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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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das, aber es gibt noch etwas, das wirklich noch viel interessanter ist als wir. Etwas, was immer, zu jeder Zeit, neu und interessant und anders ist.«
    Der Brulumpus lehnte sich zurück. Wasser umspülte seine Flanken, während er lange Zeit über diese schlichte Behauptung nachdachte. »Etwas noch Interessanteres als ihr? Ist es auch noch liebenswerter?«
    Darüber hatte Jon-Tom noch gar nicht nachgedacht, aber da er sich nun schon einmal auf eine Aussage festgelegt hatte, konnte er mit seiner Antwort kaum zögern. »Klar. Noch liebenswerter, noch interessanter, noch andersartiger. Alles noch viel mehr. Es wird nicht mit dir streiten und dich nicht verwirren, ja es wird dich nicht einmal zum Denken zwingen. Es wird einfach immer nur für dich da sein, interessant und liebenswert und anders.«
    »Wo ist das?«
    »Ich werde es für dich herbringen, aber dafür mußt du mir auch versprechen, daß du uns ziehen läßt.«
    Der Brulumpus grübelte über dieses Angebot nach. »Na schön, aber wenn du mich angelogen hast«, sagte er finster, »wenn es nicht alles ganz viel mehr ist als ihr, dann bleibt ihr auf alle Zeit bei mir, damit ich euch herzen kann und streicheln und...«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Jon-Tom und schob sich die Duar vor den Bauch. Er probierte ein paar Akkorde. Diese Songs zu singen würde ein Kinderspiel für ihn sein. Nicht nur kannte er sie so gut in- und auswendig wie keinen anderen Text, sie wirkten sogar selbst in seiner eigenen Welt äußerst zwingend.
    »Was, zum Teufel, kannst du diesem Schleimbeutel denn 'erbeizaubern, was diese ganzen Forderungen erfüllt, Kumpel?«
    »Laß mich jetzt in Ruhe, Mudge. Ich muß arbeiten.«
    Der Otter lehnte sich ein Stück zurück und blickte an dem nachdenklichen, erwartungsvollen Brulumpus empor. »Na gut, Chef, aber du solltest diesen dampfenden Stinkpott besser bald zufriedenstellen, ich glaube nämlich, daß der uns von Minute zu Minute mehr zu lieben beginnt. Na ja, aber wenigstens das könnte dein Gesang ja ändern.«
    Jon-Tom ignorierte die bissige Bemerkung und begann zu singen. Trotz der Bedrohung durch den Brulumpus war er heute gut in Form. Selbst Mudge mußte zugeben, daß einiges von dem, was sein menschlicher Freund da sang, entfernt mit Harmonien zu tun hatte.
    Das erste, was in einer Kugel aus weichem Licht auf dem Rücken des Brulumpus erschien, war ein Spielzeuggyroskop. Das fesselte das Wesen jedoch nur wenige Minuten lang. Als nächstes brachte Jon-Tom eine Standuhr hervor. Die interessierte ihren Eroberer zwar schon mehr, doch bemerkte er, daß Jon-Tom dieselben Töne hervorbringen konnte wie das Glockenspiel der Uhr.
    Jon-Tom versuchte, das Wesen für eine Partie Monopoly zu interessieren, aber Brulumpus fand kein großes Vergnügen daran, mit Immobilien zu spielen, schließlich war er ja selbst eine nicht unbeachtliche Immobilie. Während Mudge argwöhnisch alles beobachtete, produzierte Jon-Tom in wilder Reihenfolge eine Küchenmaschine, ein Glockenspiel und einen aktiven Flohzirkus. Der Brulumpus konnte mit keinem dieser Dinge etwas anfangen. Mudge jedoch machte sofort innige Bekanntschaft mit dem Flohzirkus und sprang unter wildem Gekratze und Gejucke ins Wasser.
    »Du läßt noch die ganze Nummer absaufen«, beugte sich Jon- Tom zu ihm vor.
    »Das ist nicht das einzige, was ich noch absaufen lasse!« Der Brulumpus schubste ihn auf das Floß zurück, wo der Otter den Sänger erbost anfunkelte. »Wir wollen doch lieber versuchen, auf abgerichtete Parasiten zu verzichten, ja?«
    Jon-Tom seufzte. »Hat seine Aufmerksamkeit sowieso nicht allzu lange gefesselt. Keine Sorge, langsam laufe ich mich warm.«
    »Pah!« Mudge setzte sich nieder und machte sich daran, seine Mütze auszuwringen.
    Der Flohzirkus brachte Jon-Tom auf den Gedanken, etwas herbeizusingen, das den Brulumpus infizieren könnte, doch alles, was ihm in dieser Richtung einfiel, wäre für ihn und Mudge weitaus gefährlicher gewesen als für diese Masse ohnehin schon vergammelnden Schleims.
    Also konzentrierte er sich weiterhin darauf, das Füllhorn willkürlich gewählter interessanter Dinge zu leeren. Er brachte ein Modellschiff hervor, das mit Fernsteuerung fuhr, ein clavier a lumiere aus einem alten Skrijabin-Konzert, einen Stapel Playboy-Ausgaben, eine Kohlenschaufel, ein Schaukelpferd. Nichts konnte den Brulumpus länger als ein paar Augenblicke fesseln, während die Umgebung des Floßes bald dem Hinterzimmer eines Ladens der Heilsarmee zu gleichen begann.

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