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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
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das enge Treppenhaus nach unten und gelangten über einen Nebenausgang hinter dem Hotel raus auf die Strasse. Schnell spurteten sie zwei Blocks weg vom Hotel und hielten dann zum Luftholen an.
    Angelique grinste. »Genialer Plan, Herr Winter.«
    »Nicht wahr?«, strahlte Winter zurück und winkte kurz darauf ein sich näherndes Taxi an den Strassenrand. Nachdem beide eingestiegen waren und dem Fahrer, dem Aussehen nach ein Mexikaner, ihr Fahrziel mitgeteilt hatten, lachten sie ausgelassen über ihre erfolgreiche Flucht. Der Mexikaner schaute kurz in den Rückspiegel und schüttelte nur mit dem Kopf. Immer diese Verliebten.
    Die Fahrt raus aus Anchorage verlief ereignislos, bis sie kurz vor dem Abbiegen auf den Highway vor einer belebten Verkehrsampel halten mussten. Ein dunkelhäutiger, älterer Mann sprang, während das Taxi vor der roten Ampel hielt, mit einem großen Pappschild vor ihnen auf die Strasse und entblösste seine angefaulten Zähne zu einem Lächeln. Auf dem Schild, das er ihnen nun entgegenstreckte, stand: ›Helfen sie einem Verwahrlosten und geben sie mir ein paar Cent.‹ Der Taxifahrer schimpfte auf spanisch vor sich hin, während der Mann unbeeindruckt lächelnd weiter vor ihnen auf der Strasse stand und das Pappschild nun aufklappte. ›Denn dann wird auch bei Ihnen im Herzen die Sonne scheinen, so wie an diesem wunderschönen Tag.‹
    Ein echter Poet, dachte sich Winter, und war gerade geneigt, dem Mann tatsächlich ein paar Cent aus dem Fenster zu reichen, als dieser plötzlich das Schild mit einem verschmitzten Grinsen umdrehte. Winter stutzte und verwarf sofort wieder seinen Gedanken, denn auf der Rückseite des Schilds stand ›Ich akzeptiere auch Kreditkarten.‹ Verrückte Welt.
    Endlos erschien ihnen die Fahrt zurück zu Heschenbachs Haus und der Taxifahrer bekam angesichts des stetig steigenden Fahrpreises auf dem Taxameter plötzlich prächtige Laune. Mehrmals klingelte das Handy des Mexikaners und sofort begann er mit einem Wortschwall hineinzusprechen. Spanisch, eine Sprache die Winter immer schon mal lernen wollte und leider nur bruchstückweise verstand. »Te Quiero« und »Beso« waren die letzten Worte des Gesprächs, das der Mexikaner gerade beendet hatte. Er musste wohl gerade mit seiner Frau oder seiner Freundin telefoniert haben, schoss es ihm in den Kopf, während er in die Landschaft starrte.
    Was würde sie bei Heschenbach erwarten? Fanden sie dort wirklich die Informationen, die ihnen fehlten und in wieweit würde er überhaupt mit ihnen kooperieren wollen, nach dem spontanen Rausschmiss vom letzten Besuch?
    Angelique, die links von Winter auf dem Rücksitz des Taxis sass, stieß Winter plötzlich an und zeigte schräg vor sich auf einen Punkt. »Schau mal Mark, ein Braunbär.«
    In der Tat, keine hundert Meter von der Strasse stapfte der Bär zwischen den schneebedeckten Tannen. Winter dachte sofort wieder an ihren Unfall und welches Glück sie noch dabei gehabt hatten. Hätten sie vielleicht doch dem Rat des Polizisten folgen und das Land schnellstens verlassen sollen, anstatt sich jetzt wieder erneut in Gefahr zu begeben? Winter brauchte nur kurz zu überlegen um die Antwort zu kennen. Sie taten das richtige, denn er musste einfach wissen was mit Isabel war. Sonst würde er nie zur Ruhe kommen. Instinktiv griff er nach Angeliques Hand und drückte diese ganz fest. Unbeeindruckt bewegte sich der Braunbär majestätisch weiter entlang der Strasse und begann seine Nase suchend in den Schnee zu graben.
     
    Kurz vor Mittag erreichten sie die Zufahrt zu Heschenbachs Haus und der Taxifahrer freute sich über das Geschäft seines Lebens. Sage und schreibe zweihundert Dollar hatte die Fahrt gekostet, die Winter jedoch bereitwillig zahlte. Gerne bot sich der Fahrer an, eine Zeit auf sie zu warten, freute er sich doch schon auf ein ähnlich fettes Fahrtgeld für die Rückfahrt. »O.K., wenn wir in einer Stunde nicht zurück sind, fahren sie einfach los.«
    Der Mexikaner entblößte eine Reihe lückenloser weißer Zähne zu einem Lächeln und nickte heftig, woraufhin Angelique und Winter ausstiegen und von eisiger Kälte empfangen wurden. Was musste dieser Mexikaner auch die Heizung im Taxi so weit aufdrehen.
    Es schien alles ruhig und Winter war sich plötzlich unsicher, ob sie sich diese Fahrt nicht hätten schenken können. Mit einem kurzen vergewissernden Blick zu Angelique, die ihm wortlos zunickte, drückte er auf die Türklingel.
    Nach einer kurzen Zeit der Stille hörte

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