Der Aurora Effekt
Funkgerät knackte, als er gerade mit dem Greifarm im Meeresgrund herumstocherte.
»Dirk, bist du schon fündig geworden?«, füllt eine zerstückelte Stimme den engen Innenraum des Tauchbootes aus.
»Negativ, hier ist absolut nichts.«
»Aber das muss die Stelle sein.«
Der Mann kontrollierte seine Positionsanzeige und steuerte das Tauchboot nach Backbord.
Der Mann gehörte zu einem kleinen Team von Schatzsuchern, die in gesunkenen Wracks nach Wertgegenständen suchten. An Bord eines kleinen Trawlers befand sich die Leitstelle, von der aus man das Tauchboot dirigierte. Mithilfe des Greifarms des Tauchboots konnte man Kisten und andere Gegenstände bergen, die dann in einem Außennetz am Tauchboot abgelegt und somit an die Meeresoberfläche gebracht werden konnten. Für einen Einsatz von Tauchern lag ihr jetziges Objekt der Begierde zu tief. Sie befanden sich derzeit aber nicht auf Schatzsuche in eigener Mission, sondern erhielte von der Rederei der ›Princess of the Seas‹ den offiziellen Auftrag den Bordsafe des Luxusliners zu heben.
»Dirk, gibt es was Neues?«, kam es kurze Zeit später erneut aus dem Funkgerät.
»Langsam beginnt ihr da Oben zu nerven, ich melde mich schon, wenn ich hier was sehe außer trüber Suppe«, gab der Mann verärgert zurück. Es war heiß in der engen Kapsel und der Schweiß rann ihm über die Stirn, als er das Tauchboot vorsichtig weiter knapp über dem Meeresboden steuerte.
Was war das? Er hatte den Eindruck, das er im Augenwinkel einen Schatten erblickte hatte. War es ein großes Meereslebewesen gewesen oder aber das, wonach sie suchten. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, da sich der Sauerstoffvorrat langsam dem Ende zuneigte und ihm stand noch ein langer Auftauchprozess bevor.
»Ich glaube, ich hab was«, gab er knapp zu verstehen.
»Echt?«
»Jetzt warte erstmal, ich seh mir das mal an.«
Er drehte das Tauchboot und steuerte auf den Schatten zu, der sich nicht von der Stelle zu bewegen schien. Vielmehr wurde er immer größer und größer und entpuppte sich als dunkle Wand.
Sein Puls beschleunigte sich und er begann, noch mehr zu schwitzen. »Leute, ich glaube ich hab die Prinzessin gefunden.«
Ein Freudenschrei drang durch das Funkgerät, als das Tauchboot langsam am Rumpf der gesunkenen ›Princess of the Seas‹ entlang glitt.
Majestätisch lag sie leicht auf die Seite gedreht, aber immer noch aufrecht im Schlamm des Meeresgrundes. Schon bald würde die See sie ganz vereinnahmen und mit Muscheln und Seetang überziehen. Mit Wehmut blickte der Mann auf den einstigen Luxusliner.
»Hast du schon eine Ahnung, wie wir da reinkommen?«, drang es aus dem Funkgerät.
Stille.
»Hallo Dirk. Bist du noch da.«
Der Mann überhörte den Funkspruch, denn etwas, dass er plötzlich im Licht der Scheinwerfer erblickte, ließ ihn erstarren. Nur langsam nahm er den Funkspruch wahr.
»Ja, ich bin noch da. Du sag mal, warum war die Prinzessin doch gleich noch mal gesunken.«
Verwirrt kam die Antwort aus dem Funkgerät. »Dirk, alles in Ordnung bei dir? Du weißt doch genau, warum. Durch eine Monsterwelle.«
Stille.
»Ich bin mir da plötzlich gar nicht mehr so sicher.«
»Was ist los bei dir, Dirk, was soll diese blöde Fragerei. Wieso bist du dir da plötzlich nicht mehr so sicher?«, kam es genervt von der Kontrollstation.
»Weil ich hier im Scheinwerferlicht deutlich zwei große Löcher sehe«, gab der Mann langsam zurück. »Zwei große Einschlaglöcher, die eindeutig von zwei Torpedos stammen.«
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Mit großer Verspätung, sie hatten einen Flieger in Los Angeles nicht mehr rechtzeitig erreicht, standen Angelique und Winter völlig geschafft am nächsten Morgen gegen 7 Uhr endlich vor dem Taxistand des Hamburger Flughafens. In der Eile hatten sie ganz vergessen, sich um eine Abholgelegenheit zu kümmern und so begab sich Winter sogleich zu dem ersten Fahrzeug in der Reihe. Wenig später hielt das Taxi vor Winters Wohnung und mit einem Seufzer der Erleichterung, endlich angekommen zu sein, stiegen sie aus. Sie hatten sich geeinigt, sich erst einmal etwas Ruhe zu gönnen, die Unterlagen, die Heschenbach ihnen gefaxt hatte, liefen ja nicht weg. Rasch schafften sie die Stufen des Mietshauses bis in den dritten Stock, wo sich Winters Wohnung befand. Vor der Wohnungstür kramte Winter in seinen Taschen nach dem passenden Schlüssel und öffnete Angelique mit einer einladenden Geste die Tür. Sie hatten es geschafft. Sie waren wieder in Deutschland. Und das
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