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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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dabei helfen.«
    Victor lachte. »Nicht helfen? Sie haben mir doch schon geholfen! Wirklich, ich muss mich bei Ihnen und Ihren Freunden bedanken. Sie hatten die Ware tagelang in Ihrem Besitz. Zweifellos haben Sie geahnt, dass der Inhalt dieser Flaschen brandgefährlich ist. Ja, ich schätze, insgeheim haben Sie von Anfang an gewusst, worum es sich handelt. Stimmt’s oder hab ich recht?«
    Mitch schüttelte den Kopf.
    Trotzdem lächelte Victor. »Doch, natürlich. Sie haben es gewusst, von Anfang an. Aber wenn Sie den Tatsachen ins Auge gesehen hätten, hätten Sie irgendetwas unternehmen müssen – und das ist, wie wir gesehen haben, nicht gerade Ihr Fachgebiet.«
    »Sie wissen doch gar nichts über uns.«
    »Stimmt. Aber ich weiß, dass Sie mich hätten aufhalten können. Wenn Sie wirklich gewollt hätten, dass niemand zu Schaden kommt, hätten Sie bloß zur Polizei gehen müssen. Und ich weiß, dass Sie es nicht getan haben.«
    Jedes Wort traf wie ein Vorschlaghammer. Fast hätte Mitch angefangen zu argumentieren, nein, so einfach war es nicht, so leicht hatten sie es sich nicht gemacht. Aber wenn er ehrlich war, hatte Victor vollkommen recht: Sie hatten sich nicht nur gegenseitig verraten, sie hatten Hunderte, vielleicht Tausende unschuldiger Menschen verraten. Noch vor einer Woche hätten sie Leute, die so handelten, am liebsten an die Wand gestellt.
    »Ich sehe, wir verstehen uns. Natürlich, hätten Sie sich gar nicht erst eingemischt, würde Sie keine Schuld treffen. Aber Sie hatten nun mal die Chance, mich aufzuhalten, und Sie haben es nicht getan. Damit tragen Sie eine Mitschuld. Wenn meine Kunden zuschlagen – und glauben Sie mir, auf solche Menschen ist Verlass –, sind auch Sie verantwortlich.« Victor trank einen Schluck Scotch. »Deshalb packen Sie jetzt bitte die Flaschen in die Tasche und stellen sie auf die Theke.«
    »Warum?«
    »Weil Sie wissen sollen, dass Sie verloren haben. Endgültig und auf der ganzen Linie.« Er schenkte ihm ein breites, blitzendes Lächeln.
    Im Grunde war es egal, aber Mitch gönnte ihm diesen Triumph nicht. »Nein.«
    »Ach, Mitch. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten mir jedes einzelne Wort glauben? Und jetzt …« Seine Stimme senkte sich um eine Oktave, der Tonfall des geborenen Alphatiers. »… sollten Sie mir glauben, dass Sie die Flaschen sofort in die Tasche packen werden. Dass Sie die Tasche auf die Theke stellen werden. Und dass Sie sich hinterher dafür bedanken werden, dass Sie mir diesen Dienst erweisen durften.«
    »Nein. Und noch etwas – Sie haben sich geirrt. Die Polizei ist schon unterwegs. Sie wird jeden Moment hier sein.«
    »Ach, wirklich?« Victor zog ein Handy aus der Tasche. »Schon erstaunlich, was man mit den kleinen Dingern heutzutage so alles anstellen kann. Man kann sich den Weg erklären lassen, Musik hören, sogar …« Er präsentierte ihm das Display. »… Fotos machen.«
    Nein. Nein, nein, nein.
    Ein kleines, aber kristallklares Bild: Ian und Jenn auf der Couch in ihrem Wohnzimmer.
    »Wie Sie sehen, haben es Ihre Freunde nicht zur Polizei geschafft. Denken Sie nicht, Sie sollten mich langsam mal beim Wort nehmen?« Wieder senkte sich seine Stimme. »Also packen Sie verdammt noch mal die Flaschen in die Tasche. Sonst sorge ich dafür, dass Ihre Freundin bald um ein paar Finger ärmer ist.«
    Jenn konnte es nicht fassen.
    Natürlich hatte Ian seine Probleme: das Koks, die Sache mit dem Buchmacher – zwei schwere, aber nachvollziehbare Fehler. Jetzt handelte er schlicht bösartig.
    Er hatte sie ans Messer geliefert. Er hatte dem Fremden nicht nur Geld versprochen, wenn er ihn am Leben ließ –   ihn , nicht   sie , wohlgemerkt – nein, er hatte ihm auch noch verraten, dass sie sich die Schere geschnappt hatte. Und damit hatte er sie faktisch umgebracht. Er konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass der Typ sein Versprechen halten würde.
    »Also los«, sagte der Fremde. Ian stemmte sich hoch und hinkte Richtung Flur, ohne ihr in die Augen zu blicken. Was für ein Feigling. Wie es aussah, wollte er in die Küche. Noch vor einer Stunde hatten sie sich dort überlegt, wie sie ihre Fehler wiedergutmachen könnten. Und jetzt?
    »Du kommst mit, Schätzchen.«
    War ja klar. Widerwillig stand sie auf. Sie hatten alles verloren. Ian hatte ihm alles versprochen, was noch von dem Geld übrig war, über zweihunderttausend Dollar, also auch ihren, Mitchs und Alex’ Anteil.
    Moment. Das war doch gar nicht möglich.
    Sie runzelte die Stirn.

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