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Der Augensammler

Der Augensammler

Titel: Der Augensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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entschlossen ist, seinen Strafraum notfalls auch unter Einsatz körperlicher Gewalt zu verteidigen. Thea Bergdorf trug grundsätzlich enganliegende cremefarbene Hosenanzüge, die für sie ungefähr so passend waren wie ein eingelaufener Nadelstreifenanzug für einen Rausschmeißer. Mit der Tatsache, dass sie keinen Wert auf ihr Äußeres legte, ging sie relativ offen um. »Ich hab meine Karriere nicht trotz, sondern wegen meines fetten Arschs gemacht«, hatte sie die erstarrten Manager eines Wirtschaftsverbands auf dem Neujahrsempfang ihrer Zeitung aufgeklärt. »Wäre ich jung, hübsch und magersüchtig, würde ich viel zu viel Zeit damit verplempern, die falschen Männer zu vögeln.« Demnach hatte sie also durchaus einen Sinn für Humor. Im Augenblick aber konnte Frank weder in ihrer Mimik noch in ihrem herrischen Befehlston das geringste Anzeichen dafür entdecken. »Ein letztes Mal: Wo befindet sich Zorbach in diesem Augenblick?«
    Er stöhnte erschöpft und fuhr sich durch die Haare. »Er hat mich gebeten, es niemandem zu sagen.« »Ich bin seine Vorgesetzte, falls es Ihnen entfallen ist.« »Ich weiß, aber er ist mein Ausbildungsleiter.« »Ach, und Sie denken, das stürzt Sie in einen Interessenkonflikt, was?« Sie verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Na schön, dann entbinde ich Sie hiermit von diesem Konflikt. Sie sind gefeuert!« Sie wandte sich ab. »Was?« Frank sprang von Zorbachs Sessel hoch und lief ihr hinterher. »Weshalb?«
    Sie drehte sich noch nicht einmal um. »Weil ich es nicht dulden kann, dass Untergebene wichtige Informationen zurückhalten. Ich hatte Sie gebeten, mich sofort zu informieren, wenn Zorbach sich meldet. Sie haben das ignoriert und wollten nach Ihren eigenen Rambo-Regeln spielen? Pech gehabt.«
    »Aber das ergibt keinen Sinn«, rief Frank wütend. »Wenn ich nicht mehr für Sie arbeite, werden Sie von mir erst recht nichts erfahren.«
    »Oh, mir brauchen Sie gar nichts mehr zu sagen.« Endlich blieb sie stehen, wenn auch nur, um zum Eingangsbereich des Großraumbüros zu deuten, dessen elektrische Glastüren sich gerade öffneten. Zwei Männer betraten die Redaktion. Thea lächelte diabolisch. »Die Ermittler haben gewiss effektivere Methoden, die Wahrheit aus Ihnen herauszuholen.«

35. Kapitel
    (Noch 6 Stunden und 10 Minuten bis zum Ablauf des Ultimatums)
Alexander Zorbach (Ich)
    Ja, hallo?« Die gutgelaunte Stimme am anderen Ende war schon irritierend, und der Hintergrundlärm entsprach noch viel weniger den Geräuschen einer Notrufzentrale. Der Mix aus alkoholisiertem Gelächter und schiefem Gesang schien eher aus einer Karaoke-Bar zu stammen. »Dreh doch mal die Mucke runter«, rief der Mann wie zur Bestätigung in die fröhliche Partyrunde hinter ihm, und tatsächlich schien jemand auf ihn zu hören, denn mit einem Mal wurden die stampfenden Discobässe leiser. »Scheiße, sprech ich mit der Rettungsleitstelle?« »Was? Ach so, ja. Der Notruf. Logisch!« Er lachte ebenso breit, wie er beim Sprechen die Vokale dehnte. Der Mann war ganz eindeutig angetrunken. Und gewiss niemand, den man am Apparat haben wollte, nachdem man die 112 gewählt hatte.
    »Hätte noch nicht so schnell mit dem Anruf gerechnet, sorry.«
    Noch nicht damit gerechnet?
    »Wollen Sie mich verscheißern?«, brüllte ich. »Ich stehe hier neben einer Frau, die dringend Hilfe braucht und .«
    Ich hielt inne. Irgendetwas hatte zu vibrieren begonnen, und es war nicht das Beatmungsgerät.
    »Ach so, ja. Das Killer-Spiel. Verstehe. Moment.«
    Ich hörte Blätterrauschen, dann klang der Mann auf einmal so, als lese er einen vorgefertigten Text ab: »Ich habe dich gewarnt. Du hättest mich nicht herausfordern sollen, doch du wolltest ja unbedingt mitspielen. Also schön, pass auf. Hier sind die Regeln.« »Die Regeln?«
    Das Vibrieren war intensiver geworden und wurde jetzt von einem Geräusch untermalt, das mich entfernt an einen Staubsauger erinnerte.
    Was geht hier vor? Was zum Teufel geschieht hier mit uns? »Es gibt immer Scheißregeln bei diesen Spielen, Alter!« Der Typ am Telefon rülpste leise und entschuldigte sich lachend.
    »Wer sind Sie?«, brüllte ich.
    »Ach Kacke, ich hab's eh versaut, sorry. Mann, das war aber auch kurzfristig. Normalerweise bekomme ich meine Instruktionen schon eine Woche vorher. Und ausgerechnet heute feiern wir gerade etwas, und ich hab schon ein paar intus, da habe ich nicht so schnell geschaltet, verstehen Sie?«
    Nein, tue ich nicht. Ich verstehe nicht,

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