Der Aurora Effekt
plötzlich los mit dem Wissenschaftler, hatten sie irgendetwas Falsches gesagt?
Woher hätten sie auch wissen können, dass wenige Sekunden, nachdem ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde, ein völlig aufgeregter Heschenbach zum Telefon stürzte und eine ihm bestens vertraute Nummer wählte. Woher hätten sie nur erahnen können, wie nah sie gerade der Lösung auf ihre Fragen waren und woher hätten sie nur ansatzweise wissen können, was in der nächsten Stunde schreckliches passieren würde. So gingen sie nur schweigend im strahlenden Sonnenschein die lange von Tannen umsäumte Auffahrt zurück zur Hauptstrasse und schauten sich mit einem kurzen verliebten Blick in die Augen und Angelique griff nach Winters Hand. »Alles wird gut, Mark.« Winter lächelte und drückte ganz fest ihre Hand.
»Wie kommen wir jetzt von hier weg, Herr Winter?«, fragte Angelique vorsichtig.
Bis der nächste Bus hier vorbeikam, konnte es noch Stunden dauern und die wenigen Häuser, die im Umkreis zu sehen waren, sahen alles andere als bewohnt aus.
»Sieht aus, als wenn wir wieder einmal im Nirgendwo gestrandet wären, Frau Brockhaus«, antwortete Winter mit einem etwas verbitterten Lächeln. »Wenigstens diesmal bei Tageslicht.«
Zurück auf dem verlassen Glenn Highway blickten sie herüber auf die andere Straßenseite zum beeindruckenden 39 km langen Matanuska-Gletscher, der sich hinter einem breiten Fluss, dem Matanuska, bis ins Tal zu ihnen erstreckte. Ein Traum für Snowboarder, schoss es Winter durch den Kopf, der selbst früher gerne die Pisten auf dem Board heruntergebrettert war.
»Herr Winter, was ist nun?«, rüttelte Angelique ihn aus seinen Erinnerungen. »Rechts oder links zurück?«
»Also, natürlich gehen wir rechts weiter, links wissen wir ja, was uns erwartet, Frau Brockhaus«, grinste Winter plötzlich etwas gelöst und schlug daraufhin zielstrebig den Weg Richtung Anchorage ein. »Auch wenn wir es zu Fuß sicherlich nicht schaffen werden.«
»Ganz deiner Meinung«, gab Angelique zurück, die sich gerade nichts sehnlicher wünschte als ein brennendes Kaminfeuer und ein warmes Fußbad. Alleine bei dem Gedanken an Kaminfeuer kamen ihr wohlige Erinnerungen und so folgte sie hüpfend Winter, der bereits einige Meter vorgelaufen war.
»Gute Laune, Schatz?«, lächelte dieser.
»Ja.«
»Schön.«
Nachdem sie etwa dreißig Minuten einsam dem Seitenstreifen der Strasse in Richtung Hauptstadt gefolgt waren, kam ihnen ein erstes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Winter erkannte aufgrund der blendenden Sonne nicht sofort, was ihnen da entgegenkam, schon bald war aber klar, dass dieses Gefährt keinen Anhalter mitnehmen würde. Mit lautem Geheule preschte der Feuerwehrwagen an ihnen vorbei. Wenig später folgte ihm ein Krankenwagen.
Angelique kam plötzlich ein Gedanke. »Mark, du hattest mir was von einer CD erzählt, die Frank Stein dir zugespielt hatte. Was war das für eine CD?«
Schlagartig erinnerte sich Winter, dass er die CD völlig vergessen hatte und erzählte Angelique von deren Inhalt.
»Seltsam, was soll das den mit HAARP zu tun haben?«, sagte Angelique.
»Das ist genau die Frage, die ich auch nicht beantworten kann. Frank war aber anscheinend der Meinung, dass der Film wichtig ist und mit dem HAARP-Projekt in irgendeiner Form zu tun hat.«
»Aber wo ist da der Sinn? Wieso sollten sich irakische Soldaten plötzlich ohne sichtbaren Grund ergeben? Hat da einfach einer mit einem Megafon gebrüllt ›Kommt alle raus, hier gibt es Geschenke.‹?«
Winter grübelte. Was hatte Angelique da gerade gesagt? Megafon? Die seltsamen Aufbauten an dem Hubschrauber. Aber waren das Lautsprecher? In der Aufnahme war nichts davon zu hören, nur ein seltsames Brummen und das Motorengeräusch des Helikopters. Seltsam.
»Und wenn es eine ganz andere Erklärung dafür gibt?«, setzte Winter an.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, HAARP arbeitet mit Wellen. Hast du schon mal überlegt, ob man das nicht auch als Waffe benutzen könnte? Zum Beispiel, um eine Botschaft direkt in einen Bunker zu strahlen?«
»Ich habe schon was von Mikrowellen gehört, mit denen die Russen seinerzeit die amerikanische Botschaft in Moskau bestrahlt haben. Und die Botschaftsbediensteten bekamen daraufhin Krebs. Aber wie soll das mit den Wellen in diesem Fall funktionieren?«
Winter war geschockt. »Was hast du da jetzt erzählt?«
»Hast du noch nie davon gelesen? In den 70er Jahren hatte der russische Geheimdienst die
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