Der Aurora Effekt
entpuppte. Nichts ist so wie es scheint, schoss es ihm durch den Kopf. Wie wahr.
»Kommt mit, wir nehmen meinen Wagen«, sagte Heschenbach nur und suchte in einer Schublade nach Autoschlüsseln. »Worauf wartet Ihr?«, forderte er sie auf, ihm zu folgen. Nur wenige Minuten später saßen Angelique und Winter schweigend in einem Pickup, den Heschenbach hektisch über den Highway lenkte. Ihre Fahrt sollte sie aber nicht zurück nach Anchorage führen, sondern in die Gegenrichtung. Zurück nach HAARP.
Es war später Nachmittag und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als sie auf den bis auf nur wenige Autos verlassenen Parkplatz des HAARP-Projekts fuhren. Die Fahrt hatte Winter wie durch einen Schleier wahrgenommen, zu verwirrt war er von den vergangenen Ereignissen.
»Ich hätte jetzt sowieso wieder Spätschicht, daher fällt es nicht auf, wenn ich um diese Uhrzeit hier eintrudle«, erklärte Heschenbach den immer noch etwas verdutzt drein-blickenden Insassen des Wagens, als er zielstrebig den Wagen vor dem Hauptgebäude anhielt und den Motor abstellte.
»Ich glaube, wir haben uns noch gar nicht bei ihnen bedankt für unsere Rettung«, sagte Winter, woraufhin Heschenbach eine abfällige Bewegung mit der Hand machte.
»Ach was, ich glaube, ich habe viel wieder gut zu machen.«
Angelique war noch nicht ganz klar, was sie hier erwarten würde. »Was genau machen wir eigentlich jetzt noch mal hier?«
Heschenbach blickte sie verständnislos an, bevor er aus dem Wagen sprang. »Beweise sammeln, natürlich.«
Seufzend nahm Winter zur Kenntnis, dass Heschenbach die Schrotflinte auf der Ablage hatte liegen lassen, eine Schießerei wäre das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
Problemlos kamen sie bis in Heschenbachs Büro, das am Ende eines der langen nüchternen Flure lag. Um diese Uhrzeit arbeitete nur eine kleine Handvoll Wissenschaftler in der Anlage, die Besseres zu tun hatten, als durch die Gegend zu laufen und die in ihren Büros stierend vor ihren Monitoren saßen. Der Wachdienst kam erst Stunden später, um das HAARP-Projekt für die Nacht zu sichern.
Mit drei Personen wurde es ziemlich eng in Heschen-bachs mit Rechnern und Monitoren voll gepackten Kämmer-lein, das sich Büro schimpfte. Überall lagen verstreute Zettel, standen unsortierte Aktenordner und in der Ecke stapelten sich leere Pizzaschachteln. Heschenbach war offensichtlich ein richtiger Workaholic.
Platz suchend lehnte sich Angelique an eine Tischkante und blickte über Heschenbachs Schulter, der sogleich seinen Computer hochfuhr und begann in irgendwelchen Unterlagen zu blättern. Winter stand an der halb geschlossenen Tür und blickte immer wieder unsicher hinter sich in den dunklen, verlassenen Flur.
»Ich haben diesen Daten bisher immer die falsche Bedeutung zugewiesen«, flüsterte Heschenbach mehr zu sich selbst, als auf dem Monitor die Protokolle verschiedener HAARP-Versuchsreihen aufflackerten. »Ich Hornochse, ich hätte `was merken müssen.«
»Was denn?«, hakte Winter nach und blickte daraufhin angespannt kurz zurück über die Schulter in den Gang.
»Es gab Versuche außerhalb der normalen Versuchsreihen, die als Wartungsläufe deklariert wurden. Seltsamerweise gaben diese so genannten Wartungsläufe unglaubliche Werte aus, die absolut nicht stimmen konnten. Ich habe das immer auf die Schlampigkeit des Wartungspersonals geschoben und dem ganzen daher keine weitere Beachtung geschenkt. Nach heute Morgen bin ich da jedoch ganz anderer Meinung.« Heschenbach warf Winter einen grimmigen Blick zu, bevor er sich wieder seinem Computer widmete und wild begann, auf die Tastatur einzuhacken. Kurze Zeit später erwachte ein Drucker, der sich in einem Regal in einer Ecke des kleinen Raums befand, zum Leben und druckte eine ganze Reihe von Seiten aus. Heschenbach griff nach ein paar Ordnern und heftete dort weitere Seiten aus, die er zu den bereits ausgedruckten sortierte. Keine fünf Minuten später hatte er alles, was er suchte. »So fertig, damit haben wir sie«, sagte er mit einem unergründlichen Lächeln und fuhr seinen Computer wieder herunter. »Und jetzt nichts wie weg hier.«
Rasch spurteten sie nach ihrem kurzen Besuch bei HAARP den Gang entlang und schafften unbemerkt den Weg zurück zum Parkplatz. Es war kurz nach 16.00 Uhr und bereits dunkel. Als Heschenbach den Wagen wieder zurück auf den Highway steuerte und Winter sich schon Sorgen über die etlichen Autostunden machte, die sie nun wieder zurück nach
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