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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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austrat, wo er sie mit dem Skalpell verletzte. Sah Sukers Augen blinzeln, direkt über der Atemmaske, die sein Gesicht bis zum Jochbein verdeckte. Sah, dass er tiefer schneiden wollte, und brüllte: »Hey, Arschloch!«
    Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu mir umzudrehen. Suker blickte kurz auf, bemerkte im Spiegel, wie ich ein zweites Mal auf ihn zielte, und kicherte in sich hinein.
    »Jetzt wird es langsam lächerlich.«
    Die Waffe, die ich unter meiner Hüfte hervorgezogen und dann aufgehoben hatte, lag schon seit einer geraumen Weile wieder in meiner Hand. Doch erst jetzt war ich bereit für den letzten Schritt.
    »Letzte Warnung. Lass Alina in Ruhe.«
    »Oder was?«, sagte Suker und drehte sich nun doch noch zu mir um. Darauf hatte ich gewartet.
    Ich hielt die Luft an und jagte ihm die Kugel durch den Kopf, die Dr. Roth mir erst wenige Stunden zuvor auf Schwanenwerder in die Hand gedrückt hatte, um mir die Intensität meiner Verletzungen zu demonstrieren.
    Suker war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug.

63. Kapitel
    W o zum Teufel hast du die letzten acht Stunden gesteckt, Zorbach?« Stoya fluchte, doch man hörte dem Kommissar die Erleichterung an.
    Acht Stunden?
    Waren wir so lange in der Hand des Wahnsinnigen gewesen? Und hatte es wirklich so lange gedauert, das Schlachtfeld zu verlassen? Sicher, es war dunkel draußen. Wir fuhren mit Scheinwerfern, aber das ließ im dauertrüben Berliner Winter keine Rückschlüsse auf die Tageszeit zu. Ebenso wenig wie die kaputte Uhr am Armaturenbrett von Leonard Schliers Wagen. Er war vielleicht kein erfolgreicher Architekt gewesen, bevor Suker ihn ermordet und sein Haus okkupiert hatte, aber er hatte Wert auf Ordnung gelegt. Den Schlüssel zu seinem Volkswagen hatte ich an dem dafür vorgesehenen Brett neben der Ausgangstür gefunden.
    »Dreilinden«, sagte ich und griff mir an die Nase, die wieder zu bluten begonnen hatte.
    »Am ehemaligen DDR -Grenzübergang?«
    »Ja.«
    »Bei den alten Zollhäusern?«
    »Fast. Fahr die Waldstraße vom Grenzübergang in Richtung Potsdam. Gibt nur noch ein bewohntes Haus in der Forstsiedlung. Steht genau da, wo der Handyempfang abreißt.«
    »Und dort finde ich dich?«
    »Nein. Dort findest du Suker. Aber keine Eile, er läuft dir nicht weg.«
    Acht Stunden,
dachte ich und suchte in den Ablagen nach einem Taschentuch.
    Den größten Teil der verlorenen Zeit hatte ich geschlafen. Alina sagte mir später, sie hätte geglaubt, ich sei nach meinem Schuss auf Suker gestorben, da sie mich unter dem Rollstuhl nicht hatte atmen hören. Ihre Betäubung hatte sich früher verloren als meine Erschöpfung, weswegen sie eine geraume Zeit abwechselnd meinen Namen und um Hilfe gerufen hatte, bevor ich endlich die Augen aufschlug.
    »Du hast Suker erledigt?«, fragte Stoya. Die Erregung in seiner Stimme wuchs sekündlich.
    »Ja.«
    »Und was ist mit Alina?«
    »Ist hier bei mir, zusammen mit einer anderen Geisel, die wir befreit haben.«
    Nachdem ich aufgewacht war, hatte ich eine Ewigkeit gebraucht, mich Zentimeter um Zentimeter durch das Spiegelzimmer zu robben.
    Bei Alina angekommen, nahm ich Sukers Skalpell vom Boden, rammte es in die Matratze und wartete, bis die Luft vollständig herausgeströmt war und Alina neben mir auf dem Fußboden lag. In dieser Lage hatte ich ihre Fesseln mit einer Hand zerschneiden können. Im Gegenzug befreite sie mich von den Riemenbändern, mit denen ich an den Rollstuhl gekettet war.
    »Es tut mir leid«, war das Erste, was sie zu mir sagte, als ich sie in die Arme schloss, doch ich verbot ihr weiterzureden. Sie hatte nichts Unrechtes getan, es gab nichts, was ich hätte verzeihen müssen. Suker und Frank waren die einzigen Schuldigen, auch wenn sie sich in ihrem Wahn, jeder auf seine Art und Weise, im Recht fühlten. Die Frage blieb einzig und allein, weshalb die beiden in Kontakt gestanden und sich über Alina ausgetauscht hatten. Ein zusätzliches Rätsel, das es noch zu lösen galt.
    »Okay, Zorbach«, meldete Stoya sich wieder zu Wort. »Du bleibst jetzt an Ort und Stelle, bis meine Männer bei dir eintreffen. Brauchst du einen Krankenwagen?«
    »Was glaubst du denn?«
    Ich hielt das Handy nach hinten, wo Nicola sich gerade die Lunge aus dem Leib hustete.
    »Hörst du das? Die Kleine mit der Lungenentzündung hat ein Auge verloren. Alina sieht aus, als wäre sie unter einen Zug geraten, und mir platzt der Schädel. Meine Antwort lautet daher: Nein. Ich brauche keinen Krankenwagen. Ich brauche ein

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