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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
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blutende Nase hoch und spuckte danach in eine Ecke aus. Er sah grauenhaft aus, wie eine verzerrte Fratze aus einem Gruselkabinett hing ihm ein Blutrinnsal bis zum Kinn hinunter und sein beiger Pullover war blutverschmiert. »Ich habe nichts mehr zu verlieren, Winter.«
    »Und was ist mit Isabel?«, fragte Winter.
    »Isabel? Sie hat mir die Kraft gegeben, das hier durchzustehen. Wissen sie, dass Isabel direkt nach dem Experiment mit auf dem Kreuzfahrtschiff war, um den Erfolg zu kontrollieren? Getarnt als Meeresforscherin, wofür sie ja prädestiniert ist, hat sie direkt einen Bericht abgeliefert, als sie an Bord waren. Die anwesenden Zeugen hat sie dabei mühelos beseitigt. Die Frau ist eiskalt, sag ich ihnen, genau so eine Vertraute brauchte ich.«
    »Vertraute? Ich dachte sie wären ein Paar?«, blieb Winter hartnäckig.
    Fynn lachte. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich mich noch einmal verlieben kann nach diesem Elend. Auch wenn Isabel vielleicht dieser Meinung ist. Nein, wir sind einfach ein perfektes Team.« Fynns Miene verdunkelte sich. »So, und nun Schluss mit dem Geschwafel, eigentlich wollte ich ja, dass sie noch Zeuge der fantastischen Demonstration des HAARP-Projektes werden, aber ich denke, das können wir uns jetzt schenken.«
    Einen Sekundenbruchteil, bevor Fynn den Abzug durchzog, warf sich eine Gestalt auf Winter und schleuderte ihn aus der Schusslinie an die gegenüberliegende Wand. Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte Winters Trommelfell und im Augenwinkel sah er einen entgeisterten Fynn, der fassungslos auf die noch qualmende Waffe starrte, die er soeben abgefeuert hatte.
    Erst jetzt nahm Winter wahr, wer die Gestalt war, die sich schützend auf ihn geworfen hatte und sich nun an ihn klammerte. Isabels Gesicht war direkt vor ihm und sie lächelte ihr unvergleichliches Lächeln, in das Winter sich vor so langer Zeit sofort verliebt hatte. Winters Gedanken überschlugen sich. Isabel in seinem Armen, seine Isabel, sie hatte ihm das Leben gerettet und aus der Schusslinie gestoßen. Völlig überwältigt lächelte Winter sie liebevoll an, unfähig, ein Wort von sich zu geben. Er strich ihr mit einer Hand durch ihr lockiges Haar und Tränen schossen ihm in die Augen. Isabel in seinen Armen, wie er sich danach gesehnt hatte und jetzt war es endlich soweit. So viele schlaflose Nächte, soviel Qual. So große Sehnsucht all die Monate und jetzt stand sie direkt vor ihm.
    »Isabel, was tust du da?«, drang es leise aus der Ferne an Winters Ohr von einem völlig überforderten Eric Fynn, der immer noch fassungslos auf die Waffe starrte und dann zu Isabel und Winter herüberblickte.
    »Mark, bitte verzeih mir«, flüsterte Isabel und Winter merkte plötzlich, dass Ihr Atem sich merkwürdig beschleunigte. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Panik stieg in Winter auf. »Isabel, ist alles O.K. mit dir?« In diesem Moment bemerkte Winter, das sich seine linke Hand, mit der er Isabel umschloss, merkwürdig klebrig anfühlte. Blut. Fynn hatte Isabel getroffen. Kalkweiß im Gesicht legte er die nun zu zittern beginnende Isabel vorsichtig auf den Boden. Sie lächelte Winter an, aber der Glanz in ihren Augen bekam eine erschreckende Trübung. »Isabel, ganz ruhig. Alles wird gut.« Zärtlich streichelte er ihr über die Wangen. »Einen Arzt, wir brauchen einen Arzt, verdammt«, schrie er und wusste doch sofort, das dieser in dieser gottverlassenen Einöde nicht aufzutreiben war.
    Fynn stand die ganze Zeit nur wie erstarrt da und hatte die Waffe fallen lassen. »Was habe ich getan?«, stammelte er nur und ließ sich an der Wand hinab gleiten und kauerte sich wie ein verstörtes Kind in eine Ecke, wo er leise vor sich hinwimmerte.
    Winter schenkte jedoch nur Isabel Beachtung und lächelte sie an. »Du darfst jetzt nicht sterben, Isabel, halte durch. Bitte.«
    Isabel fiel es sichtlich schwer, zurückzulächeln, aber mit aller Kraft, die ihr noch blieb, schenkte sie Winter ihr strahlendes Lächeln und öffnete langsam den Mund, um Winter etwas zuzuflüstern.
    Winter kniete direkt neben Isabel und legte seinen Kopf an ihre Wange. »Isabel, du schaffst das. Du darfst jetzt nicht gehen.«
    Bis auf das kontinuierliche Surren der Server war es auf einmal erschreckend still in dem Raum und selbst der in einer Ecke zusammengerollte Fynn, der nur auf den Boden vor sich starrte, schien nicht mehr zu atmen, als Winter langsam den Kopf anhob und Isabel anschaute. Die Worte, die sie ihm zuflüstern wollte, würde er nie

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