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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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glücklich.
    Aber heute ärgerte es sie bloß. »Na toll. Und was soll ich jetzt damit anfangen?«
    »Tut mir leid.« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Tut mir wirklich leid.«
    »Mitch und ich …«
    »Da will ich mich gar nicht einmischen.«
    »Und was machst du dann hier?«
    »Wie … Wie läuft es denn bei euch?«
    »Ich mag ihn. Endlich interessiert sich mal einer für mich, endlich will einer wirklich mit mir zusammen sein. Und er hat kein Problem damit, dass alle davon erfahren.« Alex zuckte zusammen. Gut so. »Außerdem ist er intelligent. Und stark, viel stärker, als wir alle dachten.«
    »Aber?«
    »Warum muss es ein ›Aber‹ geben?«
    »Es gibt also keins?«
    »Nein. Nein, es geht mir nur ein bisschen zu schnell. Für ihn ist es jetzt schon die große Liebe. Er hält das alles für ein Musical, und all die Aufregung der letzten Tage ist für ihn Teil der Dramaturgie.«
    »Und du bist anderer Meinung?«
    »Ich weiß nicht. Es ist alles so kompliziert.« Sie seufzte. »Zum Beispiel vorhin, als ich gesagt habe, die Flaschen wären in einem Bankschließfach. Das war gelogen.«
    »Was? Aber du hast doch einen Schlüssel?«
    »Ja, ich hab mir ein Schließfach besorgt, aber nicht für die Flaschen, sondern für das Geld. Die Flaschen sind im Wagen des Dealers. Ich wollte bloß Zeit gewinnen, damit wir zur Polizei gehen können. Aber Mitch will das nicht. Dann kommt er ins Gefängnis, meint er.«
    »Natürlich. Er hat einen Menschen umgebracht. Er hat es nicht anders verdient.« Alex sah sie an, bis sich seine Augen weiteten. »Aber du willst nicht, dass er ins Gefängnis kommt. Stimmt doch, oder? Weil du dann nicht mehr in den Spiegel schauen könntest. Weil er es für dich getan hat.«
    »Nein, so einfach ist das nicht, er …«
    »Doch.« Alex zuckte die Achseln. »Mach dir nichts vor. Er hat es nur für dich getan. Alles.«
    »Arschloch.«
    »Ich sag’s nur, wie es ist.«
    Sein ruhiger, überzeugter Tonfall gab ihr den Rest. »Weißt du was? Ich hab das Gefühl, ich kenne dich überhaupt nicht mehr.« Plötzlich war sie wütend, nur noch wütend. »Du gehst mit mir ins Bett, ein ganzes Jahr lang, aber nein, natürlich hat es nichts zu bedeuten. Aber sobald sich einer wirklich für mich interessiert, bin ich auf einmal alles, was du hast.«
    »Aha, ich interessiere mich also nicht für dich?« Im selben Moment trat er vor, legte ihr die Hände auf die Schultern, zog sie an sich und presste seine Lippen auf ihren Mund. Sie spürte seinen festen Körper, seine Muskeln, seine selbstbewusste Haltung, ein zugleich vertrautes und berauschendes Gefühl. Ihr wurde heiß, genau wie früher –
    Doch sie wandte den Kopf ab. »Nein.«
    »Jenn …«
    »Hast du denn gar nicht zugehört?« Sie schob ihn weg.
    Alex wich zurück und wirkte gekränkt. »Du hast mich genauso angelogen. Schon vergessen? Und ich konnte meine Tochter …«
    »Ja, ja.« Sie schnaubte. »Du wiederholst dich.« Vor Wut zitterten ihre Hände, aber sie fühlte sich gut. Ihre Angst, ihre Verwirrung waren verflogen. »Alles klar. Danke, dass du vorbeigekommen bist.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten.«
    »Nein, du wolltest dich entschuldigen, und das hast du ja auch getan.« Sie trat einen Schritt zurück, in die Wohnung, und legte die Hand auf die Klinke. »Also ist ja alles in Butter.«
    »Warte, Jenn!«
    »Geh und schau deiner Tochter beim Fußball spielen zu.« Damit schloss sie die Tür.
    Schlechter hätte es gar nicht laufen können.
    Alex stand noch lange vor der geschlossenen Tür. Sollte er noch einmal klopfen? Würde sie ihm überhaupt aufmachen? Irgendwann schlich er die Treppe hinunter und setzte sich ins Auto. Und fing an, darüber nachzudenken, was er alles nicht hatte.
    Keinen Job. Keine Familie. Keine Freunde. Keine Freundin. Und alles, jedes einzelne Problem, der ganze Schmerz, war seine eigene Schuld. Er hatte sein Leben Schritt für Schritt zerlegt, bis nichts mehr übrig war.
    Jenn hatte recht. Er bog sich die Welt zurecht, wie es ihm gefiel. Was ihm nicht in den Kram passte, ignorierte er einfach. Das hatte er jetzt davon.
    Aber es ging nicht nur um ihn. Zu allem Überfluss hatte er auch noch andere Menschen in Gefahr gebracht. Vor allem den wichtigsten Menschen überhaupt. Irgendwo da draußen lief dieses kranke Arschloch Victor herum und überlegte sich gerade, was er seinem Kind alles antun könnte. Alex holte aus und donnerte die Faust aufs Lenkrad.   Verdammte Scheiße!   Er hatte den Schwarzen Mann auf

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