbringt?«
    »Die Schwingungen, ja.« Das Wurmlicht machte eine Pause und koppelte sich mit einigen seiner Artgenossen zusammen. Wieder reihten sie sich entlang des Haarrisses im Klippenfelsen auf. Wieder machten sie eine scharfe Krümmung. Der Boden unter Jon-Toms Füßen verschob sich.
    Die Reihe löste sich auf, und viele ihrer Bestandteile flohen wieder zurück in den Felsen.
    »Aber das ist unmöglich! Ihr könnt doch nicht in festem Gestein leben!«
    »Fest? Das meiste, was fest aussieht, ist in Wirklichkeit leer«, entgegnete das Wesen. »Weißt du das denn nicht?«
    Das stimmte natürlich. Die Materie bestand aus Protonen und Neutronen und Elektronen und noch viel kleineren Existenzpartikeln wie Quarks und Pi-Myonen und allen möglichen anderen exotischen Sozusagen-Dingen. Dazwischen war lauter Nichts, von Kräften durchzogen, die noch viel bizarrere Namen trugen als Farbe und Aroma. Selbst die Planeten bestanden hauptsächlich aus Leere.
    Warum sollte es da keine Lebewesen geben können, die sich in einer solch geräumigen Leere wohlfühlten? Natürlich würden sie ebenfalls weitgehend aus Nichts bestehen müssen.
    »Wie nennt ihr euch eigentlich?« In seiner eigenen Welt würde man sie als Gespenster bezeichnen - als grauenerregende, nur selten wahrnehmbare Wesen aus leuchtender Unstofflichkeit. Sie sahen zwar nicht im geringsten aus wie tote Menschen, aber Lamantinen glichen ja auch keinen Meerjungfrauen, und doch hatten zahllose Seeleute sie mit schiffbrüchigen Sirenen verwechselt.
    Warum sollten diese Wurmgestalten nicht für die Gespensterberichte verantwortlich sein, die man in vielen Welten zu hören bekam? Sie konnten mit Schwingungen herbeigerufen werden, mit parapsychischen in seiner Welt, durch seinen Banngesang in dieser. Auf übernatürliche Weise ergab das durchaus Sinn.
    »Wir benennen nicht, was ist, wir sind einfach«, sagte das glühende Nichts.
    »Sing uns doch noch ein Lied«, flüsterte eine Stimme Jon- Tom ins Ohr. »Sing uns doch noch ein Lied über die Erde, in der wir leben.«
    Das tat er, indem er jeden Song sang, in dem die Erde, der Boden und die Felsen vorkamen, an den er sich erinnern konnte. Die Klippe wurde von Dutzenden von Leuchtwürmern belebt, die sich an seinem Bannsingen ergötzten und an den Schwingungen, welche die Duar und seine Stimme hervorriefen. Gelegentlich schlossen sie sich wieder zusammen, um ein weiteres, diesmal jedoch nicht mehr angsteinflößendes winziges Erdbeben zu erzeugen.
    »Schade, daß du nicht mit uns kommen und immer für uns singen kannst«, meinte der Sprecher. »Welch exquisite Wellen im Gewebe der Wirklichkeit! Aber du kannst ja nicht in unserer Welt leben, ebensowenig wie wir in der Leere leben können, die du die deine nennst.«
    »Es ist keine Leere.« Jon-Tom streckte die Hand aus und berührte den Fels. »Es gibt hier eine Atmosphäre und auch Lebewesen.«
    »Nichts«, sagte der Wurmsprecher, und

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