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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Arsch gefickt werden wollen?«
    »Ja. Gut, wenn ihnen klar wäre, was ihnen da in die Hände gefallen ist, sähe es vielleicht etwas anders aus.« Er zuckte die Schultern. »Oder auch nicht. Wie Sie wissen, braucht es nicht viel, um einen Menschen vom rechten Weg abzubringen. Und das Geld ist eine große Verlockung.«
    »Apropos Geld. Sie wollen ihnen das Geld also wirklich überlassen?«
    »Ich halte mein Wort. Aber keine Sorge, Sie bekommen Ihre zweihundertfünfzigtausend.«
    »Aber warum?«
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Zweihundertfünfzigtausend Dollar sind zweihundertfünfzigtausend gute Gründe, nicht zur Polizei zu gehen.«
    »Sie könnten unsere vier Freunde doch einfach verschwinden lassen.«
    »Zu riskant. Vielleicht haben sie ja wen, der auf sie wartet und womöglich eine Vermisstenanzeige aufgibt? Nein, sicher ist sicher. Die vier wissen nicht, was ihnen da in die Hände gefallen ist, und erst recht nicht, mit wem sie es zu tun haben. Also müssen wir nur abwarten und Tee trinken.« Er beugte sich vor und klopfte aufs Mikro. »Wir können fahren, Andrews.« Fast im selben Moment setzte sich der Wagen in Bewegung. »Und Sie behalten derweil die Lady im Auge.«
    »Schon vergessen? Ich arbeite nicht für Sie. Sie haben mir nichts zu befehlen.«
    Victor seufzte. »Ja, aber falls unsere Freunde doch etwas im Schilde führen, wird es über die junge Dame laufen. Sie hat das Schließfach eingerichtet, ohne sie kommt keiner an die Ware. Deshalb habe ich auch nicht darauf bestanden, dass sie mir den Schlüssel aushändigt. Und natürlich habe ich meine eigenen Männer, aber keiner von denen kann Ihnen das Wasser reichen. Deshalb bitte ich Sie noch einmal in aller Freundlichkeit und in unserem beiderseitigen Interesse, ein Auge auf unsere hübsche Freundin zu haben.«
    »Na schön.« Bennett kratzte sich am Kinn. »Stimmt schon. Sollten sie uns einen Streich spielen, werden sie die Kleine nicht im Stich lassen. Drei Männer, eine Frau. Das weckt Beschützerinstinkte.«
    »Ja. Fragt sich nur, wie weit sie damit kommen.«

27
    NACHDEM SIE NOCH EINE STUNDE ZIELLOS DURCH DIE STADT GESTREIFT WAREN ,   wollte Jenn endgültig nach Hause. Mitch wollte sie begleiten, doch sie ließ nicht mit sich reden. Dabei war er ihr durchaus wichtig, und auch ihre Entschuldigung für ihr Verhalten vor dem Überfall war keineswegs gelogen gewesen. Aber ihr ging das alles viel zu schnell. Vielleicht hatten sie tatsächlich eine Chance, sie und Mitch. Vielleicht. Auf jeden Fall war er der einzige ihrer drei männlichen Freunde, dem sie jetzt noch vertraute. Doch er benahm sich schon nach ein paar gemeinsamen Nächten, als würde er jeden Moment vor ihr auf die Knie fallen. Und das war ihr gerade einfach zu viel.
    »Kommst du klar?«, fragte er.
    »Ja, ja. Ich brauch nur ein bisschen Abstand.«
    »Von mir?«
    »Von allem.« Sie nahm seine Hand. »Was du da vorhin gesagt hast …«
    »Tut mir leid, das war dumm von mir. Voreilig.«
    »Nein, ich fand es süß. Wirklich. Und ich mag dich auch. Lass mir einfach etwas Zeit, okay? Wenn wir das alles hinter uns haben und sich alles ein bisschen beruhigt hat, schauen wir weiter. In Ordnung?«
    »Ja, klar.«
    »Dann könntest du mich ja mal anrufen. Und wir gehen aus wie zwei ganz normale Leute.«
    Auf seinem Gesicht ging die Sonne auf. »Das mach ich.«
    »Ich freu mich drauf.«
    »Ich mich auch.« Er lachte. »Dann gönnen wir uns was, wir gehen richtig chic essen. Und Johnny zahlt die Rechnung.«
    Darüber musste auch sie lachen, und als sie wenig später in ein Taxi stieg und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, bereute sie kurz, ihn allein auf dem Gehsteig stehen gelassen zu haben, die Hände in die Taschen vergraben.
    Andererseits war es ein großartiges Gefühl, in ihrem einsamen Apartment anzukommen und alles, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, auszusperren. Vielleicht war es eine schlechte Angewohnheit, vor ihren Problemen davonzulaufen, ja, im Grunde wollte sie sich ändern – keine Spielchen mehr spielen, ihre ironische Distanz aufgeben, endlich Nägel mit Köpfen machen. Aber nicht jetzt, und nicht alles auf einmal. Im Moment wollte sie ihr Leben nur noch in den Leerlauf schalten. Vergessen, dass ihr Freundeskreis zerfiel, dass sich ihre ganze Welt verwandelte, dass sie von Monstern in Menschengestalt verfolgt wurde. Einen Wodka trinken, in einer hirnlosen Illustrierten blättern und alles hinter sich lassen. Sie hatte es satt, immer nur die starke Frau spielen zu müssen.

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