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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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bleiben.«
    Toby lief fast so rot an wie Babette und stampfte wütend auf. »Wohl!«
    Niels brannte darauf, wegzukommen. Wenn die Bienenkästen abgerissen waren, würden sie angezündet werden. Er wusste nicht, ob er es Toby je vergeben konnte, wenn er das Feuer verpasste.
    »Ich hab das auch, mit dem Teufel!«, schrie sein kleiner Bruder.
    »Warte mal«, sagte Yaja. Sie hatte plötzlich etwas ungewohnt Lebendiges an sich. »Wenn du willst, kann ich ja mal testen, ob du Recht hast. Wie hat der Typ in Der Exorzist das noch gemacht? Warte, fällt mir gleich wieder ein.«
    Toby strahlte.
    »Okay dann«, sagte Niels eilig. Ehe Yaja es sich anders überlegen konnte, war er schon aus dem Babyzimmer hinaus,höchst zufrieden, dass Toby unter Dach und Fach gebracht war. Er schoss die Treppe hinunter, sagte im Rücken seines Vaters kurz in die Küche hinein, dass er zur Bienenweide ging, schnappte sich seine Jacke und rannte zur Tür hinaus. Es war nirgendwo Rauch zu sehen: Er kam bestimmt noch rechtzeitig.
    Er sprintete über den Kieselpfad an Bobbies Haus vorbei und tauchte dann ins Gebüsch, um den Weg abzukürzen. Hier hatten sie im Sommer Menschenfresser gespielt. Es schien Jahre her zu sein.
    Am Rand der Bienenweide blieb er stehen. Heute Morgen hatte die Weide noch fast wie immer ausgesehen, mit der doppelten Reihe Bienenkästen auf ihren Wackelbeinen und dem Gestell mit den Körben für die Schwarmvölker beim Schuppen. Aber die Gurken waren in seiner Abwesenheit nicht untätig geblieben: Nichts erinnerte mehr an den Ort, wo sein Onkel immer pfeifend in seinem Raumanzug und mit seiner Rauchpumpe herumgelaufen war und wo die Bienen mit dicken Pollenklumpen an den Beinchen an- und abgeflogen waren. Überall lagen jetzt zersplitterte Bretter herum, die die Engel mit verbissenen Gesichtern zu einem schon hoch aufragenden Holzstoß schleppten. Klaar und Karianne hauten das Holz mit einem Geißfuß noch weiter zu Brei. Ihre Mutter ruhte sich, auf eine Heugabel gestützt, gerade etwas aus. Sie bemerkte Niels und winkte ihm. Trotz der fröhlichen Gebärde sah sie müde und bekümmert aus.
    Und auf einmal erinnerte er sich wieder daran, wie böse er vorigen Sommer auf sie gewesen war, weil es so ausgesehen hatte, als hätte sie seine Mutter schon ganz und gar vergessen. So böse, dass er Babette unter anderem auch deshalb weggewünscht hatte, um Gwen eine Lektion zu erteilen. Es spielte keine Rolle, dass jemand wegwünschen gar nicht ging, er war darauf aus gewesen, ihr einen gemeinen Streich zu spielen.
    Und es tat auch nichts zur Sache, dass sie das nicht mal wusste. Er wusste es. Zögernd trat er näher.
    »Na, Niels. Sind Timo und Laurens noch nicht fertig?« »Das weiß ich nicht.« Dabei schaute er starr auf das Holz. »Ein ganz schönes Chaos, was?«
    Er nickte verlegen.
    »Und wenn man bedenkt, dass wir schon fast den kürzesten Tag des Jahres haben. Normalerweise hätten wir längst mit der Einwinterung angefangen. Im Sommer lebt eine Biene sechs Wochen, aber im Winter müssen sie sechs Monate überstehen. Wusstest du das?«
    »Hör auf, Mam«, sagte Marleen, während sie ein paar Bretter auf den Boden warf. »Du klingst ja schon wie Papa.« »Ach ja?« Gwen sah ein bisschen erstaunt aus.
    » Phänomenal , wie sie die Temperatur in der Traube von sich aus auf exakt zwölf Grad halten können«, sagte Marise.
    Klaar und Karianne fingen an zu lachen.
    »Ja, und während der Winterruhe geht die Zahl der Bienen in einem Volk ganz von allein auf ein Viertel zurück!«, sagte Marleen zu Marise.
    »Jungejungejunge.« Marise rieb sich die Hände. »Man kann sich einfach nicht daran satt sehen, was? Man kann nur immer wieder staunen.«
    Jetzt musste auch Tante Gwen lachen. In einem Ton, als falle es ihr schwer, das zuzugeben, sagte sie: »Na ja, an Begeisterungsfähigkeit hat es hier jedenfalls nie gemangelt. Hopp, Mädchen, es gibt noch einen Haufen Arbeit. Hilfst du auch mit, Niels?«
    Er schämte sich so dafür, dass er ihr im Sommer etwas Böses hatte zufügen wollen, dass er nun unbedingt etwas sagen wollte, was sie gern hören würde. »Ich habe von Onkel Timo ganz viel über die Bienen gelernt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Sie hob die Heugabel.
    »Zum Beispiel...«, er dachte angestrengt nach, »dass ein Volk eigentlich wie ein einziges Lebewesen ist, weil die Bienen alle genau dasselbe wollen, nämlich gemeinsam heil und gesund bleiben.«
    »Das hast du gut behalten«, sagte sie anerkennend, aber es klang

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